Fußball-WM 2010

Zweite Halbzeit in WM-Form DFB-Team besteht Härtetest

Generalprobe bestanden: Die DFB-Elf fährt mit einem Erfolgserlebnis nach Südafrika.

Generalprobe bestanden: Die DFB-Elf fährt mit einem Erfolgserlebnis nach Südafrika.

(Foto: dpa)

Im letzten WM-Test gegen Bosnien-Herzegowina kommt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zunächst schwer in die Gänge. Erst nach der Pause und der Auswechslung von Miroslav Klose und Piotr Trochowski spielt das DFB-Team in WM-Form und verdient sich den Sieg. Weckruf ist ein schönes Tor von Kapitän Philipp Lahm.

Die neuen Leitwölfe Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger haben die Abschiedsparty der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gerettet und drei Tage vor der Abreise nach Südafrika für WM-Optimismus bei den Fans gesorgt. Der dreimalige Weltmeister kam in Frankfurt/Main bei der WM-Generalprobe gegen Bosnien-Herzegowina nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit noch zu einem 3:1 (0:1). Bundestrainer Joachim Löw hat trotz des Erfolges in den zehn Tagen bis zum Auftaktspiel am 13. Juni gegen Australien in Durban noch jede Menge Arbeit, um die richtige Mischung seines Teams und die endgültige Startelf zu finden.

Kapitän Philipp Lahm sorgte mit einem strammen Schuss für das 1:1.

Kapitän Philipp Lahm sorgte mit einem strammen Schuss für das 1:1.

(Foto: dpa)

Gegen Bosnien brachte Edin Dzeko die Gäste vor 48.000 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena bereits nach 15 Minuten und unter Mithilfe von Philipp Lahm in Führung. Das DFB-Team zeigte in der Folge Schwächen in allen Mannschaftsteilen und konnte in der Offensive die sich bietenden Chancen nicht nutzen.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs übernahm dann der neue Kapitän Lahm mit einem energischen Einsatz die Initiative und traf mit einem wuchtigen Schuss aus 16 Meter zum 1:1 in den Torwinkel (50.). Schweinsteiger verwandelte in der 73. und 77. zwei Foulelfmeter und sicherte den am Ende verdienten Erfolg für das DFB-Team, das in der WM-Vorbereitung durch die Ausfälle von Kapitän Michael Ballack, Torwart Rene Adler, Simon Rolfes, Christian Träsch und zuletzt Heiko Westermann schwer gebeutelt worden war.

"Dass wir in der zweiten Halbzeit nach drei Wochen Vorbereitung noch einen Zahn zulegen konnten, war klasse. Wir haben sehr viele Chancen gehabt, deshalb denke ich, dass der Sieg verdient ist", analysierte Löw die 90 Minuten: "Wir haben eine gute Mannschaft und eine gute Stimmung, wir können ein gutes Turnier spielen." Bosniens Nationalcoach Safet Susic stimmte Löw zu "Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, konnten nach der Pause mit der jungen deutschen Mannschaft aber nicht mehr mithalten. Wir sind mit dem Ergebnis gut bedient." Kapitän Lahm war trotz der mangelhaften Chancenverwertung rundum zufrieden: "Wir sind alle gut drauf, deswegen fahr' ich auch mit einem guten Gefühl nach Südafrika."

Klose und Trochowski wackeln

Bemüht, aber ineffektiv: Piotr Trochowski dürfte sich gegen Bosnien endgültig aus der Startelf für die WM-Eröffnungspartie gegen Australien gekickt haben.

Bemüht, aber ineffektiv: Piotr Trochowski dürfte sich gegen Bosnien endgültig aus der Startelf für die WM-Eröffnungspartie gegen Australien gekickt haben.

(Foto: dpa)

Löw präsentierte beim letzten Auftritt vor heimischem Publikum weitgehend seine WM-Elf und trat folgerichtig erstmals mit dem neuen Spielführer Lahm und der neuen "Doppelsechs" Schweinsteiger/Sami Khedira an. Der Bundestrainer machte mit seiner Aufstellung aber auch deutlich, dass die Experimentierphase für ihn noch nicht auf allen Positionen abgeschlossen ist. Während Kapitän Lahm auf rechts gesetzt ist, scheint vor allem die Besetzung der linken Abwehrseite, auf der Holger Badstuber erstmals von Beginn an getestet wurde, weiter offen. Auch hinter der Position im rechten Mittelfeld steht noch ein Fragezeichen. Piotr Trochowski, der wie schon gegen Malta und in Ungarn den Vorzug vor Thomas Müller erhielt und in der Startelf stand, konnte nicht überzeugen.

