Auftakt mit Endspiel Portugal fürchtet frühes Aus
15.06.2010, 11:44 UhrRätselraten über den Einsatz von Didier Drogba, Sorgen wegen der Ladehemmung von Cristiano Ronaldo: Hinter dem mit Spannung erwarteten Duell der Ausnahmestürmer der Elfenbeinküste und von Portugal stehen vor dem ersten Vorrunden-Hit der Hammergruppe G in Port Elizabeth viele Fragezeichen.

Cristiano Ronaldo ist ein Vertreter der Ketchup-Theorie: "Tore sind wie Ketchup. Erst kommen gar keine, dann kommen ganz viele auf einmal." Bei Ronaldo war die Flasche zuletzt zu.
(Foto: dpa)
Portugal beginnt die WM mit einem "Endspiel", und Cristiano Ronaldo will es richten. "Unsere erste Partie gegen die Elfenbeinküste ist für mich die wichtigste der gesamten Weltmeisterschaft", sagte der teuerste Fußballer der Welt. Für sich selbst erhofft der Superstar von Real Madrid ein Ende seiner seit 16 Monaten anhalten Torflaute in der Nationalelf. Den Fans stellte er gleich eine ganze Flut von Toren ich Aussicht: "Ich will bei der WM explodieren", verkündete Portugals Kapitän vor der Partie ab 16.00 Uhr (ZDF).
Die Ivorer bangen auf der Gegenseite um ihren Star Didier Drogba, der sich im letzten Testspiel gegen Japan den Ellbogen gebrochen hat und dessen Einsatz sich wohl erst im letzten Augenblick entscheiden wird. Ronaldo zeigte sich von Spekulationen bei den Westafrikanern über deren Kapitän unbeeindruckt: "Die Elfenbeinküste wird in jedem Fall mit elf Spielern auflaufen." Portugals Spielmacher Deco hofft dagegen, dass sein Teamkamerad vom FC Chelsea spielen kann: "Er ist ein Freund von mir. Es wäre gut für das Spiel, wenn er dabei wäre."
Schlüsselspiel zum Start
Für die Portugiesen ist ihr WM-Auftakt in Port Elizabeth, wo vor über 500 Jahren der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Dias an Land gegangen war, gleich ein Schlüsselspiel: Ronaldo & Co gehen davon aus, dass in der "schwersten WM-Gruppe" Brasilien mit Sicherheit weiterkommt, Nordkorea chancenlos ist und Portugal deshalb mit der Elfenbeinküste um den zweiten Platz kämpfen muss. Das sieht auch die Fußball-Legende Eusébio so: "Wenn wir das erste Spiel gewinnen, öffnen sich für uns die Tore ins Achtelfinale". Und wenn Portugal verliert, droht dem WM-Vierten von 2006 ein frühes Ausscheiden.
Alle Hoffnungen der Portugiesen ruhen auf Ronaldo, für den Real vor einem Jahr eine Rekordablösesumme von 94 Millionen Euro an Manchester United gezahlt hatte. Allerdings konnte der Stürmer in der "Selecção" seit längerer Zeit nicht mehr glänzen. Sein letzter Treffer gelang ihm vor 16 Monaten: ein Elfmetertor in einem Freundschaftsspiel gegen Finnland. Sein letztes Pflichtspieltor für die Nationalelf liegt gar über zwei Jahre zurück. Bei Welt- und Europameisterschaften gelang Ronaldo bislang noch nie Herausragendes. Von einem Duell mit dem Argentinier Lionel Messi will er ganz nichts wissen. "Duelle gibt es nur im Ring", meinte er abwiegelnd.

Portugals Spielmacher Deco glaubt: "Wir können nur etwas erreichen, wenn das ganze Team stark ist."
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Deco warnte auf der offiziellen Pressekonferenz davor, alle Verantwortung auf den Star abzuwälzen: "Jeder spricht über Ronaldo, das ist normal. Aber wir können nur etwas erreichen, wenn das ganze Team stark ist." Portugal hatte zuletzt bei Weltmeisterschaften als Geheimfavorit gegolten. Das Renommee der "Selecção" ist jedoch angekratzt, nachdem sie sich nur mit Ach und Krach für die WM qualifizieren konnte. Stützen des Teams wie Deco, Simão Sabrosa, Ricardo Carvalho, Paulo Ferreira oder Liedson haben die 30 längst überschritten. Carlos Queiroz kann als Trainer kaum großen Erfolge vorweisen und steht im Schatten des populären Vorgängers Luiz Felipe Scolari.
Erikssons offene Rechnung
Bei der Elfenbeinküste wird es sich erst am Spieltag zeigen, ob Drogba tatsächlich aufläuft. Sicher ist: Die FIFA hat die Armschiene, mit der der Ivorer nach seinem Ellbogenbruch in der Partie antreten will, genehmigt. Eine Gefährdung anderer Spieler sei nicht gegeben. Bleibt die Frage, ob Drogba tatsächlich schon fit ist für die Partie.
Wenn es nach den Ivorern geht, wird ihr wichtigster und berühmtester Mann trotz des Ellbogenbruchs auflaufen. "Wir glauben nach wie vor, dass er spielen können wird", sagte Trainer Sven-Göran Eriksson vor der Abfahrt zum Spielort an der Ostküste. Und bei der Abschlusspressekonferenz meinte er: "Ich hoffe, dass er dabei ist, ich weiß es aber wirklich noch nicht." Im Hinblick auf die weiteren Pläne mit dem Stürmer sagte er: "Er wird in jedem Fall in diesem Turnier noch spielen." Teamkollege Yaya Touré ergänzte: Er ist sehr wichtig für uns." Bei einem Ausfall von Kapitän Drogba wollen die restlichen "Elefanten" aber nicht jammern. "Wir haben viel Qualität, Großes zu erreichen. Natürlich ist es ein herber Verlust, wenn Didier nicht spielen könnte, aber Fußball bleibt ein Mannschaftssport", sagt Abwehrspieler Kolo Toure.
Mit oder ohne Drogba - Eriksson dürfte schon einen Plan A und einen Plan B haben. Der Schwede kennt die Portugiesen auch als ehemaliger Trainer von Benfica Lissabon besonders gut, und er hat mit ihnen noch eine Rechnung offen: Bei der EM 2004 und bei der WM 2006 saß Eriksson auf der Trainerbank von England. Beide Male scheiterte er mit den Three Lions im Viertelfinale an Portugal, beide Male im Elfmeterschießen.
Quelle: ntv.de, dpa/sid