Trauung, Kinder, Pilotenschein Friesingers Ziele nach dem Aus
15.07.2010, 13:40 UhrBisher hat sie sich jeden Tag im Training gequält, Verletzungen weggesteckt. Nun ist ihre sportliche Karriere mit einem Schlag vorbei: Anni Friesinger-Postma hat jetzt Neues vor.
Die dreimalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin beendet ihre sportliche Karriere.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zum Abschied gibt es erstmal einen Orden. Am Samstag darf Anni Friesinger-Postma in München von Ministerpräsident Horst Seehofer den bayerischen Sportpreis in Empfang nehmen. Nach dem für Insider kaum mehr überraschenden Ende der Traum-Karriere der "Eiseiligen" aufgrund massiver Knieprobleme hat die bayerische Frohnatur nun ganz andere Ziele ins Auge gefasst. Terminlich fixiert ist für den 14. August in den Niederlanden schon mal die kirchliche Trauung mit ihrem Ehemann Ids Postma.
Danach möchte die beste Eisschnellläuferin der zurückliegenden Jahre endlich den Pilotenschein erwerben, um künftig im Privatflugzeug die Entfernungen zwischen ihren "zwei Heimaten" - einer Eigentumswohnung in Salzburg und einem ausgebauten Bauernhof im friesischen Deersum - besser überbrücken zu können. Insofern wird sie sich so schnell auch nicht entscheiden müssen zwischen ihrer Zuneigung zu Ids - einem etablierten Rinderzüchter - und ihrer Liebe zu den Bergen, die sie stets bekundet.
"Exzellente berufliche Perspektiven"
Wie es beruflich weitergeht, ist noch nicht ganz geklärt. Einige ihrer Sponsoren, die angekündigt haben, Friesinger auch weiter zu unterstützen, arbeiten schon an Offerten für ihre zweite Karriere nach der mehr als 20 Jahre währenden "Eiszeit". "Ein Typ wie Anni hat exzellente berufliche Perspektiven. Sie ist eine eigene Marke, die hervorragend positioniert werden kann", ist sich ihr Manager Klaus Kärcher sicher.
Für ihren schwäbischen Haupt-Sponsor entwirft die studierte Innen-Architektin als Designerin gerade eine eigene Wintersport-Kollektion für Unterwäsche, ein weiterer Geldgeber plant mehrere Inliner-Camps mit der Sport-Ikone. "Die Unternehmen wissen, dass Anni künftig viel mehr Zeit für sie haben wird. Die meisten haben sich daher über ihre Entscheidung gefreut: Die Gesundheit steht nun mal im Vordergrund", sagte Kärcher.
Ausscheiden hinterlässt Lücke
Friesinger-Postma stürzte im Februar 2009 bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver – die schwere Knie-Operation folgte im März.
(Foto: dpa)
Genauso sieht es Friesingers Coach Gianni Romme, der im Sommer ein Angebot als italienischer Auswahltrainer angenommen hat. Geplant war, dass die Inzellerin künftig mit seiner neuen Gruppe in Italien trainiert. Ihre Absage reißt nun eine Lücke, bringt den niederländischen Doppel-Olympiasieger von 1998 aber nicht in Schwierigkeiten.
Der Ärger über das kaputte Knie-Gelenk sitzt bei Friesinger indes schon noch tief. „Es wird noch lange dauern, das zu verarbeiten. Ich werde auch so schnell keine Eislaufhalle anschauen“, verkündete sie. Jedoch lässt sie den Kopf nicht hängen: „Traurig und niedergeschlagen zu sein, bringt ja nichts. Ich muss nach vorne schauen“, sagte sie der "Bild"-Zeitung (Donnerstag).
Mindestens zwei Kinder
Obwohl die Werbemillionen vielleicht nicht mehr fließen wie während ihrer Super-Karriere mit drei Olympiasiegen und 16 WM-Titeln - um das Finanzielle muss sie sich keine Sorgen machen. Job-Angebote soll es auch aus der Fernsehbranche geben. Mit ihrer offenen und streitbaren Art hat sich Friesinger viele Fürsprecher gesichert. Und dies nicht nur wegen ihrer freizügigen Fotos, deren vorerst letzte Serie in einem 1000 Euro teuren Bildband vor den Olympischen Winterspielen in Vancouver erschienen war, wo sie sich mit einem spektakulären Sturz im Team-Halbfinale und dem Gewinn von Olympia-Gold sportlich von den Fans verabschiedete.
Ganz nach vorn rückt nun auch wieder der schon oft geäußerte Kinderwunsch. "Ich möchte irgendwann mal mit meinen Kindern spielen und toben können. Oder mal mit ihnen Inliner fahren", meinte sie schon in der Stunde des Abschieds. Zwei Kinder sollen es mindestens sein, die dann den großen Bauernhof in Deersum mit Leben erfüllen
Quelle: ntv.de, Frank Thomas, dpa