Neue Nummer 1, neuer Kapitän Löw hat sich entschieden
23.05.2010, 14:50 UhrKnapp drei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft sind weitere Personalentscheidungen bei der deutschen Nationalmannschaft gefallen. Details will Bundestrainer Joachim Löw öffentlich zwar noch nicht verkünden - erste Anzeichen gibt es allerdings bereits.
Bundestrainer Joachim Löw hat sich darauf festgelegt, wer bei der Fußball-Weltmeisterschaft im deutschen Tor stehen wird und wer die Nationalmannschaft als Kapitän anführen darf. "Wir sind in der Entscheidungsfindung klar", sagte Löw. Die Entscheidungen will er aber frühestens am Mittwoch nach dem Eintreffen aller Bayern-Spieler im Trainingslager verkünden in Südtirol. In der Torhüterfrage deutet alles auf den Schalker Manuel Neuer hin, als Kapitän ist der Münchner Philipp Lahm heißer Favorit.
Löw kündigte an, dass die neue Nummer 1 auch die beiden noch ausstehenden Testspiele gegen Ungarn und Bosnien-Herzegowina bestreiten wird. Nach dem Ausfall von Rene Adler wird der Schalker Manuel Neuer favorisiert – auch aufgrund seines Alters. Dem Münchner Routinier Jörg Butt werden lediglich Außenseiterchancen eingeräumt, der Bremer Keeper Tim Wiese wird sich wahrscheinlich mit der Nummer drei begnügen müssen. Löw betonte, dass er seine Personalentscheidung nach Rücksprache mit dem Trainerstab alleine getroffen habe. Die Mannschaft sei bei diesem Thema nicht involviert gewesen.
Lahm passt ins Profil
Auf die Frage nach den erforderlichen Eigenschaften eines neuen Mannschaftskapitäns sagte Löw: "Er muss sehr integrativ und kommunikativ sein, darf nicht nur auf sich selbst und seine eigene Leistung schauen. Er hat auch repräsentative Aufgaben." Dieses trifft nach dem Ausfall von Michael Ballack praktisch zu 100 Prozent auf den 64-maligen Nationalspieler Phillip Lahm zu.
Zwar können Lahms Bayern-Kollegen Miroslav Klose mit 94 und Bastian Schweinsteiger mit 73 mehr Länderspiel-Einsätze aufweisen. Doch Klose, mit dem Löw auch telefonisch einen engen Kontakt pflegt, muss nach einer persönlichen Katastrophen-Saison beim FC Bayern in den kommenden Tagen und Wochen vor allem um die eigene WM-Form ringen. Und Schweinsteiger hat als neuer Mittelfeld-Chef nach dem WM-Aus für Ballack ohnehin schon einen großen Berg an Verantwortung zu stemmen. "Ich muss natürlich erst mit den betroffenen Spielern sprechen", betonte Löw.
"Alle können mit Stolz anreisen"
Dass die Endspiel-Niederlage von Madrid für die gleich sieben Münchner WM-Kandidaten noch für längere Zeit eine Belastung sein kann, glaubt Löw nicht. "Alle können mit Stolz anreisen, sie haben eine Klasse-Saison gespielt. Ich bin sicher, dass sie hier den Schalter umlegen werden", erklärte der Bundestrainer im WM-Vorbereitungscamp in Eppan. "Ich persönlich bin in erster Linie vor allem froh, dass sich keiner verletzt hat. Da war eine Anspannung", gestand Löw, der schon die Ausfälle der Leverkusener René Adler und Simon Rolfes sowie Kapitän Ballack kompensieren muss.

Phillip Lahm, rechts, im Nationaldress - bald auch mit der Binde?
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit den meisten Nationalspielern der Bayern-Fraktion wird der DFB-Chefcoach "die ersten Tage sehr vorsichtig sein", um das Verletzungsrisiko nach den großen physischen und mentalen Belastungen der vergangenen Wochen niedrig zu halten. Nur Klose und Mario Gomez müssen in Südtirol nach der Ankunft sofort Gas geben: "Sie werden vom ersten Moment an integriert und belastet, weil sie im Verein wenig Einsatzzeiten hatten", kündigte der Bundestrainer an.
"Podolski wird explodieren"
Zum Gewinner der bisherigen WM-Vorbereitung erklärte Löw den Kölner Lukas Podolski. "Er wird explodieren bei der WM", sagte der Bundestrainer voller Überzeugung. Er bescheinigte Podolski eine körperliche Top-Verfassung und zudem "unglaubliche Dynamik".
Ein Problem werde es für ihn werden, vor dem Nominierungsschluss am 1. Juni noch drei Spieler aus dem vorläufigen 26-köpfigen WM-Kader auszusortieren. "Diese Entscheidung wird schwierig. Alle Spieler investieren hier mehr als hundert Prozent", lobte Löw den Einsatz der bislang noch 19 WM-Kandidaten. Nicht zittern muss der Stuttgarter Innenverteidiger Serdar Tasci. Man könne davon ausgehen, "dass er in den endgültigen Kader gehört", so Löw.
Quelle: ntv.de, dpa/sid