Nur noch Fußball-WM Freut Euch einfach mit
11.06.2010, 12:51 UhrHeute ist wieder Fußball-Freitag. Nicht irgendeiner, sondern DER Fußball-Freitag. Überall, nicht nur in Südafrika. Die besten Fußballmannschaften treffen sich dort und spielen bis zum 11. Juli um die Weltmeisterschaft. Zum Auftakt treffen die Gastgeber auf Mexiko. Und die ganze Welt schaut zu.

Fußball-Freitag, überall: Ein südafrikanischer Fan und einer aus Mexiko freuen sich auf das Auftaktspiel der WM.
(Foto: REUTERS)
Der "Football Friday", der Fußball-Freitag, ist in Südafrika inzwischen eine Institution. Statt ihrer Arbeitskleidung tragen seit Anfang März fast alle – ob sie im Café oder in der Bank arbeiten, vom Präsidenten bis zum Straßenfeger – das Trikot ihrer Lieblingsmannschaft. Jüngst traten alle 450 Abgeordneten der Nationalversammlung und das versammelte Kabinett ganz in Gelb-Grün an – den Farben der südafrikanischen Nationalmannschaft.
Heute ab 16 Uhr eröffnen Südafrikas Fußballer im Soccer City Stadium von Johannesburg mit dem Spiel gegen Mexiko die erste Weltmeisterschaft in Afrika, die 19. insgesamt. Die ganze Welt schaut zu. Und Südafrika ist stolz darauf. Zum ersten Mal seit der Rugby-WM 1995 steht die ganze Nation hinter ihrem Land, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Dass sie feiern können, haben die Südafrikaner nicht erst bei dem Konzert vor dem Turnier gezeigt. Ab heute ist jeder Tag ein Fußballtag. Überall.
Kitschig, aber schön
Das klingt jetzt ein wenig kitschig, und ist es wahrscheinlich auch. Aber jetzt ist sie wieder da, diese wunderbare Zeit, in der der Fußball die Menschen verbindet. In Neuseeland werden sie ebenso die Daumen drücken, jubeln oder mit ihrer Mannschaft leiden wie in Dänemark. In Chile. In der Schweiz. In Honduras. Und natürlich auch in Deutschland. Eben in allen 32 Ländern, die mitspielen dürfen. Und wetten, dass sie auch in der Türkei den Fernseher anstellen und mitfiebern?
Das ist, zugegeben, eine harte Zeit für die Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren, mit diesem seltsamen Spiel so gar nichts anfangen können und nur von 22 Männern reden, die nichts Besseres zu tun haben, als einem Ball hinterherzulaufen. Die nichts vom öffentlichen Rudelgucken halten, Fähnchen an Autos doof finden und sich darüber beschweren, dass die im Fernsehen nur aus Südafrika berichten und gar keine schönen Filme mehr zeigen.
Es ist an der Zeit
Sie werden erleben müssen, dass ihre Kollegen im Büro über Miroslav Kloses Kopfballstärke reden, selbst Tante Hildegard darüber spricht, wie lecker dieser Cristiano Ronaldo aus Portugal doch aussieht, und gute Freunde plötzlich wichtige Termine und so gar keine Zeit für einen netten Canasta-Abend haben. Sie werden nächtliche Auto-Corsi und dauertrötende Vuvuzelas ertragen müssen. Das ist hart, Mitleid aber haben wir nicht. Kleiner Vorschlag zur Güte: Freut Euch einfach mit. Oder wandert aus. Bloß – wohin?
"Ke Nako" heißt der Slogan dieser Weltmeisterschaft. Es ist an der Zeit. Heute ist Fußball-Freitag. Und das jeden Tag - auch wenn es leider ein paar Tage Pause gibt - bis zum 11. Juli, wenn sich im Soccer City Stadium von Johannesburg der Kreis schließt und die beiden besten Mannschaften zum finalen Spiel antreten, um einem Ball hinterherzulaufen. Ist das schön.
Quelle: ntv.de