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Biathlon zwischen Genie und Wahnsinn Gössner ist kein "Shooting Star"

Eins von sechs: Gleich fünfmal zielte Miriam Gössner im ersten Schießen daneben.

Eins von sechs: Gleich fünfmal zielte Miriam Gössner im ersten Schießen daneben.

(Foto: dpa)

Miriam Gössner soll Deutschlands neuer Biathlon-Star werden. Im Sprint von Oberhof nährt sie die Hoffnungen, dass Magdalena Neuners Fußstapfen nicht zu groß für sie sind. In der Verfolgung zeigt Gössner dann aber, dass sie Neuner nicht nur mit phänomenalen Laufleistungen ähnelt - sondern auch mit fatalen Blackouts am Schießstand.

Nach Miriam Gössners katastrophalem Start in die Verfolgung von Oberhof hatte ihr Chef einen Geistesblitz. Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang schnappte sich sein Fernglas, sprintete knapp 30 Meter zu Schießstand Nummer zwölf und schaute seiner derzeit besten Athletin beim zweiten Anschlag penibel über die schmale Schulter. Zwei weitere Fehler, 300 Extrameter, Ernüchterung - und eine Erklärung hatte Müssiggang am Ende auch nicht parat.

"Das ist einfach verdammt ärgerlich, ich kann mir so einen Start nicht erklären", sagte Müssiggang mit ratlosem Blick auf das völlig verkorkste erste Liegendschießen: "Man hat ja gesehen, dass Miri nach dem zweiten Fehler reagieren wollte. Aber sie wusste einfach nicht, wie sie an der Raste zu drehen hatte."

Läuferisch ist Gössner eine Klasse für sich, doch sie ist Biathletin, nicht Langläuferin.

Läuferisch ist Gössner eine Klasse für sich, doch sie ist Biathletin, nicht Langläuferin.

(Foto: dpa)

Die Sekunden beim ersten Schießen bewiesen einmal mehr, dass Gössner immer noch viel zu häufig zwischen Genie und Wahnsinn pendelt. Fünfmal flackerte das rote Licht auf, die Partystimmung in der Skiarena am Grenzadler war ein bisschen gedrückt, der Traum vom dritten Weltcup-Sieg frühzeitig geplatzt. "Gleich zu Beginn tut das natürlich weh", sagte Gössner. "Aber ich habe schon bewiesen, dass ich schießen kann. Und mit dem zehnten Platz kann ich zufrieden sein."

Zehnte mit zehn Extrarunden

Mit einer erneut phänomenalen Laufleistung hielt Gössner den Schaden zumindest in Grenzen. Zehn Extrarunden musste sie drehen - wenn man bedenkt, dass eine gute Läuferin für eine Runde etwa 25 Sekunden benötigt, war Gössners finaler Rückstand von einer Minute auf die russische Siegerin Olga Saizewa durchaus bemerkenswert.

"Das war dann wieder fantastisch", sagte auch Müssiggang. Und weil Gössner mit der Waffe hin und wieder patzt, in der Loipe aber regelmäßig die mit Abstand beste Laufzeit in den Schnee brennt, dürften auch im Lager der Langläufer Begehrlichkeiten entstehen.

Langläufer buhlen um "Miri"

"Wir können für die Staffel bei der WM noch eine Verstärkung brauchen", sagte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller. Das Objekt der Begierde nahm dankend an. "Natürlich ist Langlauf immer ein Thema", sagte Gössner, "es macht mir Spaß, und ich kann mir das gut vorstellen."

Dass die Blondine sich mit einem WM-Intermezzo bei den Langläufern übernimmt, befürchtet Müssiggang nicht. "Für einen WM-Start müsste sie den Weltcup in Oslo auslassen, daher ist das alles noch reine Spekulation. Ich will aber klarstellen, dass wir Miri nicht verheizen werden", sagte der Bundestrainer. Sonst dürften die Ausschläge zwischen Genie und Wahnsinn noch größer werden.

Quelle: ntv.de, sid

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