Sport

Verrotteter Fußball-Tempel Franzosen übernehmen Maracana-Stadion

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(Foto: imago/Fotoarena)

Das legendäre Maracana-Stadion in Rio steht künftig unter französischer Leitung. Die neuen Chefs wollen die fortschreitende Verrottung stoppen. Das Stadion soll vom Schandfleck wieder zum Stolz der Nation werden - das kostet aber Geld, sehr viel Geld.

Über Brasiliens Nationalheiligtum weht künftig die Tricolore: Für 18 Millionen Euro geht die Leitung des legendären und zuletzt verrottenden Maracana-Stadions in Rio de Janeiro bis 2048 auf den französischen Sportrechte-Multi Lagardere über. Für die bisherigen Chefs in der berühmtesten Fußball-Arena der Welt kommt der Verkauf der Verwaltungsrechte nach nur vier Jahren plus Abfindung einem Befreiungsschlag gleich: Der Bau- und Immobilienkonzern Odebrecht handelte sich mit dem Prestigeobjekt nur einen Haufen Ärger und angeblich mehrere Millionen Euro Verlust ein.

Auf die neue Stadionbetreiber wartet nach der für Freitag geplanten Vertragsunterzeichnung eine Mammutaufgabe: Unter der Aufsicht des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 2016 in Rio mutierte die Arena, die Schauplatz der olympischen Eröffnungs- und Schlussfeier war, von Brasiliens Stolz zu einem Schandfleck für das ganze Land.

So heruntergekommen war die Arena nach ihrer Rückgabe durch die Olympia-Macher vor einem halben Jahr, dass Rios Nobel-Verein Flamengo das Maracana für Heimspiele erst einmal auf eigene Kosten überhaupt wieder nutzbar machen musste. Anfang März ließ der Klub für 200.000 Euro zunächst die dringendsten Reparaturen am Platz und auf den Tribünen durchführen und beglich obendrein auch offene Stromrechnungen über 400.000 Euro.

Ramponierter Rasen, Verwüstung in Katakomben

Alles in allem jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein - wie der deprimierende Anblick des einstigen Prachtbaus offenbart. Herausgerissene Sitzschalen, Schäden am Dach, ein ramponierter verwahrloster Rasen, Verwüstung und Müll in Katakomben und Außenbereichen prägen seit der Olympia-Schlussfeier das Erscheinungsbild des Stadions. Außerdem sind Rechnungen für Wasser und Sicherheitspersonal offen.

Die Olympia-Organisatoren wollen mit ihrer erbärmlichen Hinterlassenschaft nicht mehr viel zu tun haben. Trotz eines anderslautenden Gerichtsurteils zur Instandsetzung der Arena wollen die Bosse von Rio 2016 nur für 150.000 Euro aufkommen - für defekte Glühbirnen und Malerarbeiten. Die Gesamtsanierung indes dürfte Millionen verschlingen. Die künftigen Betreiber jedoch lassen sich, nicht zuletzt wegen ihrer jährlichen Milliarden-Umsätze im mittleren einstelligen Bereich, davon nicht schrecken.

Nachdem die Franzosen 2013 bei der Ausschreibung der Rechte noch unterlegen gewesen waren, nutzten die Rechtehändler nun die finanzielle Schieflage von Odebrecht durch das Stadion-Desaster und die Verwicklung in einen Schmiergeldskandal denn auch eiskalt aus. Die Franzosen wollen einen großen Anteil ihres Investments, dass der Bundesstaat Rio de Janeiro als Hausherr formal noch genehmigen muss, in Reparaturen sowie Modernisierung und Tilgung der aufgelaufenen Millionenschulden stecken.

Quelle: ntv.de, Heiner Gerhardts, sid

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