"Sinki legt Bombe" "Fernsehen zieht Stecker raus"
19.07.2007, 15:32 UhrAls schweren Schlag für den Radsport bewertet die internationale Presse den positiven Dopingbefund von Patrik Sinkewitz. Der Tour-Rückzug von ARD und ZDF stößt allerdings auf Unverständnis. In Spanien werden die deutschen Reaktionen durchweg als übertrieben gesehen.
Für das Schweizer Fernsehen (SF) ist ein Abbruch der Live-Übertragungen kein Thema. "Es ist nicht unsere Aufgabe, Moralapostel zu spielen. Es ist besser, den Sport kritisch journalistisch zu begleiten. Dass das Dopingproblem wahrgenommen und offen diskutiert wird, ist gerade auch ein Ergebnis der kritischen Berichterstattung," erklärt SF-Pressesprecher Urs Durrer in der Basler Zeitung.
BELGIEN:
De Morgen: "Der Tag, an dem Deutschland sich vom Radsport verabschiedet. Deutsche Tour-Hysterie. Die deutsche Presse, auch ARD und ZDF, suchten geradezu aktiv nach Dopinggeschichten. Die Reaktion in Deutschland hat sicher übertriebene Proportionen, aber vielleicht zum richtigen Zeitpunkt. Das ist aber nicht die definitive Lösung im Kampf gegen Doping."
La Derniere Heure: "Dem T-Mobile Team drohen durch den Dopingfall ernsthafte Konsequenzen. Der Geschmack einer faulen Frucht -das deutsche Fernsehen hat genug von Doping."
FRANKREICH:
L'Equipe: "Ein neuer schwerer Knall in Deutschland"
Le Figaro: "Für den deutschen Radsport war der Dopingfall wie ein Peitschenschlag."
Le Monde: "Man hatte bei der Tour positive Dopingbefunde erwartet, aber nicht gerade bei dieser Mannschaft. Die größere Anzahl der Kontrollen zeigt Wirkung."
GROSSBRITANNNIEN:
The Independent: "Der Sport hat im Kampf gegen Doing einen Rückschlag gegeben."
The Telegraph: "Drastische Entscheidung. Das deutsche Fernsehen hat wegen Doping den Stecker rausgezogen."
The Times: Sinkewitz' Dopingtest versetzt Deutschland in Aufruhr."
ITALIEN:
Corriere dello Sport: "Patrick Sinkewitz ist der Fall, der den Geduldsfaden in Deutschland zum Reissen bringt. Italiens Radsportpräsident kritsiert deutsche TV-Sender."
Gazzetta dello Sport: "Die deutschen TV-Kanäle schalten die Tour aus. Der neue Skandal, der den deutschen Radsport überrollt, hat eklatante Folgen. Millionen Euro wurden in Werbung investiert, die nun keiner sieht."
La Stampa: "Die deutschen TV-Sender haben in puncto Doping die drastischste Position eingenommen. Die Deutschen fühlen sich verraten und Verlangen eine Säuberungsaktion".
Tuttosport: Deutschland schaltet die Tour aus. Ein eklatanter Beschluss. Die deutschen TV-Teams haben Frankreich aber nicht verlassen und könnten am Samstag wieder auf Sendung gehen, wenn Andreas Klöden das gelbe Trikot erobern kann".
NIEDERLANDE:
ALLGEMEEN DAGBALD: "Sinki legt Bombe unter T-Mobile. Sein Team steht vor dem Ausstieg. Sinkewitz ist seit Tagen nicht mehr bei der Tour, aber sein Name war in aller Munde. Die B-Probe ist Formsache. Die mit 153 Angestellten in Frankreich arbeitenden Sender ARD und ZDF haben wie angekündigt den Stecker rausgezogen".
De Telegraaf: "Kabel aus dem Stecker -Deutsche Heuchelei. ARD und ZDF haben sich als das Gewissen des Radsports profiliert. Aber müsssen sich Medien nicht mit Berichterstattung beschäftigen anstelle von Stellungnahme? Wie sieht es mit Sendungen über Skilanglauf, Biathlon, Triathlon, Leichtathletik oder Boxen aus. Kann man in Deutschland noch italienischen Fussball zeigen?"
Volkskrant: "Das Vetrauen in die Fahrer ist völlig weg. Am Mittwoch wagte niemand daran zu denken, wie es um den Radsport in Deutschland im kommenden Jahr aussehen wird. Die Sponsoren überdenken ihre Engagement. Der Fall Sinkewitz hat hunderte Arbeitsplätze in Gefahr gebracht. Der Boykott von ARD und ZDF stößt auf Unverständnis. Was werden sie tun, wenn Andreas Klöden auf den Champs-Elysees gewinnt?"
Het Laatste Nieuws: "Die Sinkewitz-Probe war ein neuer, schwerer Schlag für den Radsport. Merkwürdig, was Prof. Dr. Walter Schmidt dazu sagt. Der Mediziner des T-Mobile Teams fühlt sich tatsächlich nicht angesprochen."
ÖSTERREICH:
Kronenzeitung: "Dopingalarm bei Patrik Sinkewitz."
Kurier: Vom Hoffnungsträger zum Sünder. Am Sonntag zog sich Sinkewitz beim Sturz schlimme Verletzungen zu, doch der wirklich tiefe Fall ereilte den Deutschen drei Tage später. Die deutschen Fernsehsender reagieren auf Doping-Verdacht. Die Affäre um den ehemaligen Superstar Jan Ullrich sowie Doping-Geständnisse mehrerer namhafter Radprofis haben Deutschland für die Problematik sensibilisiert.
SCHWEIZ:
Basler Zeitung: "Schweizer Fernsehen überträgt Tour weiter. Nicht die Aufgabe, Moralapostel zu spielen."
Tageszeitung: "Dunkle Wolken über der Tour. Es wird weiter gedopt. Aber die Maschen der Jäger sind enger geworden. Die Tour ist nicht verseuchter, aber sicher sauberer als zur EPO-Blütezeit, als Jan Ullrich auch im deutschen Fernsehen ein Held war. An diesen Verhältnissen müssen sich ARD und ZDF messen lassen. Sie sind weder konsequent, noch rütteln sie auf. Sie sind nur heuchlerisch."
SPANIEN:
Marca: "Ein positives Ergebnis versetzt Deutschland in Kriesgzustand."
Quelle: ntv.de