Kriminalitätsproblem Formel-1-Tross in Angst
29.03.2002, 20:44 UhrBernie Ecclestone hat Moskau und die Türkei als wahrscheinliche Gastgeber für künftige Formel-1-Rennen ins Spiel gebracht. Dafür werden andere Stationen daran glauben müssen. Ein Aspekt dabei ist gewiss auch der Sicherheitsstandard. Von dieser Warte aus gesehen, hat Sao Paulo schlechte Karten.
Im vergangenen vergangenen Jahr war Minardi-Teammanager Tony Lees nach einem Bankbesuch eine Waffe auf den Kopf gerichtet worden, ähnlich erging es BMW-Teammitgliedern. Aus den Boxen an der Strecke verschwanden unter anderem Laptops und Felgen von Formel-1-Rennern.
Inzwischen haben die Teams mit Verhaltensregeln darauf reagiert. Der Großteil der Teamangehörigen von Jaguar bis Arrows trägt bei der gefährlichen Heimfahrt von der in einem Armenviertel gelegenen Rennstrecke neutrale Shirts statt der farbenprächtigen Arbeitskleidung, um inkognito möglichen Überfällen zu entkommen.
Die Tatsachen in der 25 Millionen-Metropole sind in der Tat beängstigend. Seit 2001 hat sich die Zahl der Kidnapping-Fälle vervierfacht. "Die Kriminalität hat in Sao Paulo die Toleranzgrenze erreicht. Jeder in unserer Stadt lebt in Angst", wurde unlängst Bürgermeisterin Marta Suplicy in einer Zeitung zitiert.
BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher fand zu diesem Thema klare Worte. "Ich finde es nicht normal, dass man hier ab fünf Uhr abends nur noch im schusssicherem Auto herumfahren kann und jeden Moment damit rechnen muss, eine Waffe an der Schläfe zu haben."
Rubens Barrichello sieht die Situation in seinem Heimatland gezwungenermaßen etwas weniger problematisch. "Probleme gibt es überall. Du darfst in Brasilien halt nicht mit Gold um den Hals rumlaufen", sagt der Ferrari-Pilot.
Als Problem hinzu kommt noch das potenziell tödliche Dengue-Fieber, das von Moskitos übertragen wird. In Sao Paulo wurden insgesamt 1110 zumeist von außerhalb "importierte" Fälle registriert, allerdings sollen sich auch 31 Personen die Krankheit in der Stadt geholt haben.
An die Formel-1-Teams wurden Broschüren über die gefährliche Krankheit verteilt, die Strecke seit zwei Monaten regelmäßig auf die gefährlichen Stechmücken untersucht. Mögliche Gefahrenquellen wie herumliegende Reifen, in denen sich das von den Moskitos als "Brutplatz" geliebte Wasser sammeln könnte, glauben die Gesundheitsbehörden ausgeschaltet zu haben.
Quelle: ntv.de