Sport

Rücktritt einer Legende Freeman gibt auf

Immer wieder dementierte sie Rücktrittsgerüchte, nun hört Cathy Freeman doch auf. Der Magie der großen Momente bei den Olympischen Spielen von Sydney konnte sie am Ende nicht davon laufen. "Ich habe den Hunger verloren, das Verlangen und den Schwung", begründete die 30-jährige australische 400-m-Läuferin ihren am Dienstagabend in London bekannt gewordenen Rücktritt.

"Ich werde nie wieder diese Erfüllung haben." Die Gewissheit, nie wieder an das einmalige Erlebnis vom 25. September 2000 in Sydney heranzureichen, als 112.500 Zuschauer im Olympia-Stadion nach 49,11 atemberaubenden Sekunden aufsprangen und die Nationalheldin feierten, war eine drückende Last.

Historischer Sieg

"Ihr Sieg von Sydney war eines der größten Sport-Ereignisse unserer Generation", sagte Australiens Premierminister John Howard zum Rücktritt von Cathy Freeman. "Sie hat mit ihren außergewöhnlichen Leistungen auch viel für die Ureinwohner unseres Landes getan." Dass die in Mackay geborene Tochter von Aborigines zehn Tage vor ihrem 400-m-Sieg das Olympische Feuer bei der Eröffnungszeremonie entzündete, war ein großes politisches Zeichen. Noch immer ist das Verhältnis zwischen den Ureinwohnern und der weißen Bevölkerung Australiens Konflikt beladen.

Missglückte Rückkehr

Nach den Sydney-Spielen nahm Cathy Freemann eine lange Auszeit. Einen geplanten Start bei den Commonwealth Spielen im vergangenen Jahr in Manchester sagte sie ab, weil ihr damaliger Ehemann an Krebs erkrankt war. Die Ehe scheiterte Anfang des Jahres endgültig ebenso wie das Comeback auf der Laufbahn.

Bei ihrem ersten und einzigen internationalen Rennen nach dem Triumph von Sydney am 24. Mai dieses Jahres in Eugene (USA) wurde die Weltmeisterin von 1997 und 1999 in mäßigen 51,80 Sekunden nur Fünfte. "Ich muss realistisch sein. Es ist Zeit für mich zu akzeptieren, dass ich nicht mehr die beste Athletin sein werde", bekannte Freeman.

Abschied vom Kindheitstraum

Obwohl sie lange mit sich gehadert hat, ob sie es mit Blick auf die Olympischen Spiele 2004 in Athen noch einmal versuchen sollte, ist es kein Abschied voller Wehmut. "Ich werde so eine Erfahrung, den Kindheitsraum von einer olympischen Goldmedaille verwirklichen zu können, nie wieder haben. Doch ich denke, dass ich damit glücklich sein kann", sagte Cathy Freeman.

Auch der australische Cheftrainer Keith Connor konnte sie von dem Entschluss aufzuhören, nicht mehr abbringen. "Sie hat mir gesagt, sie sei nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache", sagte Connor nach einem Gespräch in einem Londoner Hotel. Der australische Leichtathletik- Verband hatte Cathy Freemann bereits für die 4x400-m-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Paris (23. bis 31. August) nominiert, obwohl sie im Einzel keinen Qualifikations-Nachweis erbracht hatte.

Platz im Herzen der Menschen

Bereits mit 16 Jahren hatte Cathy Freeman mit der 4x100-m-Staffel Gold bei den Commonwealth Spielen gewonnen. 1992 war sie in Barcelona die erste Aborigines bei Olympischen Spielen. Vier Jahre später holte sie in Atlanta in ihrem schnellsten Rennen (48,63 Sek.) Olympia-Silber hinter Marie-Jos Perec. Die Französin hatte unmittelbar vor dem großen Duell der beiden Ausnahmeathletinnen 2000 in Sydney spektakulär die Flucht ergriffen - und damit den Weg zum ewigen Ruhm für die Australierin freigemacht.

"Die Menschen haben mir erlaubt, in diesen Moment des Sieges in ihre Herzen und Seelen einzudringen. Dies wird immer dort bleiben", weiß Freeman, dass sie eine unvergessliche Geschichte geschrieben hat.

Quelle: ntv.de

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