Fußball-WM 2010

Chile will sein Spiel aufzwingen Brasilien setzt auf Robinho

Kaká (l) und Robinho wollen gemeinsam den sechsten WM-Titel erringen.

Kaká (l) und Robinho wollen gemeinsam den sechsten WM-Titel erringen.

(Foto: dpa)

Auf dem Weg zum angestrebten sechsten WM-Titel setzt Brasilien im Achtelfinale auf die Rückkehrer Kaká, Robinho und Elano. Chile setzt dagegen auf sein großes Selbstvertrauen durch die herausragenden Erfolge in diesem Turnier.

Kakás Können, Elanos Elan und Robinhos Raffinesse: Brasiliens "Traum-Trio" soll den Rekordweltmeister im Duell mit Chile vor einer unliebsamen Überraschung bewahren und zum 15. Mal unter die besten acht WM-Teams schießen. Trainer Carlos Dunga setzt im Achtelfinale im Ellis Park von Johannesburg nicht nur auf seinen zuletzt gesperrten Regisseur Kaká und den zweifachen WM-Torschützen Elano, sondern vor allem auf den Angreifer vom FC Santos: "Robinho kann uns einen Vorteil verschaffen. Er kann den Unterschied ausmachen mit seinen Dribblings, wenn wir wie gegen Portugal nicht viel Platz haben."

Robinho forderte seine Kollegen auf, einen Gang zuzulegen. "Ich glaube, das Erfolgsgeheimnis ist, schneller zu spielen. Je schneller wir agieren, desto schwieriger wird es für unseren Gegner", sagte der 26-Jährige. "Wir respektieren Chile, aber unser Ziel ist, Weltmeister zu werden und wir hoffen, ein gutes Spiel zeigen zu können." Der Angreifer hat in den letzten fünf Spielen der "Selecao" gegen den südamerikanischen Rivalen sechs Tore geschossen.

Die Ersatzbank ist Brasiliens größtes Problem

Durchstarten sieht anders aus: Noch konnten die Brasilianer nicht mit ihrem Zauberfußball überzeugen.

Durchstarten sieht anders aus: Noch konnten die Brasilianer nicht mit ihrem Zauberfußball überzeugen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Beim trostlosen 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Portugal wurde vor allem Kaká schmerzlich vermisst. Julio Bapista vom AS Rom konnte den 65-Millionen-Mann von Real Madrid in keiner Phase adäquat ersetzen und auch Kakás geschonter Nebenmann Elano und Robinho fehlten an alle Ecken und Enden. "Brasilien kann den Titel gewinnen - aber nur mit seinen Stammspielern", prophezeite ein Kommentator des Senders "ESPN Brasil". Das größte Problem der Mannschaft sei die Ersatzbank.

Maicon will davon nichts wissen. "Wir sind 23 Spieler und ob mit oder ohne Kaká: Die Mannschaft hat immer ihre Qualität", sagte der Abwehrspieler von Inter Mailand. "Bei uns gibt es keine Stammspieler und keine Ersatzleute. Unsere Stärke liegt in der Geschlossenheit der Truppe."

Statistik spricht für Brasilien

Die müssen die Brasilianer, die bisher nur beim Vorrundensieg gegen die Elfenbeinküste voll überzeugten, jetzt unter Beweis stellen. Stürmer Luis Fabiano rechnet mit einem "Defensivriegel" der Chilenen, doch die Statistik spricht für den fünfmaligen Weltmeister: Zum letzten Mal verlor die "Selecao" gegen den Konkurrenten vor zehn Jahren in der WM-Qualifikation. Auf dem Weg nach Südafrika gab es ein 3:0 in Chile und ein 4:2 vor heimischer Kulisse. Von 65 Begegnungen wurden 46 gewonnen, nur sieben gingen verloren. Auch in den bisherigen WM-Duellen hatte Brasilien die Nase vorn: Im Halbfinale 1962 mit 4:2, im Achtelfinale 1998 mit 4:1.

Dunga, der Felipe Melo (Knöchelverletzung) im defensiven Mittelfeld wahrscheinlich durch den Wolfsburger Bundesligaprofi Josué ersetzen muss, hält jedoch nicht viel von der Statistik. Der 46-jährige Coach forderte "Respekt" vor dem südamerikanischen Rivalen: "Chile ist im Aufwind. Sie haben eine Mannschaft mit hervorragenden Spielern und werden hart darum kämpfen, weiterzukommen."

Chile kämpft mit Personalproblemen

Kann Bielsa seine chilenischen Jungs zu einem Wunder antreiben?

Kann Bielsa seine chilenischen Jungs zu einem Wunder antreiben?

(Foto: dpa)

Ausgerechnet vor dem Knüller gegen Brasilien haben die Chilenen jedoch gravierende Personalprobleme. Weil "Pitbull" Gary Medel und Abwehrchef Waldo Ponce wegen ihrer zweiten Gelben Karte gesperrt sind, fehlen in der Dreier-Kette die beiden zentralen Figuren. Trainer Marcelo Bielsa ist gezwungen, seine Defensive fast komplett umzubauen. Dafür kehrt der gegen Spanien fehlende Stamm-"Sechser" Carlos Carmona zurück, so dass der Ausfall seines Vertreters Marco Estrada (Gelb-Rote Karte) nicht so sehr ins Gewicht fällt.

Gegen Brasilien hat Chile in den letzten vier Pflichtspielen 16 Tore kassiert, so viele wie gegen keinen anderen Kontrahenten. Bielsa hofft dennoch auf ein kleines Fußball-Wunder. "Es wäre toll, wenn wir das Unmögliche schaffen könnten", sagte der Argentinier. "Wir wissen, dass es schwierig wird."

Selbstvertrauen stößt auf Riesen-Herausforderung

Seine angesichts der bisherigen guten Leistungen vor Selbstvertrauen strotzenden Schützlinge gehen voller Zuversicht in diese Riesen-Herausforderung. "Chile hat sich Respekt verschafft und für uns ist diese Partie wie ein Finale", sagte Verteidiger Pablo Contreras, der ein Kandidat für die freien Plätze ist. "Wir dürfen uns keine Fehler erlauben und hoffen, dass wir mit Brasilien auf Augenhöhe sind." Mauricio Isla versicherte: "Wir denken nie daran, weniger anzugreifen. Brasilien ist sehr stark und hat Spieler mit großer Qualität. Aber wir versuchen, ihnen unser Spiel aufzuzwingen."

Quelle: ntv.de, Ulrike John und Elmar Dreher, dpa

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