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Gruppe H: Spanien im Porträt Mit "Tiki-Taka" zum Titel

Nur eine Niederlage in den letzten drei Jahren, absolute Weltklasse in allen Mannschaftsteilen: Europameister Spanien geht als Top-Favorit in die Weltmeisterschaft in Südafrika. Und genau das könnte der "roten Furie" auf dem Weg zum ersten WM-Titel zum Verhängnis werden - hofft die Konkurrenz.

Coach Vicente del Bosque lässt Europameister Spanien schön und erfolgreich spielen.

Coach Vicente del Bosque lässt Europameister Spanien schön und erfolgreich spielen.

(Foto: REUTERS)

Die Fußball-Feinschmecker schnalzen mit der Zunge, denn Europameister Spanien ist sicherlich zurzeit das Maß aller Dinge. Das schnelle Kurzpassspiel, in Spanien "Tiki-Taka" genannt, hat dem auf Geniestreiche von Einzelkönnern abzielenden "Samba-Fußball" der Brasilianer und dem spielzerstörenden "Catenaccio" der Italiener den Rang abgelaufen. Das findet auch Bundestrainer Joachim Löw: "Von der gesamten Spielanlage sind die Spanier einen Tick besser. Spanien stellt derzeit die beste Mannschaft in der Welt."

Doch der EM-Titel hat gezeigt, dass Spanien nicht nur schön, sondern auch erfolgreich spielen kann. Statt des kauzigen Luis Aragones betreut jetzt der ausgeglichene Vicente Del Bosque das Team. Aber der Kader, die Spielidee und der Erfolg sind geblieben. Seit drei Jahren haben die Spanier nur ein Spiel verloren, 2009 im Halbfinale des Confederations Cup in Südafrika. 0:2 hieß es damals gegen die USA, das Traumfinale gegen die Brasilianer wurde verpasst.

"Den WM-Titel will ich haben"

Als schlechtes Omen für die WM wird das keineswegs betrachtet, die "Rote Furie" ist auf den Geschmack gekommen: Zwei Jahre nach dem EM-Titelgewinn hat sich die spanische Auswahl das Ziel WM-Sieg auf die Fahnen geschrieben. Am Selbstvertrauen sollte die Mission nicht scheitern, denn mit dem Triumph bei der EURO gegen das DFB-Team haben die Iberer das Etikett des ewigen Geheimfavoriten, der am Ende an sich selbst scheitert, abgelegt. Für viele Experten ist Spanien daher der Top-Kandidat auf den WM-Thron.

Nicht nur für Torwart Iker Casillas zählt in Südafrika nur der Titel.

Nicht nur für Torwart Iker Casillas zählt in Südafrika nur der Titel.

(Foto: REUTERS)

"Ich bin Champions-League-Sieger, habe den Weltpokal geholt und wurde Europameister. Aber dieser WM-Titel ist das Größte, den will ich haben", sagt Torhüter Iker Casillas und spricht damit aus, wovon 45 Millionen Spanier träumen. Die Zeiten, in denen übermächtige Profiklubs und die Rivalität der verschiedenen Regionen keine große Identifikation mit "La Seleccion" zuließen, sind vorbei. Zehn Siege in zehn Qualifikationsspielen haben das Nationalmannschafts-Fieber noch einmal gesteigert.

Triste WM-Statistik

Allerdings liest sich die WM-Bilanz ernüchternd: Bislang kamen die Iberer bei elf ihrer zwölf Teilnahmen nicht über das Viertelfinale hinaus. Nur 1950 in Brasilien reichte es zu Platz vier - als Letzter der zweiten Gruppenphase. Bei der WM 2006 in Deutschland musste Spanien nach dem 1:3 im Achtelfinale gegen Frankreich die Heimreise antreten.

Arsenal-Kapitän Cesc Fabregas trägt zwar die Nr. 10, ist in Spaniens exquisit besetztem Kader aber nur Edeljoker.

Arsenal-Kapitän Cesc Fabregas trägt zwar die Nr. 10, ist in Spaniens exquisit besetztem Kader aber nur Edeljoker.

(Foto: AP)

Diesmal soll alles anders werden, besser: Der Kader scheint keine Schwächen zu haben. Im Tor ist Casillas, der beim 2:1 gegen Argentinien jüngst sein 100. Länderspiel absolvierte, längst zu einem der besten Keeper der Welt gereift. Im Abwehrzentrum sind Carles Puyol und Gerard Pique eine Klasse für sich. Das Prunkstück ist jedoch das Mittelfeld, in dem nicht einmal ein Ausnahmekönner wie Cesc Fabregas einen Stammplatz hat. Wenn Andres Iniesta, Xavi oder Xabi Alonso den Ball zirkulieren lassen, bleibt dem Gegner oft nur die Rolle des staunenden Zuschauers.  Auch ganz vorn verfügt das Team in Fernando Torres und EM-Torschützenkönig David Villa, der für 40 Millionen Euro Ablöse zur neuen Saison vom FC Valencia zum Meister FC Barcelona wechselt, über einen absoluten Traum-Angriff.

Getrübt wird die Vorfreude lediglich durch Verletzungssorgen. Die zuletzt angeschlagenen Iniesta, Fabregas und Torres wurden von Del Bosque aber trotzdem in den vorläufigen WM-Kader berufen. Er hofft, dass sie bis zur WM-Endrunde am Kap wieder fit sind. Inzwischen trainieren sie zumindest mit dem Team.

Wo also liegt die Achillesferse dieser unverwundbar scheinenden Spanier? In der Bürde des Favoriten, glaubt zumindest Argentiniens Nationalcoach Diego Maradona: "WM-Favorit zu sein ist nicht immer gut, da bislang selten ein Favorit am Ende auch triumphiert hat."

Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch und Fernando Medialdea, sid

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