Fußball-WM 2010

DFB-Kicker in der Einzelkritik Käpt'n Lahm und seine Black Stars

Ganz in Schwarz gewinnen die deutschen Fußballer bei der Weltmeisterschaft gegen Ghana – und dürfen nun im Achtelfinale gegen England spielen. Die neuen Trikots sehen gut aus, und auch das Team von Joachim Löw macht einen ordentlichen Eindruck.

Geschafft: Deuschland steht im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft. Und Kapitän Philipp Lahm freut sich.

Geschafft: Deuschland steht im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft. Und Kapitän Philipp Lahm freut sich.

(Foto: dpa)

Da werden die Engländer Spaß gehabt haben. Nicht nur, weil sie nun am Sonntag bei der Weltmeisterschaft im Achtelfinale gegen die Mannschaft des DFB spielen dürfen. Sondern auch, weil die deutschen Fußballer gegen Ghana in ihren Auswärtstrikots gewannen. Die hatte die Boulevardzeitung „Daily Star“ als Nazi-Hemden bezeichnet. Von wegen schwarz und SS und so. Das ist natürlich völliger Quatsch, aber wir nehmen mal an, dass die Engländer das nicht so ganz ernst meinen. Jedenfalls sehen die schwarzen Trikots nicht nur gut aus, auch die deutsche Mannschaft machte eine gute Figur, einigermaßen zumindest. Fazit: Sie hat die Bewährungsprobe bestanden. Die Spieler in der Einzelkritik:

Manuel Neuer: Machte zunächst wieder einmal dadurch auf sich aufmerksam, dass er ein anderes Trikot wählte als seine Kollegen. Torwart halt. Statt in Grasgrün wie beim Auftaktsieg gegen Australien und in Borussiadortmundgelb wie bei der Niederlage gegen Serbien spielte der Schalker gegen Ghana in Rot – und das in seinem achten Länderspiel nicht schlecht und da, wenn er gebraucht wurde. Wie in der 24. Minute, als Per Mertesacker nicht auf dem Posten war und den Ball im eigenen Strafraum verlor. Unterlief allerdings zwei Minuten später einen Eckball, doch sein Kapitän Philipp Lahm, ganz in Schwarz, rettete nach einem Kopfball des ghanaischen Stürmers Asamoah Gyan auf der Linie. Großtat in der 51. Minute, als er einen Schuss von Kwadwo Asamoah prima abwehrte. Sein bestes Spiel bei dieser WM.

Philipp Lahm: Der Kapitän der Black Stars spielte, obwohl er auch links spielen könnte, in seiner 68 Partie für Deutschland wieder auf der rechten Abwehrseite. Auch, weil er da normalerweise gut mit seinem Vereinskollegen vom FC Bayern, Thomas Müller, harmoniert. Gegen Ghana nicht so, das lag aber auch an Müller. Lahm aber spielte gut, glänzte eher defensiv als offensiv, rettete seine Mannschaft zweimal vor dem Rückstand. Das Problem der deutschen Mannschaft liegt sowieso eher links – und da kam heute Jerome Boateng für Holger Badstuber zum Einsatz.

Starke Leistung: Arne Friedrich. Hinten sein nicht ganz so starker Innenverteidigerkollege Per Mertesacker.

Starke Leistung: Arne Friedrich. Hinten sein nicht ganz so starker Innenverteidigerkollege Per Mertesacker.

(Foto: dpa)

Per Mertesacker: Der Bremer hinterließ in der ersten Halbzeit seines 65. Länderspiels einen arg unsicheren Eindruck und musste sich in der 24. Minute auf den Kollegen Neuer verlassen, als er sich mit dem Ball am eigenen Strafraum verdribbelte und ihn schließlich verlor. Steigerte sich nach der Pause und näherte sich so zumindest ein wenig der Leistung des starken Arne Friedrich an. Böse Menschen sprechen vom deutschen Sicherheitsrisiko Nummer eins, wir natürlich nicht. Und machen auch keine Scherze von wegen schwarzsehen und so.

