Fußball-WM 2010

Nach Roter Karte Morddrohungen gegen Kaita

In der WM-Partie gegen Griechenland steht es 1:0 für Nigeria, als "Super Eagle" Sani Kaita die Fassung verliert und nach seinem Gegenspieler tritt. Der Schiedsrichter schickte ihn per Roter Karte vom Feld, Nigeria verliert das Spiel 1:2. Jetzt erhält der Rotsünder massenweise Morddrohungen. Die FIFA ist informiert.

Versuchte Tätlichkeit - Rote Karte

Versuchte Tätlichkeit - Rote Karte

(Foto: dpa)

Aus der schönsten Nebensache der Welt ist tödlicher Ernst geworden: Sani Kaita muss nach seinem Platzverweis im WM-Vorrundenspiel gegen Griechenland um sein Leben fürchten. "Ja, ich habe Morddrohungen erhalten", bestätigte der. Inzwischen sind es mehr als 1000, erklärte Pressesprecher Idah Peterside: "Daher nehmen wir es nicht auf die leichte Schulter". Die Nigeria Football Federation hat nun den Fußball-Weltverband FIFA und die eigene Regierung eingeschaltet.

"Dass Menschen sein Leben bedrohen, ist erschreckend und enttäuschend", kommentierte Peterside. "Wir haben mit dem nigerianischen Sportminister gesprochen, um ihn über die Lage zu informieren. Und wir haben auch der FIFA geschrieben, um sie zu unterrichten." Der Weltverband hatte zuvor erklärt, er wisse von dem Vorfall nichts und könne ihn nicht kommentieren.

"Nur Gott entscheidet über Leben und Tod"

Über Kaita sagte er: "Er ist schockiert, aber bekommt von den Mitspielern und den Verbandsfunktionären Unterstützung." Der Spieler selber erklärte, dass er sich keine Sorgen mache: "Ich bin Moslem, und nur Gott entscheidet über Leben und Tod." Bei seinem ganzen Land hat sich Sani Kaita bereits für seine Dummheit mehrfach entschuldigt. Doch das scheint nicht jedem zu reichen. Beschimpfungen wie "Idiot" oder "Geh zurück, Kühe hüten" gehören noch zu den harmloseren Beschimpfungen im Internet. Die Morddrohungen landeten zunächst im weltweiten Netz auf den Seiten nigerianischer Zeitungen - und schließlich beim 24-Jährigen persönlich.

Wäre nach seinem Platzverweis wohl am liebsten im Rasen versunken: Sani Kaita.

Wäre nach seinem Platzverweis wohl am liebsten im Rasen versunken: Sani Kaita.

(Foto: AP)

Kaita wird beschimpft und bedroht, weil er bei einer 1:0-Führung von Nigeria in der 33. Minute wegen einer versuchten Tätlichkeit vom Platz gestellt worden war. Anschließend kippte die Partie und sein Team verlor 1:2 gegen Griechenland. "Ich kann mich bei allen Nigerianern nicht genug entschuldigen für meinen teuren Fehler", sagte er zu seinem Blackout.

Erinnerungen an 1994

Trotz der Drohungen habe er aber keine Angst, versicherte Kaita. Er schöpft Kraft aus einem Glauben. "Alles auf dieser Welt ist in Gottes Hand, ob es dein Leben ist oder etwas anderes. Solange Gott es will, hat keiner die Macht mich zu töten", sagte Kaita: "Nur Gott weiß, was morgen passiert. Er hält unser Schicksal in seinen Händen. Das ist das, was meine Religion mich lehrt."

Kaita schreckt offenbar auch nicht, dass es bereits einen Mord nach einem WM-Spiel gab. Andres Escobar war elf Tage nach seinem Eigentor, das zu Kolumbiens Aus bei der WM 1994 geführt hatte, in Medellin ermordet worden. "Ich will meinen Fall nicht mit dem von Escobar vergleichen, weil jeder auf dieser Erde sein eigenes Schicksal hat", sagte Kaita.

Team hat Entschuldigung akzeptiert

Schon vor den Morddrohungen war die Zeit unmittelbar nach der Roten Karte am Donnerstag für Kaita ein Alptraum. "Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und habe darüber nachgedacht, was mein Handeln mein Land gekostet hat", sagte der Spieler vom russischen Verein Alania Wladikawkas. "Aber ich hoffe, dass wir durch Gottes Gnade unser nächstes Spiel gewinnen. Und danach verspreche ich alles dafür zu tun, dass wir sehr weit kommen."

Zumindest seine Mannschaftskollegen scheinen ihm die dumme Attacke im zweiten Gruppenspiel verziehen zu haben. "Sie haben meine Entschuldigung akzeptiert", berichtete Kaita: "Sie sind jetzt dazu verdammt, das nächste Spiel für mich zu gewinnen, damit wir in die nächste Runde kommen."

Quelle: ntv.de, Michael Rossmann und Samm Audu, dpa

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