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Testverbote und weniger Motoren Formel 1 muss sparen

Die Formel 1 fährt künftig einen radikalen Sparkurs: Der Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobil-Verbandes FIA hat für die kommende Saison einschneidende Einsparungen um etwa 30 Prozent gegenüber 2008 beschlossen. Damit reagierte der Dachverband auf seiner Sitzung in Paris drastisch auf die zuletzt explodierenden Kosten in der Königsklasse und die sich zuspitzende Krise in der Automobilindustrie.

"Die Veränderungen haben die uneingeschränkte Zustimmung der Formel-1-Teams, die eine Hauptrolle bei deren Entwicklung gespielt haben", teilte der Weltrat in einer Presseerklärung mit, nachdem die beiden Lager in der Zusammenarbeit häufig gegensätzliche Meinungen vertreten hatten.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hat die Entscheidung des FIA-Weltrats gelobt. "Das ist ein guter und großer Schritt in die richtige Richtung", sagte Haug. Durch die beschlossenen Reformen sollen 2009 im Vergleich zur vergangenen Saison 30 Prozent der Ausgaben der Rennställe gespart werden. Es gebe aber weitere Sparpotenziale, und Mercedes-Benz werde sich dafür einsetzen, dass diese auch genutzt werden, sagte Haug.

Testverbot in der Saison

Vor allem im Motorenbereich gibt es weitreichende Einschnitte und Veränderungen. Allein hier rechnet der Weltrat mit einer Halbierung der Kosten gegenüber 2008. In der kommenden Saison darf ein Fahrer nur noch maximal acht Triebwerke benutzen. Ein Achtzylinder muss künftig drei statt zwei Grand-Prix-Wochenenden halten und darf nur noch maximal 18.000 Umdrehungen/Minute leisten.

Von 2010 an müssen Privatteams für weniger als fünf Millionen Euro pro Saison einen kompletten Motorensatz entweder von einem Hersteller oder einem unabhängigen Triebwerkproduzenten erhalten. Diese Motoren müssen bis 2012 eingesetzt werden.

Gewaltig kostendämpfend dürfte sich das Testverbot während der Saison auswirken. Auch der ausufernde Einsatz von bis zu zwei Windkanälen pro Rennstall rund um die Uhr wurde eingeschränkt: Nur noch 60 Prozent-Modelle und Strömungen von maximal 50 Metern pro Sekunde sind erlaubt.

Weniger Mechaniker in der Box

Die Formel-1-Fabriken müssen während eines Jahres sechs Wochen lang geschlossen bleiben. Bislang kamen die Techniker, Ingenieure und Mechaniker kaum zum Verschnaufen. Längere Ferien waren angesichts des dicht gedrängten Kalenders, des gewaltigen Arbeitspensums und der rasanten Entwicklungsdynamik ausgeschlossen.

Am Rennwochenende soll die Zahl der Mitarbeiter in und außerhalb der Box reduziert werden. Auch wenn die FIA keine konkreten Zahlen nannte, ist klar, dass sich künftig weniger Mechaniker um ein Rennauto kümmern dürfen.

Medaillen statt Punkte?

Durch eine Reihe neuer Ideen soll das Spektakel zudem noch spannender und reizvoller werden. So könnte die in drei K.o.-Runden ausgefahrene Qualifikation einen neuen Modus erhalten. Die von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vorgeschlagene Medaillenvergabe wie bei Olympischen Spielen anstatt Punkten für die acht Besten bleibt ebenfalls denkbar. Was letztendlich umgesetzt wird, hängt von den Ergebnissen einer Marktanalyse ab.

2010 geht der Sparkurs weiter: Bis dahin sollen für den Chassisbereich mehrere Veränderungen erarbeitet werden. Am Rennwochenende werden dann beispielsweise Reifenwärmer und das Nachtanken verboten. Sogar eine Verkürzung der Grand Prix soll je nach Ergebnis der Marktanalyse denkbar sein.

Zukunftsmusik sind angedachte Reformen für die kommenden Antriebsvarianten. Hier wollen FIA und die Formel-1-Teamorganisation FOTA gemeinsam an einem Strang ziehen und Vorschläge entwickeln. Das von 2009 an einsetzbare Energierückgewinnungssystem KERS soll da in ausgereifter Form eine große Rolle spielen.

Hockenheimring will Geld vom Bund

Unterdessen hofft der Hockenheimring auf finanzielle Unterstützung vom Bund, um den aus finanziellen Gründen gefährdeten Großen Preis von Deutschland 2010 zu retten. "Das Formel-1-Rennen ist ein Mega-Event wie etwa die Fußball-Weltmeisterschaft. Da kann auch die Bundesregierung etwas tun", begründete Karl-Josef Schmidt, einer der Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, die Bitte um Unterstützung auf höchster Ebene. "Wir haben eine Deadline bis Ende März 2009. Bis dahin muss die Finanzierung stehen. Sonst wird es wohl keine Formel 1 mehr auf dem Hockenheimring geben."

Vertreter der Stadt Hockenheim, der Metropolregion Rhein-Neckar, der Industrie- und Handelskammer, der Automobilindustrie und anderer Interessenten hatten sich am Donnerstag im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium in Stuttgart getroffen, um Lösungen für den stark gefährdeten Grand Prix zu finden. "Alle Beteiligten haben ein großes Interesse daran, das Rennen zu erhalten", versicherte Schmidt.

Quelle: ntv.de

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