Sport

Biathlon-WM Glagow endlich am Ziel

Martina Glagow holte sich Silber und die kleine Weltcup-Trophäe, die deutschen Männer um Olympiasieger Michael Greis erlebten ein Debakel. Mit einem nervenstarken Auftritt erkämpfte die Mittenwalderin bei den Weltmeisterschaften in Östersund beim Einzel-Sieg der Russin Jekaterina Jurjewa bereits die fünfte deutsche Medaille. "Die Farbe ist mir wurscht. Hauptsache, ich habe eine", jubelte sie. Die 28-Jährige freute sich auch über den Gewinn des Weltcups in der klassischen Disziplin. "Nun habe ich auf einen Schlag zwei Ziele erreicht, die ich mir vor Beginn der Saison gesteckt habe", sagte sie.

Beim ersten WM-Sieg des erst 22 Jahre alten Norwegers Emil Hegle Svendsen vor seinem Teamkollegen und großen Vorbild Ole Einar Björndalen im Einzel-Rennen über 20 Kilometer patzte der dreimalige Olympiasieger Michael Greis gleich fünfmal. "Ich habe das Beste gegeben, aber das war nicht gut genug", sagte er. Der Nesselwanger, Titelverteidiger im anstehenden Massenstart-Rennen, war in seinem ersten Einzel-Rennen bei dieser WM nach seiner Erkältung als 36. schwächster deutscher Skijäger.

Der Verfolgungs-Dritte Alexander Wolf (Oberhof/19.), Michael Rösch (Altenberg/25.) und Daniel Graf (Frankenhain/33.) verfehlten je vier Scheiben. Dabei vergab Rösch im einzigen WM-Flutlichtrennen mit drei Fehlern im letzten Anschlag eine Topplatzierung. "Das war kopflos", schimpfte Bundestrainer Frank Ullrich. "Es war saudumm. Ich glaube, ich bin Weltmeister im Medaillen aus der Ferne angucken", fluchte Rösch.

Im wegen des Sturms verlegten Damen-Einzel waren Doppel-Weltmeisterin Andrea Henkel (Großbreitenbach/21.), Simone Denkinger (Gosheim/27.) und die zweimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm (Zella-Mehlis/32.) wegen ihrer insgesamt 17 Schießfehler chancenlos.

Als Glagow die ersehnte Medaille und die kleine Weltcup-Kristallkugel gewonnen hatte, vergoss sie Freudentränen: "Endlich hat's geklappt. Die letzten Rennen sind so bescheiden gelaufen. Vor der Saison habe ich immer gesagt, dass ich diese Kugel haben wollte. Nun habe ich sie. Aber das ist mir jetzt nicht so wichtig, wichtiger ist die Medaille", meinte sie zufrieden. Es war das siebte Edelmetall aus Silber in der Laufbahn der zweimaligen Weltmeisterin.

"Morgen ist es dir nicht mehr wurscht", rief Andrea Henkel, die seit acht Jahren mit Glagow bei allen Reisen auf einem Zimmer wohnt. Die Doppel-Weltmeisterin freute sich riesig für ihre Freundin, hakte nach sechs Fehlschüssen ihre Leistung ab. "Vier meiner sechs Fehler nehme ich auf meine eigene Kappe, zwei waren der Wind."

"Es war aber trotzdem ein regulärer Wettkampf, allerdings unter sehr schwierigen Bedingungen", bewertete Bundestrainer Uwe Müssiggang die Konkurrenz. "Wie Jurjewa geschossen hat, war brutal gut. Prima, dass wieder eine von uns durchgekommen ist. Damit hält unsere Serie der Saison", sagte er. Denn in allen Rennen sind die deutschen Skijägerinnen bisher auf das Sieges-Podest gelaufen.

Schon nach dem ersten Schießen waren die Medaillenträume von Wilhelm und Henkel so gut wie geplatzt. Je zwei Fehler produzierte das Duo, während Glagow beim ersten Liegendschießen mit einer Strafminute davonkam. Bei ihr ging gleich der ersten Schuss hauchdünn daneben. "Da war etwas Pech dabei", sagte Müssiggang. Glagow korrigierte ihn: "Der Schuss lag einen Zentimeter daneben. Es war schon ein klarer Fehler.

Verunsichert schaute die 28-jährige Glagow nach ihrem einzigen Fehler auf ihr Gewehr und die Windfahne, ehe sie nervenstark viermal ins Schwarze traf und sich auch in den drei folgenden Schießeinlagen keinen einzigen Fehler mehr leistete. "Es war sehr windig. Das schwierigste Schießen war das letzte. Das liegt, glaube ich, am Alter - früher habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht", sagte sie lächelnd und erkannte den Sieg der Russin neidlos an. "Wer bei diesen Bedingungen viermal Null schießt, der hat es verdient."

Von Uwe Jentzsch und Volker Gundrum, dpa

Quelle: ntv.de

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