Fußball-WM 2010

Portugal muss Nordkorea schlagen Und Ronaldo tönt wieder

Die Portugiesen treffen das Tor nicht mehr. Ronaldo ist seit 16 Monaten in der Nationalelf ohne Treffer. Gegen Nordkorea soll heute der Knoten platzen. Dies wird auch dringend nötig sein. Denn im letzten Gruppenspiel wartet Rekordweltmeister Brasilien.

Man kann ihm viel vorwerfen, nicht aber mangelndes Selbstbewusstsein: Cristiano Ronaldo.

Man kann ihm viel vorwerfen, nicht aber mangelndes Selbstbewusstsein: Cristiano Ronaldo.

(Foto: REUTERS)

Der verletzte Spielmacher Deco liegt im Dauer-Clinch mit dem Trainer, Superstar Cristiano Ronaldo trifft das Tor nicht mehr: Vor der Neuauflage des legendären WM-Viertelfinales von 1966 gegen Nordkorea stehen die Zeichen für Portugal auf Sturm.

Wenn der WM-Vierte von 2006 nicht endlich zur Harmonie findet und Ronaldos Torflaute in der Nationalelf anhält, könnte die WM-Safari für den teuersten Fußballer der Welt und dessen Kollegen ein schnelles Ende nehmen. Die anhaltende Diskussion über seine magere Trefferquote kann das Selbstvertrauen von Ronaldo jedoch nicht erschüttern: "Es ist nicht das Ende der Welt, wenn ich nicht treffe. Aber am Montag treffe ich", tönte er.

Nur ein Sieg hilft weiter

Gegen Nordkorea hilft nach dem Auftakt-Remis gegen die Elfenbeinküste nur ein Sieg weiter, der möglichst hoch ausfallen sollte. Denn im Gruppenfinale wartet mit Rekord-Weltmeister Brasilien der härteste Brocken in der Vorrunde. "Für uns ist es ein extrem wichtiges Spiel - alles oder nichts", sagte Trainer Carlos Queiroz.

Auf dem Papier ist die Partie an heute ab 13.30 Uhr in Kapstadt eine einseitige Angelegenheit: Portugal steht in der Fifa-Weltrangliste auf dem dritten, Nordkorea auf dem 105. Platz. Aber die Portugiesen sind gewarnt: Zum Auftakt tat sich Brasiliens Star-Truppe beim 2:1 gegen den Abwehrriegel der Asiaten äußerst schwer.

Ronaldos Torflaute schmerzt

Vor allem Ronaldos Torflaute schmerzt die Selecção. Gegen Nordkorea will der Kapitän nun das Erbe der Fußball-Legende Eusébio antreten, der bei der WM vor 44 Jahren gleich vier Tore zum denkwürdigen 5:3-Sieg der Portugiesen über Nordkorea beigesteuert hatte. "Ich hoffe, dass die ersten 23 Minuten des Spiels vor 44 Jahren sich nicht wiederholen", sagte Eusébio bei einem Besuch im WM- Quartier der Portugiesen. Damals lag Portugal 0:3 zurück, ehe er sein Team noch zum Sieg schoss. Für das jetzige Spiel gegen Nordkorea gibt der 68-Jährige Eusébio eine bescheidene Prognose: "Mir würde schon ein 1:0-Sieg reichen."

Kleinere Unstimmigkeiten: Deco, links, und sein Trainer Carlos Queiroz.

Kleinere Unstimmigkeiten: Deco, links, und sein Trainer Carlos Queiroz.

(Foto: dpa)

Kein Wunder, haben die Portugiesen doch auch mit internen Querelen zu kämpfen. Deco zog öffentlich die Taktik von Queiroz in Zweifel, entschuldigte sich aber später beim Trainer, der den Streit daraufhin für beendet erklärte. Dennoch wird Deco gegen Nordkorea nur auf der Bank sitzen. Allerdings nicht wegen seiner Trainerschelte, sondern wegen einer Hüftverletzung. "Er klagte über Beschwerden und wird nicht spielen. Die Mediziner sind aber guter Dinge, ihn bis zum Spiel gegen Brasilien wieder hinzubekommen", sagte der Coach.

Nordkoreaner durchaus selbstbewusst

Queiroz, der wegen seiner kühlen Art und seiner theoretischen Analysen "El professor" genannt wird, steht in Portugal mächtig unter Druck. Die Zeitung "Diário de Notícias" forderte den Coach auf, mehr auf Offensive zu setzen. "Gehe Risiken ein und lasse bedingungslos auf Sieg spielen!", appellierte das einflussreiche Blatt.

Nordkoreas Einheits-Truppe, deren Marktwert nicht mal einen Bruchteil der 94 Millionen Euro beträgt, die Real Madrid für Cristiano Ronaldo überwies, will die Punkte nicht kampflos preisgeben. "Ich glaube, dass wir viel Erfahrung gewonnen haben und in den nächsten zwei Spielen mehr Selbstvertrauen zeigen können", sagte Coach Kim Jong Hun.

Sensationssieg über Italien 1966

Auch die Nordkoreaner denken an die WM 1966 zurück, als sie einen 1:0-Sensationssieg über Italien landeten. Pak Doo Ik, der Schütze des Siegtores, wurde zur Fußball-Legende. Wie anno 2010 gab es damals eine Auftaktniederlage, dann ein Unentschieden - und schließlich den historischen Sieg gegen die Azzurri. Das Team von heute würde es den Helden von einst gerne nachmachen. "Aber es wird schwer, die nächste Runde zu erreichen", sagte Stürmer Jong Tae Se.

Am Abend vor dem Spiel setzte Trainer Kim Jong Hun den Spekulationen über die angebliche Flucht von vier Spielern aus dem Mannschaftsquartier ein Ende. "Ich habe von diesen Gerüchten gehört. Aber bei uns wurde nie jemand vermisst. Wir waren immer zusammen - beim Trainieren, beim Essen", sagte der Fußball-Lehrer am Sonntag in Kapstadt. Das große Medienecho habe ihn verwundert: "Diese Berichte waren völlig unbegründet." Weil beim Auftaktspiel der Nordkoreaner gegen Brasilien nur 19 Namen auf dem Spielberichtsbogen standen, war es zu Spekulationen über die Absenz von vier Akteuren gekommen.

Quelle: ntv.de, Hubert Kahl und Christian Kunz, dpa

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