Arne Friedrich: Hinterließ in seinem 75. Länderspiel (kleines Jubiläum!) einen sehr sicheren Eindruck, aufmerksam, konzentriert und vor allem kopfballstark, was wichtig war, da sein Innenverteidigerkollege Mertesacker eben das alles nicht war. Friedrich setzte zwar kaum Akzente im Spielaufbau, aber dafür haben sie ihn ja auch nicht mitgenommen. Machte in Schwarz sein bestes WM-Spiel.

Jerome Boateng: Spielte auf der linken Abwehrseite, damit Philipp Lahm auf der rechten Seite verteidigen darf. Der Weltklassespieler des FC Bayern weigert sich standhaft, gleichzeitig links und rechts zu spielen. Boateng ist übrigens Rechtsfuß und gelernter Innenverteidiger, der beim Hamburger SV auf der rechten Abwehrseite spielt. Und der liebe Halbbruder vom bösen Kevin, der für Ghana spielte. Aber das nur am Rande. Hat sich in seinem sechsten Länderspiel bemüht, seine Sache ordentlich gemacht – und wurde in der 72. Minute für Marcell Jansen ausgewechselt, der auch nichts mehr falsch machte.

Sami Khedira: Das achte Länderspiel des Stuttgarters war ein ordentliches, wenn er auch bisweilen in den Zweikämpfen nicht so souverän auftrat wie gewohnt. Stürmte bisweilen ungestüm nach vorne, später ließ er das dann und bemühte sich zusammen mit Bastian Schweinsteiger als Doppelsechs vor der Abwehr, die Kontrolle über das zerfahrene Spiel zu gewinnen.

Der Chef, erschöpft: Bastian Schweinsteiger.

Der Chef, erschöpft: Bastian Schweinsteiger.

(Foto: REUTERS)

Bastian Schweinsteiger: Spiel Nummer 77 (Schnapszahl!) für die Nationalmannschaft, eines seiner besseren. Bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung neun Minuten vor dem Ende der Partie bester deutscher Spieler. Stets chefmäßig präsent, viele Ballkontakte, half viel nach hinten aus, aber deswegen haben sie ihn auch mitgenommen. Einziger Schwachpunkt: Nicht alle Pässe kamen an. Toni Kroos kam für ihn neun Minuten vor Schluss, über ihn gibt es nichts zu sagen.

Thomas Müller: Muss das mit dem Flanken noch einmal üben. In seinem fünften Länderspiel nicht so effektiv wie erhofft, ohne zu enttäuschen. Hatte auf der rechten Seite im Mittelfeld mehr Platz als bei der Niederlage gegen Serbien – und wusste das zu nutzen. Und er bereitete Mesut Özils Tor des Abends vor. Wurde in der 67. Minute ausgewechselt und durch Piotr Trochowski ersetzt. Der konnte sich nicht mehr in Szene setzen.

Mesut Özil: Er ist, und das ist keine neue Erkenntnis, ein sehr guter Fußballspieler – aber mit dem Toreschießen hat er es nicht so. Auch in seinem 21. Länderspiel nicht. Dachten wir. Vergab in der 25. Minute eine sehr große Chance zur Führung, als er alleine auf Ghanas Torwart Richard Kingson zulief. Böse Menschen nannten ihn schon Chancentod. Und dann machte er ein wunderbares Tor! Wir haben es natürlich immer gesagt: Dieser Özil ist ein echter Goalgetter.

Lukas Podolski: Kann gut mit seinem linken Fuß schießen, tat das auch, bloß viel zu selten brachte er dabei den Ball aufs Tor. Nervt irgendwie, total uneffektiv. Mehr hatte er nicht zu bieten, tauchte gegen Ende der Begegnung völlig ab. Wir sehen da schwarz.

Cacau: Helmut, wie ihn seine lustigen Mannschaftskollegen nennen, lief und lief und lief und lief – und war in seiner elften Partie fürs DFB-Team als einziger deutscher Stürmer zumindest vor der Pause meist auf verlorenem Posten. Und in der zweiten Halbzeit? Da lief er und lief und lief und lief. Im Achtelfinale gegen England darf der nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrte Miroslav Klose wieder spielen. Und wird das wohl auch tun. Aber genau weiß das natürlich nur Bundestrainer Joachim Löw.

Quelle: ntv.de

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