Darts-Star rechnet wütend ab Gerwyn Price dreht frei - und droht mit WM-Boykott
02.01.2023, 08:16 Uhr
Verärgert: Gerwyn Price.
(Foto: dpa)
Für den walisischen Superstar Gerwyn Price ist die Darts-WM 2023 durch die krachende Viertelfinal-Niederlage gegen den "German Giant" Gabriel Clemens überraschend früh beendet. Nach dem Match droht der Weltranglistenerste in den sozialen Medien mit einem Boykott.
Superstar Gerwyn Price kassiert bei der Darts-WM eine schwere Demütigung. Im Viertelfinale scheidet er gegen den furios werfenden "German Giant" Gabriel Clemens mit 1:5 in den Sätzen aus. Die Niederlage des Walisers ist eine Überraschung, die Deutlichkeit eine Sensation. Nach einem bärenstarken Auftakt mit zwei Highfinishes - er checkte 140 und 110 mit drei Pfeilen - verlor der Weltranglisten-Erste immer mehr die Kontrolle über das Spiel. Weil Clemens im legendären Alexandra Palace nie so gut war und weil er selbst mit sich haderte.
So spielten sich auf der Bühne Szenen ab, die man so nicht kennt. Price ist der Inbegriff der spielenden Darts-Überzeugung. Nicht umsonst hat sich der ehemalige Rugby-Profi den Spitznamen "Iceman" zugelegt - und verdient. Überragend im Scoring, stark auf die Doppel und unnachahmlich im Timing hat er sich an die Spitze der Welt geworfen. Doch an diesem Sonntagabend geht dem Waliser fast alles ab, was zu bizarren Szenen führt. Im vierten Satz kam er mit riesigen Kopfhörern aus der Pause. Eine Provokation, um Clemens aus der Fassung zu bringen? Ein Akt der Verzweiflung, um sich besser fokussieren zu gönnen?
Price provoziert die Fans erneut
Seit jeher hat Price den Großteil der Fans gegen sich. Sein exzessiver Jubel, sein Geschrei und sein manchmal arrogantes Lächeln kommen nicht gut an. Und in diesem Wechselspiel zwischen extrovertierter Show auf der Bühne und Pfiffen aus dem Publikum kommt es immer wieder zu provokanten Gesten des Superstars - so auch im Duell mit Clemens. Als er das erste Leg (drei braucht es zum Satzgewinn) mit seinen Kopfhörern und starken Darts für sich entschieden hatte, triggerte er die Fans mit "Ich-höre-nix"-Handbewegungen und seinem typisch überheblichen Lächeln. "Ich hätte gedacht, dass er sie wieder auszieht. Das hat er nicht gemacht. Mein Ziel war nur, den Satz zu gewinnen", sagte Clemens bei DAZN.
Hat bestens funktioniert. Price bekam sein Spiel nicht konstant in den Griff, während Clemens seines gnadenlos durchzog. Selbst ein bisschen Double-Trouble des Deutschen - er vergab zahlreiche Chancen auf das ein Leg entscheidende Doppelfeld am äußeren Ring - ließ dieses Spiel nicht kippen. Price konnte kein Momentum schaffen, weil er einfach nicht hoch genug scorte, um Clemens zu breaken. Noch auf der Bühne gab sich der "Iceman" als fairer Sportsmann (der er nach den Spielen fast immer ist), umarmte den "German Giant" und zollte ihm Anerkennung für dessen sensationelle Leistung.
"Er sollte das Handy besser nicht in die Hand nehmen"
Später indes sorgte Price für reichlich Aufsehen. In den sozialen Medien ließ er seinem Ärger über das vergeigte Viertelfinale freien Lauf. "Ich bin nicht sicher, ob ich jemals wieder bei einer WM spiele", schrieb Price in seiner Instagram-Story. Er sei nach diesem desaströsen Abend komplett niedergeschlagen. "Es ist so frustrierend, wenn du im gesamten Jahr dafür spielst, um dich auf dieses eine Turnier vorzubereiten. Ich bin so enttäuscht, dass ich nicht spielen gelassen wurde." Worauf sich diese nebulöse Anklage bezog? Völlig unklar. Die Pfiffe der Fans kennt er ja eigentlich. Und an diesem Abend waren sie gar nicht mal so immens wie sonst. Es gab sogar eine Gruppe, die immer wieder Fan-Gesänge mit seinem Namen anstimmte. Aber mit der Klage nicht genug, mittlerweile hat Price alle, wirklich alle Beiträge auf seinem Instagram-Account gelöscht. Macht der "Iceman" wirklich ernst?
ntv.de-Darts-Experte Kevin Schulte hält die emotionale Abrechnung von Price vorerst mal nur für lautes Gebell. "Es ist schon häufiger vorgekommen, dass er mit bitteren Niederlagen nicht umgehen konnte und dann bei Instagram freidreht. Dass er nun nicht nur den Beitrag gelöscht hat, sondern alles auf seinem Konto, ist der unmittelbaren Emotion zuzuschreiben. Er sollte nach solchen Spielen das Handy besser nicht in die Hand nehmen." Allerdings bestehe bei Price immer ein Restrisiko, dass er plötzlich mit dem Sport aufhört, denn "er ist eben kein Darts-Purist, keiner, der noch 20 Jahre spielen und der Szene danach als Experte erhalten bleiben wird." Price, das hat er selbst mal gesagt, spielt, um den anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen ...
Während die Reise von Price endet, zumindest im Alexandra Palace, setzt sich die Tour von Clemens fort. Im Halbfinale wartet am Abend der "Bully Boy" Michael Smith. Der Vizeweltmeister von 2019 und 2022 hatte sich am Sonntagnachmittag in seinem Viertelfinalduell mit 5:3 gegen Landsmann Stephen Bunting durchgesetzt. Smith führte lange deutlich und nutzte schließlich seinen zweiten Matchdart zum 3:1 im achten Satz.
Quelle: ntv.de, tno