Fußball-WM 2010

Reif: DFB-Elf gegen Spanien Favorit Löw baut um und frohlockt

Auch ohne WM-Topscorer Thomas Müller geht Bundestrainer Joachim Löw nach den Gala-Auftritten gegen England und Argentinien selbstbewusst in das WM-Halbfinalduell mit Europameister Spanien. Vollkommen zu Recht, findet TV-Kommentator Marcel Reif. Für ihn ist die Löw-Elf der Favorit.

Bundestrainer Joachim Löw will mit seinem jungen DFB-Team ins WM-Finale.

Bundestrainer Joachim Löw will mit seinem jungen DFB-Team ins WM-Finale.

(Foto: dpa)

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist im WM-Halbfinale gegen Europameister Spanien der Favorit, davon ist TV-Kommentator Marcel Reif überzeugt. "Ich kann der deutschen Mannschaft den Gefallen leider nicht tun und sagen, sie sind Außenseiter nach allem, was wir hier gesehen haben", sagte Reif bei n-tv. Und fügte an: "Das glauben auch die internationalen Kollegen, die sagen: Nee, die Deutschen sind Favorit." Mit David Villa habe Spanien zwar einen der besten Stürmer des Turniers in seinen Reihen, wie dessen Torausbeute von fünf Treffern in fünf WM-Partien belegt. Allerdings ist Villa auch praktisch der einzige, der für Spanien Tore schießt. Nur Andres Iniesta war bei der WM noch für Spanien erfolgreich, allerdings nur einmal.

Auch n-tv WM-Experte und "Kicker"-Herausgeber Rainer Holzschuh glaubt, dass die Deutschen gegen das "fantastische Kurzpassspiel" der Spanier, das "Tiki-Taka", bestehen können. Zentral sei es, wie gegen England und Argentinien die Konter perfekt zu spielen, die gewohnt hohe Lauf- und Einsatzbereitschaft zu zeigen und weiterhin zwischen kurzen und langen Pässen zu variieren.

Spanien ohne Plan B

Andres Iniesta ist ein großartiger Fußballer, aber vom DFB-Team durchaus zu stoppen: Davon ist Marcel Reif überzeugt.

Andres Iniesta ist ein großartiger Fußballer, aber vom DFB-Team durchaus zu stoppen: Davon ist Marcel Reif überzeugt.

(Foto: dpa)

Reif hingegen sieht die Spanier insofern als spielerisch limitiert an, da sie keine Alternative zu ihrem berüchtigten Pass- und Kombinationswirbel haben: "Wenn die Spanier nicht ihr Spiel aufziehen können, dieses gewohnte Spiel, dann haben sie keinen Plan B." Das ist auch deshalb problematisch für das Team von Vicente del Bosque, weil alle Angriffe über die Mittelfeldspieler Xavi und Iniesta eingeleitet werden und das spanische Spiel damit "sehr gut ausrechenbar" sei. Auch das probate Gegenmittel ist deshalb einfach zu bennenen: Konsequentes Zustellen der Passwege und Unterbinden der Kombinationen. Ganz so, wie es Paraguay im Viertelfinale bis zum Gegentor erfolgreich vorgemacht hat.

Reif ist zuversichtlich, dass dies auch Deutschland gelingt: "Ich denke, Jogi Löw wird die richtige Taktik finden." Wenn das deutsche Mittelfeld mit Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira an die Leistung gegen Argentinien anknüpfen könne, sei ihm für das Halbfinale "nicht bange".

Müller nicht unersetzlich

Auch ohne Thomas Müller treibt das Halbfinal-Duell mit Spanien Deutschlands Nationaltrainer Joachim Löw nicht den Angstschweiß unter die Achseln.

Auch ohne Thomas Müller treibt das Halbfinal-Duell mit Spanien Deutschlands Nationaltrainer Joachim Löw nicht den Angstschweiß unter die Achseln.

(Foto: dpa)

Den Ausfall von WM-Topscorer Thomas Müller, der an sieben der dreizehn deutschen Tore direkt beteiligt war, sieht Reif nicht als großes Problem: "Ich denke, die Mannschaft ist in der Lage das zu kompensieren. Es wäre ja auch schlimm,wenn sie von einem Spieler abhängig wäre, der gerade mal über 20 ist." Als Ersatzkandidat sieht er eher Toni Kroos als Piotr Trochowski.

