WM-Elf: Tendenz geht Richtung Bank Prinz schaut gegen Frankreich zu
05.07.2011, 13:41 Uhr
Rekordnationalspielerin und Spielführerin Birgit Prinz sitzt gegen Frankreich nur auf der Bank.
(Foto: dapd)
Sie ist die erfolgreichste Fußballerin der Geschichte, doch Birgit Prinz sucht ihre Form. Wenn heute Abend die DFB-Elf in ihrer letzten Vorrundenpartie gegen Frankreich um den Gruppensieg spielt, sitzt sie aller Voraussicht nach auf der Bank.
Theo Zwanziger sagt, Birgit Prinz sei "eine großartige Frau, eine tolle Spielerin, die als Marke des deutschen Frauenfußballs zu sehen ist". Der Präsident des Deutschen Fußballbundes steht also hinter ihr. Siegfried Dietrich, Manager ihres Klubs FFC Frankfurt, sagt: "Alles ist zu stark auf sie fokussiert. Die ganze Mannschaft hat gegen Nigeria nicht gut gespielt." Silvia Neid, die Bundestrainerin sagt: "Wir müssen die Birgit auch mal in Ruhe lassen." Vor dem letzten Gruppenspiel der deutschen Fußballerinnen bei dieser Weltmeisterschaft gegen Frankreich heute ab 20.45 Uhr im mit 45.860 Zuschauern Mönchengladbacher Stadion scheint es nur ein Thema zu geben: Was wird aus Kapitänin Birgit Prinz?
Die Tendenz geht dahin, dass Birgit Prinz auf der Bank sitzt, und dafür Inka Grings von Beginn an als Stürmerin spielt. Die Bundestrainerin legte sich zwar noch nicht öffentlich fest, intern aber schon: "Ich hatte ganz gute Gespräche mit ihr und wir sehen das beide ähnlich." Klingt nach einer schöpferischen Pause für Birgit Prinz. Dabei geht es um mehr: Das deutsche Team hat nach dem mühsamen 1:0 gegen Nigeria am Donnerstag in Frankfurt und sechs Punkten bereits das Viertelfinale erreicht, nun geht um Platz eins in der Gruppe A.
Demontage? Demütigung? Absturz?
Der ist aus zwei Gründen wichtig: Zum einen wünscht sich die Mannschaft von Silvia Neid endlich das erste richtig gute Spiel, nachdem in den ersten beiden Partien gerade spielerisch viele Wünsche offenblieben. Zum anderen käme dann der ganz auf die DFB-Elf abgestimmte WM-Fahrplan durcheinander. Die Organisatoren haben offensichtlich mit einem Durchmarsch der Deutschen gerechnet und danach die Stadien und Anstoßzeiten festgelegt. Denn der Gruppensieger spielt sein Viertelfinale am Samstag ab 20.45 Uhr in Wolfsburg – zur besten Fernsehzeit. Der Tabellenzweite hingegen muss am selben Tag in Leverkusen ab 18 Uhr im Vorabendprogramm antreten.
Dennoch dreht sich alles um Brigit Prinz, 33 Jahre alt, mit 214 Spielen und 128 Toren Rekordnationalspielerin, kurz: die erfolgreichste Fußballerin der Geschichte. Von Demontage, Demütigung und Absturz war die Rede, weil die Rekordnationalspielern in den vergangenen zehn Spielen zehn Mal ausgewechselt wurde, in den beiden WM-Spielen nach 56 und 52 Minuten, womit sie bei ihrem bisher letzten Spiel in Frankfurt sichtlich sauer war. Und weil nun mal Weltmeisterschaft ist und ausnahmsweise fast alle zuschauen, rückt die Formkrise einer Birgit Prinz in den Rang einer nationalen Angelegenheit. Zumal die, die zusahen, erkannten, dass sie nicht mehr die schnellste, dynamischste und treffsicherste ist.
"Wir helfen ihr, wo wir können"
So gab es in den vergangenen Tagen kaum eine deutsche Spielerin, die nicht gefragt wurde, wie es denn um die Rekordnationalspielerin stehe. Und es gab keine Spielerin, die nicht geantwortet hätte, das alles sei wie immer. Oder wie es stellvertretend Melanie Behringer, die noch angeschlagen ist und im linken offensiven Mittelfeld durch Fatmire Bajramaj ersetzt werden könnte, im Interview mit der "Zeit" formulierte: "Wir stehen als Mannschaft hinter ihr und helfen, wo wir können."
Das klingt ehrlich und es gibt keinen Grund zu glauben, dass ihre Kolleginnen, die Trainerin, Theo Zwanziger, Siegfried Dietrich und all die anderen es nicht gut mit Birgit Prinz meinen. Nur ist es sehr verdächtig, wenn jemand, der einst unumstritten war, auf einmal so viele Fürsprecher hat, die meinen, das auch noch betonen zu müssen. Das ist ein untrügliches Zeichen, dass es abwärts geht. Es spricht also viel dafür, dass Birgit Prinz heute Abend auf der Bank sitzt. Eine Überraschung wäre das nicht.
Deutschland – Frankreich,
ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de
Deutschland: Angerer - Schmidt, Krahn, Bartusiak, Peter - Laudehr, Goeßling - Garefrekes, Okoyino da Mbabi, Bajramaj - Grings. Trainerin: Neid
Frankreich: Sapowicz – Lepailleur, Georges, Viguier, Bompastor – Soubeyrand, Bussaglia – Abily, Necib, Thiney – Delie. Trainer: Bini
Quelle: ntv.de