"Keinen Bock" nach zweitem WM-Sieg Prinz stürmt stinksauer vom Platz
01.07.2011, 06:26 Uhr
Prinz misslang fast alles.
(Foto: dpa)
Deutschlands Fußballerinnen schlagen Nigeria und erreichen das Viertelfinale der Weltmeisterschaft. Alles in Butter also? Keineswegs! Das DFB-Team spielt schlecht – und Birgit Prinz ist stinksauer. Weil sie ausgewechselt wird. Eine Demontage auf Raten?
Und dann auch noch das. Birgit Prinz war gerade ausgewechselt worden, hatte ihre Kapitänsbinde wütend zur Kollegin Linda Bresonik geworfen, lustlos mit Bundestrainerin Silvia Neid abgeklatscht und auf der Bank Platz genommen. Saß dort und schaute mit versteinerter Miene aufs Spielfeld, als die Stadionregie mit der Kamera voll draufhielt - und jeder der 48.817 Zuschauer im ausverkauften Frankfurter Stadion in Großaufnahme auf dem Videowürfel über dem Spielfeld sehen konnte, wie es ihr geht. Birgit Prinz ging es nicht gut. Sie war stinksauer.
Dabei war dieser Abend, vom Ende, also vom Ergebnis her betrachtet, kein schlechter für die deutschen Fußballerinnen. In ihrem zweiten Spiel bei dieser Weltmeisterschaft gewannen sie mit 1:0 (0:0) gegen Nigeria, ein schwer erkämpfter Sieg, den die defensive Mittelfeldspielerin Simone Laudehr mit ihrem Tor in der 54. Minute erzwang. Damit hat sich das DFB-Team nach dem 2:1-Erfolg zum Auftakt gegen Kanada bereits für das Viertelfinale qualifiziert. Im abschließenden Vorrundenspiel am kommenden Dienstag in Mönchengladbach geht es gegen Frankreich nun darum, wer die Gruppe A auf dem ersten Tabellenplatz abschließt. Alles prima also? Nein, war es nicht.
Eine Demontage auf Raten?
Es war kein guter Abend für das deutsche Team, das schlecht spielte und verkrampft wirkte, und es war kein guter Abend für Birgit Prinz, die als Sturmspitze arg enttäuschte, sehr behäbig wirkte, kaum ein Laufduell gewann und zu Recht ausgetauscht wurde. Die Rekordnationalspielerin, 214 Partien sind es inzwischen, hatte vorher angekündigt, dass sie nach dem Turnier ihre internationale Karriere beenden wird. Nun spricht viel dafür, dass es kein schöner Abschied wird, sondern eine Demontage auf Raten.
Bisher hielt die Bundestrainerin ihr die Treue, die Frage ist nur, wie lange noch. Die beiden Male bei dieser WM stand Birgit Prinz in der Startelf: 56 Minuten durfte sie gegen Kanada spielen, jetzt gegen Nigeria musste sie nach 52 Minuten für Inka Grings vom Platz. Die leitete prompt zwei Minuten später den Ball im Strafraum mit der Hacke weiter und ermöglichte so den Siegtreffer. Inka Grings war es auch, die nach der Begegnung auf Nachfrage versuchte, ihrer Kapitänin beizustehen. Es sei halt schwer für sie, aber das werde schon wieder." Birgit weiß selbst, dass sie gerade nicht so gut ins Spiel findet." Ein wenig hilflos klang das schon.
Und auch Silvia Neid hatte gesehen, dass Birgit Prinz gegen Nigeria weit davon entfernt war, ihrer Mannschaft entscheidend zu helfen. Allerdings: Ihre Kolleginnen machten ihre Sache auch nicht viel besser.
Oder wie es die Trainerin formulierte: "Das war mehr Krampf und Kampf als ein schönes Fußballspiel. Alles, was nach vorne ging, war nicht gut." Klare Worte.
"Sollten die Birgit mal in Ruhe lassen"
Der Frage, ob Birgit Prinz denn nun immer noch als Stammspielerin auch gegen Frankreich gesetzt sei, wich sie allerdings aus. "Da muss ich mal schauen." Und überhaupt: "Andere Spielerinnen hatten heute auch nicht ihren besten Tag. Wir sollten die Birgit mal in Ruhe lassen." Dass die Kapitänin wenig amüsiert vom Platz gestürmt war, fand Silvia Neid auch nicht so schlimm. Oder sagte es zumindest. "Es gibt keine, die gerne ausgewechselt wird. Da kann man schon mal unzufrieden sein." Eine schöne Umschreibung.
Birgit Prinz jedenfalls war ihre Enttäuschung auch eine Stunde nach dem Spiel noch anzusehen. In Plauderlaune war sie nicht – und sagte das auch. Ob - und wenn ja wie - sie denn ihre eigene Leistung bewerten könne, fragten die Journalisten sie. "Darauf habe ich keinen Bock." Stille. "Das können Sie dann ja machen." Sagen wir es so: Es war kein guter Abend für Birgit Prinz.
Quelle: ntv.de