Bundestrainer Löw ließ zwar offen, wer den Part des 20-Jährigen übernehmen soll. Dem "Ersatz-Müller" sprach er aber vorab schon einmal sein volles Vertrauen aus. "Natürlich ist Thomas nur schwer zu ersetzen. Aber ich habe ein gutes Gefühl. Auch die anderen Spieler sind in guter Form und können auf dieser Position spielen", sagte der Bundestrainer, der sich mit dem Halbfinale noch lange nicht zufrieden gibt. Neben Trochowski und Kroos brachte er auch den Stuttgarter Cacau als Alternative ins Gespräch.

Auch sonst geht Löw optimistisch in die Revanche für das verlorene EM-Finale 2008, als Deutschland von den Spaniern deklassiert wurde: "Wir haben berechtigte Hoffnungen und Chancen, das Spiel zu  gewinnen. Wir sind unter den Top Vier bei diesem Turnier, aber wir  wollen mehr." Beim angeschlagenen Sami Khedira konnte er nach dessen Muskelverhärtung im Oberschenkel Entwarnung geben. Zwar fehlte der Stuttgarter ebenso wie Innenverteidiger Arne Friedrich (Oberschenkelprellung) im vorletzten Training, doch Löw sagte: "Es sieht im Moment so aus, dass für Mittwoch alle Spieler zur Verfügung stehen könnten." Ein "Fragezeichen" steht noch hinter Cacau, der nach einer Wirbelblockade allerdings schon wieder mit dem Team trainierte.

Unbekümmertheit gegen Erfahrung

Für den 20 Jahre alten Kroos als Müller-Ersatz spricht dessen jugendliche Unbekümmertheit, für Trochwoski die größere Erfahrung - auch auf der Müller-Position. Während der Ex-Leverkusener Kroos erst sechs Länderspiele absolviert hat, kann der 26-jährige Trochwoski bereits auf 34 Einsätze zurückblicken. Beide verfügen über spielerische Klasse und über Stärken bei Standards, sind aber bei weitem nicht so torgefährlich wie Müller und haben auch Schwächen in der Defensive.

Toni Kroos war bei der WM bislang Kurzarbeiter, wurde dafür von Kroos aber ausdrücklich gelobt.

Toni Kroos war bei der WM bislang Kurzarbeiter, wurde dafür von Kroos aber ausdrücklich gelobt.

(Foto: dpa)

Trochowski konnte bei seinen bisherigen drei Einwechslungen in Südafrika zwar noch keine großen Akzente setzen, der HSV-Profi kennt sich allerdings mit der Position auf der rechten Seite besser aus als Kroos. In den Spielen gegen Argentinien (84.), im Achtelfinale gegen England (72.) und gegen Ghana (68.) ersetzte Trochowski in der Schlussphase jeweils Müller - und hofft nun auf einen Platz in der Startelf gegen Spanien: "Ich fühle mich gut."

Löw hat andererseits Kroos bereits einige Male ausdrücklich gelobt. Schon als Bastian Schweinsteiger im Vorrundenspiel gegen Ghana auszufallen drohte, galt Kroos als erste Alternative, allerdings für die Sechser-Position. Beim 4:0 im Viertelfinale gegen Argentinien war das Talent in der 77. Minute für Sami Khedira eingewechselt worden, gegen Ghana in der 81. Minute für Schweinsteiger. "Er hat sich nahtlos eingefügt und gleich gezeigt, dass er keine Angst vor großen Namen hat. Er ist jung, spielt unbekümmert und ist technisch sehr stark", meinte der Bundestrainer zu den zwei WM-Kurzauftritten von Kroos. Der WM-Aushilfs-Sechser traut sich auch die Müller-Position zu: "Ich glaube, dass ich bei meinen bisherigen Einsätzen ganz gut gespielt habe. Ich bin bereit."

Werder-Coach Thomas Schaaf warb derweil beim Bremer Trainingsauftakt für eine ganz andere Alternative, seinen Vereinsschützling Marko Marin: "Ich wünsche mir, dass Marko zum Einsatz kommt, weil er der Nationalmannschaft gut tut. Die Räume wären für ihn da." Allerdings kam Marin bislang lediglich in den Vorrundenspielen gegen Australien (4:0) und Serbien (0:1) als Einwechselspieler zum Einsatz und konnte Löw nicht wirklich überzeugen.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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