US-Skistar verzweifelt bei Heim-WM Fräulein Vonns fehlendes Gespür für Schnee
08.02.2015, 13:13 Uhr
Einmal Bronze, einmal nichts: Das ist für Lindsey Vonn eine verheerende WM-Bilanz.
(Foto: AP)
Es soll ihre WM werden, es wird ein Debakel: Statt zweimal Gold holt US-Skistar Lindsey Vonn bei ihrer Heim-WM nur Bronze. Die Überform, mit der sie vor wenigen Wochen in die Rekordbücher fuhr, ist weg. Eine Verzweiflungstat soll nun noch für ein Wunder sorgen.
Als zweifache Gold-Anwärterin in den schnellen Disziplinen startete US-Star Lindsey Vonn in die Ski-WM in ihrem Heimatland. Und dann das: Das erste Gold gewann Anna Fenninger aus Österreich. Vonn wurde Dritte und behauptete, über Bronze im Super-G wirklich "happy" zu sein. Das zweite Gold gewann Tina Maze aus Slowenien. Und Lindsey Vonn? Wusste nicht mehr so recht, was sie sagen sollte.
Nach Platz fünf in der Abfahrt spulte die geschlagene 30-Jährige im Schnelldurchlauf Erklärungen und Entschuldigungen herunter. Doch ihr Blick, obwohl durch eine große Sonnenbrille geschützt, verriet Verzweiflung. Es sollten Vonns Weltmeisterschaften werden in Vail und in Beaver Creek, sie finden ja direkt vor ihrer Haustür statt. Doch Bronze aus dem Super-G als Zwischenbilanz ist zu wenig für ihre hohen Ansprüche und auch für die des US-Verbandes, der voll auf Vonn setzt.
Vonn'sche Verzweiflungstat
Gemessen an ihren hohen Ansprüchen, an den von ihr geweckten Erwartungen und dem gewaltigen Medien-Hype in den USA ist die WM bisher ein einziges Desaster. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, folgt nun eine Verzweiflungstat: "Ich werde Slalom trainieren. Ich hab keine Ahnung, ob was geht - aber ich werde versuchen, ein Wunder zu schaffen", sagte Vonn.
Dabei geht es nicht um den Spezialslalom. Es geht um die Super-Kombination am Montag (ab 18 Uhr MEZ), bestehend aus der Abfahrt und einem Slalom-Durchgang. Im alpinen Zweikampf war Vonn mal richtig gut: Zwölfmal stand sie auf dem Podest im Weltcup, feierte fünf Siege. Nur: Die letzte Super-Kombi ist die 30-Jährige im Dezember 2012 gefahren, und da schied sie aus. Den letzten Slalom bestritt sie im Januar 2013, ohne Ergebnis. Keine guten Voraussetzungen für ein Wunder.
Der gedrückten Stimmung im eigenen Lager begegnet Vonn mit Trotz und großen Worten. "Ich habe noch zwei Chancen und werde 110 Prozent Einsatz geben", sagte die Freundin von Golfstar Tiger Woods und versprach: "Ich gebe das Beste, was ich kann."
Fenninger und Maze dominieren
Doch ausgerechnet zu ihrer Heim-WM hat die US-Amerikanerin die Form verloren, die ihr noch vor wenigen Wochen den Rekord mit 64 Weltcup-Siegen einbrachte. In den Speeddisziplinen schien sie beinahe unbezwingbar. "Nach ihren Erfolgen in Europa und dem Rekord, den sie erreicht hat, erwarten sich alle, das gesamte Umfeld und sie selbst natürlich auch Medaillen von ihr", erkannte auch der österreichische Sportdirektor Hans Pum. "Sie hat eine gewonnen, aber es ist nicht so leicht."
Was ohne den öffentlichen Druck möglich ist, zeigten Anna Fenninger und Tina Maze. Die Stars der ersten Woche gewannen jeweils einmal Gold und einmal Silber. Im Super-G zum Auftakt lag die Österreicherin Fenninger im Ziel drei Hundertstelsekunden vor Maze, drei Tage später drehte die 31 Jahre alte Slowenin das Ergebnis: Ein Mini-Vorsprung von 0,02 Sekunden sicherte der Gesamtweltcupsiegerin von 2013 das dritte WM-Gold ihrer Karriere, Fenninger blieb Silber. In der Kombination am Montag streben nun beide eine weitere Medaille an - wie Lindsey Vonn.
Die hat bereits angekündigt, am kommenden Donnerstag auch im Riesenslalom an den Start zu gehen. Immerhin: In ihrem letzten Weltcup-Rennen in dieser Disziplin war sie Erste. Doch auch das liegt schon zwei Jahre zurück. Das Resultat bei Olympia 2014 lautete in dieser Disziplin: Erste Maze, Zweite Fenninger. Und Dritte war DSV-Starterin Viktoria Rebensburg.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid