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WM-Debüt mit Libero König Otto gibt sich die Ehre

Seinen ersten offiziellen WM-Termin genießt Otto Rehhagel in vollen Zügen. Behände hüpft der 71-Jährige auf das Podium der Pressekonferenz, anschließend gibt er den Journalisten aus aller Welt lächenlnd einige Lebensweisheiten mit auf den Weg. Nebenbei wird auch noch über das Auftaktspiel seiner Griechen gegen Südkorea geplaudert.

Jung im Herzen: Otto Rehhagel, 71-jähriger WM-Debütant mit Griechenland.

Jung im Herzen: Otto Rehhagel, 71-jähriger WM-Debütant mit Griechenland.

(Foto: dpa)

"Methusalem" Otto Rehhagel hat sich für seinen großen Tag viel vorgenommen. Der 71 Jahre alte Coach darf sich nach dem WM-Auftakt seiner griechischen Nationalmannschaft gegen Südkorea in Port Elizabeth (13.30 Uhr) ältester Trainer der WM-Geschichte nennen. Feiern will er das, indem er mit seinen Griechen endlich die Schmach von 1994 tilgt. Bei ihrer WM-Premiere vor16 Jahren waren die Hellenen nach drei deftigen Niederlagen gegen Argentinien, Bulgarien und Nigeria (0:10 Tore) ohne Tor und Punkt ausgeschieden.

16 Jahre später bekennt Rehhagel zwar: "Wir sind zunächst einmal stolz, beim Schaulaufen der Großen dabei zu sein." Doch das olympische Motto "Dabeisein ist alles" allein macht den früheren Meistertrainer von Werder Bremen und dem 1. FC Kaiserslautern bei seinem persönlichen WM-Debüt auch nicht glücklich. Das Ziel in Südafrika ist klar: "Wir wollen zunächst einmal ein Tor schießen, damit endlich diese Blamage von 1994 in Vergessenheit gerät."

Rehhagel hat schon viel erlebt, doch selbst für einen so erfahrenen und erfolgreichen Trainer hat das Fußball-Leben noch ganz besondere Momente parat. Wie sich so eine späte WM-Premiere anfühlt, wird er vor seinem Debüt gefragt? "Alles im Leben, das werden sie noch erleben, Sie sind ja noch ein junger Mensch, hat seine Zeit", antwortete Rehhagel dem Mitvierziger. Und auf die Frage, ob so ein Überraschungserfolg wie bei der EM 2004 auch bei einer WM möglich sei, antwortet er: "Im Leben wiederholt sich nichts." Besonders angespannt ist Rehhagel nach eigenen Angaben aber nicht: "Mein Herz schlägt wie immer und noch hoffentlich lang. Ich werde aufgeregt sein, weil es ein schweres Spiel wird."

Katsouranis gibt den Libero

Zum WM-Auftakt macht der Routinier seinem Ruf als Verfechter des Sicherheitsfußballs wieder einmal alle Ehre. Schließlich, lautet eines seiner Bonmots, werde er nicht "für schöne Spiele bezahlt, nur für Siege". Nachdem mit Manndecker Evangelos Moras ein wichtiger Abwehrspieler ausfällt, soll Routinier Kostas Katsouranis aus dem Mittelfeld zurückgezogen werden und den Part des Liberos übernehmen. Fraglich ist nur, ob der 30-Jährige von Panathinaikos Athen hinter oder vor der Abwehr spielt.

Torlos will Otto Rehhagel auf keinen Fall nach Hause fahren.

Torlos will Otto Rehhagel auf keinen Fall nach Hause fahren.

(Foto: Reuters)

Trotz der Defensivausrichtung betonte Rehhagel vor dem Spiel gegen die quirligen Südkoreaner ausdrücklich: "Wir wollen auch Tore schießen." Dazu setzt er weiterhin auf erfahrene Kräfte aus der Bundesliga. Angelos Caristeas (1. FC Nürnberg) als offensiver Mittelfeldspieler und Stürmer Theofanis Gekas (Eintracht Frankfurt), der mit zehn Toren beste Schütze der europäischen WM-Qualifikation, gehören zur Startelf. "Wichtig wäre ein frühes Tor. Wir wollen von unserer Gefahr bei Standards profitieren", sagte der Coach.

Peinlich genau achtete Rehhagel auch darauf, dass sich seine Spieler vom spektakulären Einbruch in ihr nobles Mannschaftsquartier vor den Toren Durbans nicht ablenken ließen. Unbekannte waren in die Hotelanlage eingebrochen und hatten Charisteas, Mittelfeldspieler Sotirios Ninis (Panathinaikos Athen) und Georgios Samaras (Celtic Glasgow) bestohlen.

Große Griechen, großer Druck

Gegner Südkorea ist zum siebten Mal in Folge bei einer WM dabei. Aber nur einmal - bei der Heim-WM 2002 - überstanden die "Taeguk Warriors" die Vorrunde und zogen dank skandalöse Fehlentscheidungen der Schiedsrichter ins Halbfinale ein. Dort scheiterten sie an der deutschen Mannschaft, wurden im Anschluss aber genauso wie ihr niederländischer Trainer Guus Hiddink frenetisch gefeiert.

ManU-Star Ji-Sung Park träumt von mindestens drei Toren gegen die allerdings erschreckend großen Griechen.

ManU-Star Ji-Sung Park träumt von mindestens drei Toren gegen die allerdings erschreckend großen Griechen.

(Foto: REUTERS)

Vor dem WM-Auftakt fürchtet Südkorea sich vor den großen Griechen. "Sie verfügen sicher über die Lufthoheit im Strafraum", sagte der bei Manchester United spielende Ji Sung Park in Port Elizabeth. Dennoch traut der südkoreanische Starspieler, der seine Schulterverletzung auskuriert hat, seinem Team einen Sieg zu: "Wir wollen mit drei Toren Vorsprung gewinnen - das wäre doch was." Trainer Huh rechnet damit, dass sein deutscher Kollege Otto Rehhagel es "mit hohen Bällen versuchen wird". Der Wuchs sei aber nicht entscheidend: "Wenn es um Größe ginge, hätten wir Basketball-Spieler auf dem Feld."

In Südafrika wollen die Südkoreaner an den Erfolg von 2002 anknüpfen, schon um die laut Trainer Huh Jung-Moo "sehr hohen Ansprüche und Erwartungen" in der Heimat nicht zu enttäuschen. "Es ist Zeit, der Welt zu zeigen, dass mit Südkorea zu rechen ist", sagte der Coach. "Ich bin überhaupt nicht nervös. Wir können gegen die Griechen gewinnen. Wir wollen bei dieser WM Spuren hinterlassen." Das allerdings haben sie mit Otto Rehhagel gemeinsam.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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