"Bin in der Form meines Lebens" Friesinger wieder fit
24.02.2008, 16:29 UhrAnni Friesinger und Jenny Wolf stürmen auf der Goldspur in Richtung WM. Die beiden besten deutschen Eisschnellläuferinnen setzten beim Weltcup-Finale in Heerenveen ihre beeindruckenden Siegesserien fort und feierten eine perfekte Generalprobe für die Einzelstrecken-WM in knapp zwei Wochen in Nagano. Dabei konnte Friesinger selbst eine Blasenentzündung nicht stoppen.
"Es hat schon noch ein wenig gezwickt. Umso toller, dass es trotzdem mit dem Sieg geklappt hat", meinte die 31-Jährige, die über 1000 m ihren achten Sieg in Folge und den insgesamt 55. Weltcup-Triumph perfekt machte. Mit Blick auf die WM sprüht sie förmlich vor Optimismus: "Ich bin in der Form meines Lebens."
Friesinger setzte sich in 1:15,57 Minuten mit über einer Sekunde Vorsprung vor Lokalmataodrin Paulien van Deutekom und Shannon Rempel aus Kanada durch und verfehlte ihren eigenen Bahnrekord nur um gut vier Zehntel. Noch am Samstag hatte Friesinger wegen ihrer Erkrankung auf einen Start über 1500 m verzichtet: "Das war schade, denn ich wollte was fürs Ego tun. Ich weiß, dass ich stark bin."
Weltrekordlerin Wolf feierte derweil über die 500 m einen ungefährdeten Doppelsieg und hat mit 25 Weltcup-Erfolgen nun einen mehr auf dem Konto als Claudia Pechstein. Die fünfmalige Olympiasiegerin wurde über 3000 m einmal mehr Vierte und über 1500 m Siebte - am meisten Freude bereitete ihr noch das Ständchen, das ihr die 10.000 Fans in der Thialf-Halle am Freitagabend anlässlich ihres 36. Geburtstages brachten.
Im Gegensatz zu Pechstein fliegt Wolf als unumstrittene Gold-Kandidatin nach Fernost. "Ich bin erleichtert. Ich habe die Weltcup-Saison überstanden und den Pokal wieder gewonnen. Er ist ziemlich groß, und ich weiß gar nicht, wo ich ihn in unserer Wohnung hinstellen soll", meinte Wolf mit Blick auf den "Pott" für ihren dritten Weltcup-Gesamttriumph in Folge. Mit 12 Siegen und zwei zweiten Plätzen in 14 Rennen lief sie einen der deutlichsten Erfolge der Weltcup-Geschichte heraus. Den dritten Gesamtsieg über die nicht olympische und daher eher unwichtige 100-m-Distanz nacheinander nahm Wolf nach ihrem dritten Streckenerfolg genau wie die 4000 Dollar Preisgeld als "Bonbon" gerne mit.
Die einzige Läuferin, die Wolf in dieser Saison besiegen konnte, war in Heerenveen erneut nicht am Start. Die Chinesin Wang Beixing bereitet sich seit Wochen abseits des Weltcups auf die WM vor und versetzt das Wolf-Lager deshalb in erhöhte Alarmbereitschaft.
"Wir planen ein, dass Wang deutlich stärker sein wird als die jetzigen Konkurrentinnen", meinte Coach Thomas Schubert. Wolf selbst fand es "schade, dass Wang nicht hier ist. Sie ist doch die schwierigste Konkurrentin", meinte die 29-Jährige.
Deutsche Läufer enttäuschen
Überraschungen blieben in der niederländischen Kufenhochburg weitgehend aus. Den deutschen Männern gelang es erneut nicht, den Kontakt zur Weltspitze herzustellen. Platz elf über 5000 m vom Berliner Tobias Schneider war noch das Top-Ergebnis.
Über 500 m gewann Weltrekordler Jeremy Wotherspoon aus Kanada nach einem Doppelsieg den Gesamtweltcup und ist damit haushoher Favorit in Nagano. Dasselbe gilt für 1000- und 1500-m-Gewinner Shani Davis (USA) sowie den Niederländer Sven Kramer, der über 5000 m die Konkurrenz wie gewohnt dominierte.
Den 1500-m-Weltcup der Frauen sicherte sich die Kanadierin Kristina Groves vor ihrer Teamkollegin Christine Nesbitt und den Oranje-Girls Ireen Wüst und Paulien van Deutekom - dieses Quartett muss Friesinger in Nagano schlagen, um auch auf ihrer schwächeren Strecke eine Goldchance zu haben.
Quelle: ntv.de, von Christiana Mansfeld, sid