Serbien schlagen, Achtelfinale planen DFB-Team mit klarer Marschroute
17.06.2010, 09:35 UhrAuf ins Achtelfinale! Joachim Löw programmiert die deutsche Angriffsmaschine auch gegen die angezählten Serben auf Sieg, um den Einzug in die K.o.-Spiele so schnell wie möglich zu buchen. Dass Bastian Schweinsteiger erneut nicht trainieren konnte, nimmt das DFB-Lager ebenso gelassen hin wie die Platzprobleme in Port Elizabeth.

Löw will keinen "Absturz" wie bei der EM 2008 erleben.
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Bezüglich der Marschroute für das zweite deutsche WM-Spiel am Freitag (13.30 Uhr/ZDF und im n-tv.de Liveticker) in Port Elizabeth gegen Serbien nimmt Teammanager Oliver Bierhoff kein Blatt vor den Mund: "Was man im Sack hat, hat man im Sack. Wir wollen uns das Zittern im letzten Gruppenspiel gegen Ghana ersparen." Auch Löw richtete aus schlechter Erfahrung in der Teamsitzung einen eindringlichen Warnruf an seine junge Truppe. Vom umjubelten 4:0-Erfolg gegen Australien dürfe man sich nicht "blenden" lassen: "Leute, das war jetzt ein Spiel, die schweren Spiele kommen noch."
Schon die Serben seien "ein anderes Kaliber", bekräftigte Löws Assistent Hansi Flick. Der gelungene WM-Start sei passé: "Wir sind für das Spiel gegen Australien genug gelobt worden." Als warnendes Beispiel für einen schnellen Absturz nach dem Start-Hoch gilt die EM 2008, als die deutsche Elf nach einem 2:0-Auftaktsieg gegen Polen eine ernüchternde 1:2-Pleite gegen Kroatien kassierte. Unter gigantischem Druck reichte es dann im Vorrunden-Finale gegen Österreich zu einem 1:0-Zittersieg durch ein Freistoßtor von Michael Ballack. Flick ist zuversichtlich, dass sich Ähnliches diesmal nicht wiederholt: "Ich glaube, wir haben jetzt eine andere Mannschaft. Die ist jung und blickt nach vorne."

Am Mittwoch wurde der Tagesablauf ganz auf die ungewohnte Spielzeit um 13.30 Uhr ausgerichtet.
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Mit deutscher Gründlichkeit bereitet Löw das Team auf den ersten WM-Härtetest vor und lässt sich auch von logistischen Problemen nicht aus dem Konzept bringen. Am Mittwoch wurde der Tagesablauf ganz auf die ungewohnte Spielzeit um 13.30 Uhr ausgerichtet. Wecken war um 9.00 Uhr, und schon beim Frühstück mussten die Spieler ihrem Körper viele Kohlehydrate zuführen. Zur Mittagszeit wurde dann im Stadion von Atteridgeville trainiert. "Wir haben wenig Erfahrung mit der frühen Anstoßzeit", erläuterte Flick die Maßnahmen.
Der ursprüngliche Plan, ganz früh nach Port Elizabeth zu reisen und auch da wieder mittags zu trainieren, musste aber kurzfristig abgeblasen werden. Der Platz im Nelson Mandela Bay Stadium wurde wegen seines schlechten Zustandes für das Training gesperrt. Aus diesem Grund fliegt die DFB-Auswahl nun erst am späten Nachmittag von Pretoria in den Spielort. Zuvor wird das letzte Training erneut in Atteridgeville abgehalten.
Schweinsteiger mit Trainingspause

Bastian Schweinsteiger hat sich ein paar Tage geschont - soll aber bis zum Spiel am Freitag fit sein.
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Dann soll auch Bastian Schweinsteiger wieder auf dem Rasen stehen, nachdem er wegen eines Infektes der oberen Atemwege schon zwei Tage pausieren musste. "Es geht bergauf", berichtete Flick allerdings. Notpläne für einen Schweinsteiger-Ausfall hätte man noch nicht ausgearbeitet. "Da machen wird uns keine Sorgen", versicherte der Co-Trainer. Die 22 übrigen Akteure sind fit.
Im Vollbesitz der Kräfte kann Schweinsteiger gegen die Serben kaum sein. Eine Top-Leistung der gesamten Mannschaft aber ist nötig. "Für die Serben ist es eine Art Endspiel", warnte Khedira. Nach dem 0:1 gegen Ghana steht das Team um den Ex-Herthaner Marko Pantelic mit dem Rücken zur Wand. Aber auch die Deutschen sind weiter auf Erfolg eingestellt. "Wir wollen den zweiten Sieg", sagte Khedira.
Spiel der zweiten Bälle?
Zusammen mit dem geschwächten Schweinsteiger wird ihm eine wichtige Rolle in der Defensivarbeit zukommen. Die Serben agieren immer wieder mit langen, hohen Bällen auf ihren 2,02-Meter-Stürmer Nikola Zigic, der diese auf die nachrückenden Akteure ablegt. "Es kann sein, dass es ein Spiel der zweiten Bälle wird", spekulierte Khedira und ordnete an: "Diese müssen wir gewinnen."
Dass die deutsche Offensive funktioniert, haben Spielfreude und vier Stürmertore gegen Australien eindrucksvoll bewiesen. Und auch gegen die Serben soll laut Khedira die "südländische Leichtigkeit", die Spieler wie Mesut Özil, Cacau oder auch er als Deutsch-Tunesier einbringen, zum Gelingen beitragen. Ein erster echter Test erwartet dagegen die deutsche Abwehr, die zum Auftakt kaum gefordert war.
Erschwerte Kommunikation
Ein Problem stellt der Lärm der Vuvuzelas da, der Zurufe und Absprachen zwischen Torwart Manuel Neuer und seinen Vorderleuten kompliziert macht. "Die Kommunikation ist schwierig", bestätigte Links-Verteidiger Holger Badstuber. Neuer berichtete, dass er gegen Australien beim Rauslaufen nach einer Ecke "Torwart" rief, aber Per Mertesacker ihn nicht hörte und den Ball unnötig ins Aus schlug.
Das Serbien-Spiel soll auch Aufschluss darüber geben, ob es in Südafrika tatsächlich schon ohne Michael Ballack geht. Löw ernannte Khedira bereits zum "jungen Ballack". Der 23-jährige Stuttgarter nimmt die Führungsrolle an, Kontakt mit dem verletzten Kapitän gab es bislang nicht. "Er hat sich nicht bei mir gemeldet, was ich auch nicht erwartet habe und was auch nicht notwendig ist", sagte Khedira.
Quelle: ntv.de, dpa