"Völlig durch den Wind" Franziska im Interview
04.08.2002, 10:38 UhrFrage: "Wie haben Sie Ihr Weltrekord-Rennen erlebt?"
Franziska van Almsick: "Auch für mich war das ein unglaubliches Rennen. Jeder hat vom Weltrekord gesprochen, jeder hat ihn erwartet. Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass ich ihn heute schwimme. Ich bin ins Wasser und habe die Flucht nach vorn angetreten. Wäre die Bahn fünf Meter länger gewesen, wäre ich, glaube ich, nicht angekommen."
Frage: "Sie sind extrem schnell angegangen."
van Almsick: "Ich musste mich eher noch zügeln am Anfang. Ich wollte schnell angehen und gucken, was hinten dabei herauskommt."
Frage: "Wie haben Sie sich vor dem Rennen gefühlt?"
van Almsick: "Mir war schlecht und schwindelig, ich hatte Kopfschmerzen. Ich hatte schon übelste Wahnvorstellungen. Ich wollte zehn Minuten vor dem Rennen aus der Halle gehen und so tun, als würde mich das Ganze nichts angehen."
Frage: "Und nach dem Rennen?"
van Almsick: "Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen. Ich bin unheimlich zufrieden und unheimlich stolz. Ich wusste ganz tief in mir drin, dass ich es drauf habe. Es haben nicht viele an mich geglaubt, einige haben es gehofft. Und das ist die tiefe Zufriedenheit in mir, dass ich verdammt noch Mal Recht behalten habe."
Frage: "Was würden sie jetzt am liebsten tun?"
van Almsick: "Ich habe jetzt das Bedürfnis, für mich allein zu sein. Ich bin nicht so in Feierlaune. Ich habe im Moment das Gefühl, das Glück überrollt mich, dass mir die Luft wegbleibt. Ich könnte alle umarmen. Ich bin einfach völlig durch den Wind."
Frage: "Wie haben Sie das tobende Publikum empfunden, hat Sie das beängstigt?"
van Almsick: "Am Anfang schon. Es war einfach unglaublich. Aber es war weniger beängstigend als tragend. Es hat mir Flügel verliehen. Ich habe noch nie so viel Leute erlebt, die mich unterstützen, die mich siegen sehen wollen und die an mich glauben. Ich könnte gleich wieder rausrennen und mich einfach nur hinstellen"
Frage: "Sie haben oft von einem perfekten Rennen gesprochen. War dies das perfekte Rennen?"
van Almsick: "Das weiß ich noch nicht. Es fühlte sich auf alle Fälle sehr gut an. "
Frage: "Was bedeutet das Rennen für Ihre Zukunft?"
van Almsick: "Das ist eine gute Frage. Laufen schon irgendwelche Wetten? Ich habe keine Ahnung. Ich freue mich auf meinen Urlaub. Und ich denke, dass das eine gute Zeit ist, darüber nachzudenken. Ich werde überlegen, wie es weiter geht. Ich weiß es nicht. Da können Sie ja noch ein bisschen spekulieren."
Richard Janssen, dpa
Quelle: ntv.de