Fußball-WM 2019

WM-Torschützin Garefrekes Im Kindergarten nur "der Kerstin"

Kerstin Garefrekes (r.) feiert ihren Treffer ungewohnt emotional.

Kerstin Garefrekes (r.) feiert ihren Treffer ungewohnt emotional.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dass Kerstin Garfrekes, 31 Jahre alt, als offensive Mittelfeldspielerin ein Tor schießt, ist nicht ungewöhnlich. Über das beim 2:1-Sieg im Eröffnungsspiel gegen Kanada, das erste für Deutschland bei dieser Weltmeisterschaft, hat sie sich aber ganz besonders gefreut. „Ihr Jubel war schon ungewöhnlich ausgelassen“, sagt Frank Schneider. Er muss es wissen. Schließlich war er 1992 ihr Trainer in der C-Jugend bei Grün-Weiß Steinbeck im nördlichen Münsterland. Dort aus dem Recker Ortsteil in der Nähe von Ibbenbüren kommt Kerstin Garefrekes. Im Gespräch mit n-tv.de erzählt Frank Schneider, warum sie nur "der Kerstin" genannt wurde, wo sie wirklich das Fußballspielen gelernt hat und was passiert, wenn sie den WM-Pokal mit nach Hause bringt.

n-tv.de: Herr Schneider, lassen Sie uns raten. Sie haben am Sonntag um 18.10 Uhr erst mal ein Bier aufgemacht und sich gefreut.

Frank Schneider: Ja sicher. Obwohl alles noch viel entspannter gewesen wäre, wenn Kerstin Mitte der zweiten Halbzeit auch noch das 3:0 gemacht hätte.

Schon bei den Weltmeisterschaften 2003 und 2007 war Garefrekes eine feste Größe in der DFB-Elf.

Schon bei den Weltmeisterschaften 2003 und 2007 war Garefrekes eine feste Größe in der DFB-Elf.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Aber gefreut haben Sie sich schon?

Natürlich. Und mich gewundert, wie ausgelassen Kerstin gejubelt hat. Dass sie - für ihre Verhältnisse - so völlig aus dem Häuschen ist, ist ungewöhnlich. Sie ist ja eher ruhig und zurückhaltend. Da scheint eine ganz schöne Last von ihr abgefallen zu sein. Von ihr und von der Mannschaft.

Und sie haben natürlich schon immer gewusst, dass Kerstin Garefrekes mal ganz groß rauskommt, oder?

Klar. Zumindest hat sie immer unheimlich viel Spaß am Spiel gehabt, war technisch stark und gut im Zweikampf. Und sie hat von Beginn an vorne auf der rechten Seite gespielt. Mit Kerstin gab es nie Probleme.

Sie sind schon ein bisschen stolz.

Ich freue mich einfach. Aber nicht, weil sie das alles von mir gelernt hätte. Die konnte schon Fußballspielen, als sie in der C-Jugend zu mir kam. Sie war ja seit der F-Jugend bei Grün-Weiß Steinbeck, da gibt’s halt eine gute Ausbildung.

Und hat es ihr geholfen, dass sie mit den Jungs gespielt hat?

Eindeutig, das härtet ab. Sie hat bei uns einfach eine robuste Grundausstattung bekommen. Die gegnerischen Mannschaften hatten immer tierischen Spaß, dass wir mit Mädchen im Team angetreten sind. Das ging dann zehn Minuten so, dann war Schluss mit lustig. Kerstin war einfach besser.

Für den 1. FFC Frankfurt bestritt die 31-Jährige bislang 144 Länderspiele.

Für den 1. FFC Frankfurt bestritt die 31-Jährige bislang 144 Länderspiele.

(Foto: picture alliance / dpa)

Und was ist mit der Anekdote, dass sie immer nur "der Kerstin" war?

Das kam aus dem Kindergarten. Als der Verein im Herbst 1986 ein gemischtes F-Jugendteam aufbauen wollte, gab uns die Kindergärtnerin den Tipp, dass in ihrer Gruppe wohl eine talentierte Fußballspielerin sei. Und in dem Gespräch erzählte sie dann auch, dass die Jungs in ihrer Gruppe öfters sagen: "Der Kerstin ist mein Freund."

In der C-Jugend gab es dann aber richtig Ärger.

Es gab da eine Regelung, die wir nicht kannten. Die besagte, dass ein Mädchen nur bei den Jungs mitspielen darf, wenn es in, wie es hieß, "zumutbarer Nähe" kein reines Mädchenteam gibt. Gab es aber. Und das ist dann rausgekommen, weil wir unsere Spiele ständig verlegen mussten, da Kerstin mit diversen Auswahlmannschaften unterwegs war. Jedenfalls durften wir nicht zum Finale im Kreispokal antreten, und die Punkte aus den Ligaspielen, bei denen Kerstin dabei war, wurden auch gestrichen.

Aber Kerstin Garefrekes' Verhältnis zu Grün-Weiß hat das nicht getrübt?

Quatsch, nein. Im Gegenteil, wir sind immer noch in Kontakt. Und wenn wieder etwas Besonderes war, kommt sie hinterher immer nach Steinbeck. Sie hat sich mehrfach ins Goldene Buch der Gemeinde Recke eingetragen und auch schon mit unseren Mädchen trainiert.

Sollte Garefrekes wieder den Titel holen, wartet auch im Münsterland ein großer Empfang auf sie.

Sollte Garefrekes wieder den Titel holen, wartet auch im Münsterland ein großer Empfang auf sie.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Und wenn Deutschland nun Weltmeister wird?

Dann gibt es wieder einen Empfang am Flughafen Münster-Osnabrück. Die Nachbarn binden einen Kranz und sie trägt sich wieder ins Goldene Buch ein. Auch wenn das mit dem Trubel wirklich nicht so ihr Ding ist. Sie ist wirklich so zurückhaltend, wie sie immer wirkt.

Mit Frank Schneider sprach Stefan Giannakoulis

Quelle: ntv.de

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