Vor WM-Duell mit deutscher Elf Frankreich zeigt sich arrogant
04.07.2011, 14:55 UhrAnders als bei der DFB-Elf ist bei den Französinnen nach dem Einzug ins WM-Viertelfinale alles gut. Trainer Bruno Bini und seine Spielerinnen zeigen vor dem Duell um den Gruppensieg Selbstvertrauen, das an Arroganz grenzt.
Berangere Sapowicz zuckte mit den Schultern und schütteltete den Kopf. Nein, Spielerinnen aus dem deutschen Team kennt sie nicht, das drückte die Torhüterin der französischen Fußball-Nationalmannschaft mit dieser Geste aus, und tat so, als sei es für eine kommende WM-Gegnerin der Titelverteidigerinnen die normalste Sache der Welt.

Jubel, Trubel, Heiterkeit: Frankreichs Spielerinnen strotzen vor Selbstbewusstsein.
(Foto: dpa)
Sapowicz strahlt vor dem Vorrunden-Endspiel um den Gruppensieg gegen die deutsche Mannschaft am Dienstag ab 20.45 Uhr in Mönchengladbach eine Lässigkeit aus, die an Arroganz grenzt. Das weiß auch Trainer Bruno Bini. Über die Unwissenheit seiner Torfrau sagte er: "Das kann man überheblich nennen, aber auch als Zeichen werten, dass wir an unsere eigenen Stärken glauben und keine Angst haben."
Bini transportierte die Zuversicht, die in seinem Team nach den Siegen gegen Nigeria (1:0) und Kanada (4:0) herrscht, ähnlich wie Sapowicz und nicht weniger effizient. "Andere Spiele schaue ich mir nicht an", behauptete er, "nur die wichtigsten Szenen des Gegners". An dieser Strategie werde er auch vor dem Spiel gegen den WM-Gastgeber nichts ändern. "Ansonsten konzentriere ich mich auf unser Spiel" sagte Bini. "Erlauben Sie mir die Bemerkung, dass mir das Spiel der französischen Mannschaft bislang sehr gut gefallen hat."
Sie scherzen, herzen, lachen
Die gute Laune, die der Traumstart in die WM erzeugt hat, spiegelte auch das öffentliche Training des Teams wider. Auf der Bezirkssportanlage in Düsseldorf-Lierenfeld, auf der sich ein gutes Dutzend Zuschauer verloren, wurde gescherzt, geherzt und gelacht - und Bini beobachtete das Treiben von der Seitenlinie mit einem zufriedenen Lächeln. Er musste sich, anders als Bundestrainerin Silvia Neid, im Turnierverlauf noch nicht über Formschwäche, schlechte Chancenverwertung oder spielerische Mängel auslassen.
Seine Mannschaft, die zu einem Großteil aus Champions-League-Siegerinnen von Olympique Lyon besteht, gehört längst zum engen Favoritenkreis. Spätestens nach dem beeindruckenden 4:0 gegen Kanada, bei dem die Französinnen wie aus einem Guss spielten, ist klar: Das Duell mit der deutschen Mannschaft bringt nicht nur die Entscheidung über den Gruppensieg, sondern gibt allen Beteiligten den bislang wohl deutlichsten Fingerzeig über den Zustand ihrer Leistungsfähigkeit. Kaum vorstellbar, wie es um das Selbstvertrauen der Equipe nach einem Sieg gegen die DFB-Elf bestellt sein würde.
Remis reicht den Französinnen
"Wir haben keine Angst vor Deutschland", sagt Wendie Renard, "bei uns herrscht nur riesengroße Freude, dass wir uns mit einer der Top-Mannschaften dieser Welt messen dürfen. Das sind die Spiele, die uns bis in die Haarspitzen motivieren". Die Abwehrspielerin weiß, wie man gegen deutsche Konkurrenz gewinnt. Bei Lyons 2:0 im Champions-League-Finale in London gegen Turbine Potsdam erzielte Renard das erste Tor.
Ein Unentschieden in Mönchengladbach reicht den Französinnen, die sich wie die deutsche Mannschaft mit dem zweiten Erfolg vorzeitig fürs Viertelfinale qualifizierten, zum Gruppensieg. Linksverteidigerin Sonia Bompastor, eine der Champions-League-Siegerinnen aus Lyon, wird wohl ein Pause erhalten, weil sie bei einer weiteren Gelben Karte in der Runde der letzten Acht gesperrt wäre. Bini lässt sich in Personalfragen nicht in die Karten gucken - und wieder balanciert er mit seinen Ausführungen dazu am Rande der Arroganz: "Es wird sich nichts ändern: Elf Spielerinnen werden das Spiel beginnen und zehn auf der Bank sitzen."
Quelle: ntv.de, Jan Mies und Jörg Mebus, sid