Nach der Pause durfte für den Hamburger der 20-jährige Münchner Müller ran und spielte wesentlich effektiver. "Die zweite Halbzeit war ausgezeichnet", sagte der Münchner, der seine Chancen auf einen WM-Stammplatz verbessert haben dürfte. Auch Cacau, der im Angriff die Stelle des erneut schwachen Miroslav Klose einnahm, sorgte für eine Belebung des deutschen Spiels. Ein Manko blieb lange Zeit die Schwäche im Abschluss. Obwohl Lukas Podolski und Mesut Özil mächtig wirbelten und ihre Mitspieler oder auch sich selbst immer wieder in Schussposition brachten, sprang 50 Minuten lang nichts Zählbares heraus.

Podolski überzeugte dabei mit dynamischem Antritt, Özil sorgte mit seinen technischen Fähigkeiten ständig für Gefahr, agierte bei seinen zwei Großchancen aber zu fahrlässig. Ein Schatten seiner selbst war dagegen auch in seinem 96. Länderspiel Klose. Der Torschützenkönig der WM 2006 sah gegen die robuste Abwehr eines Gegners, der sich als echter WM-Prüfstein entpuppte, kein Land und wurde nach nur acht Ballkontakten in 45 Minuten aus dem Spiel genommen.

Podolski im Pech, Lahm auch

Die erwartungsvollen Fans verbreiteten auf den Rängen bereits so etwas wie WM-Atmosphäre, und die deutsche Mannschaft tat zunächst alles, um die Stimmung weiter anzuheizen. Nach Zuspiel von Özil hatte Podolski (9.) die frühe Führung auf dem Fuß, doch der knallharte Schuss des Kölners von der Strafraumgrenze prallte von der Lattenunterkante ins Feld zurück.

Manuel Neuer sah beim Gegentor nicht gut aus, war aber schuldlos.

Manuel Neuer sah beim Gegentor nicht gut aus, war aber schuldlos.

(Foto: dpa)

Dann war ausgerechnet Lahm entscheidend am 0:1 beteiligt, als er bei seiner Rettungsaktion im Strafraum Dzeko anschoss. Von der Brust des Bundesliga-Torschützenkönigs aus Wolfsburg senkte sich der Ball als Bogenlampe über Manuel Neuer hinweg ins deutsche Tor. Der Schalker, der nach gerade auskurierter Magen-Darm-Infektion zwischen den Pfosten stand, war machtlos.

Anrennen zu ungestüm

Danach drängte die deutsche Elf mit Macht auf den Ausgleich, ließ vor dem Tor aber wie schon zuletzt häufig Übersicht und Konzentration vermissen. In der 22. Minute setzte sich Özil auf der rechten Seite durch, zögerte aber zu lange mit dem Abschluss und vertändelte den Ball. Wenig später hatte der von Podolski freigespielte Khedira (24.) freie Schussbahn und zielte aus acht Metern am Pfosten vorbei. Der im ersten Durchgang blasse Schweinsteiger versuchte es aus der Distanz (42.), fand aber im bosnischen Keeper Hasagic seinen Meister.

Kapitän Lahm und sein Vize Schweinsteiger erzielten in Frankfurt die deutschen Tore.

Kapitän Lahm und sein Vize Schweinsteiger erzielten in Frankfurt die deutschen Tore.

(Foto: REUTERS)

Fünf Minuten nach Wiederbeginn brach Abwehrmann Lahm den Bann. Der Kapitän schloss nach Vorarbeit von Podolski und Cacau ein Solo mit einem wuchtigen Schuss in den Winkel ab. Das vierte Länderspieltor des Münchner wirkte wie eine Erlösung. Bei einem Lattenschuss von Özil (52.) lag schon die Führung in der Luft, dann scheiterte der Bremer noch mit zwei Versuchen aus der Distanz (55./69.).

Wenig später kam Marko Marin für Podolski und sorgte wie schon gegen Ungarn sofort für frischen Wind. Als Sanel Jahic den Dribbelkünstler aus Bremen nur durch ein Foul stoppen konnte, verwandelte Schweinsteiger den fälligen Strafstoß zum 2:1. Nur vier Minuten später war der Münchner erneut vom Punkt aus erfolgreich. Diesmal war Müller zu Fall gebracht worden.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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