Sport

Dopingsumpf in Österreich Große Milde, neue Indizien

Die NADA Österreichs hat die Sperre der überführten Triathletin Lisa Hütthaler aufgrund ihrer umfangreichen Doping-Enthüllungen reduziert. Wie der Anwalt der früheren U23-Europameisterin, Christian Flick, verkündete, sei die Strafe wegen der Hilfe zur Aufdeckung des Dopingsumpfes von insgesamt sechs Jahren auf nur noch 18 Monate abgemildert worden. Laut Flick könne seine Klientin damit ab dem 22. September 2009 ins Wettkampfgeschehen zurückkehren.

In einem Interview Ende März hatte Hütthaler detailliert über ihre illegalen Praktiken ausgepackt. Dabei beschuldigte sie den mittlerweile geständigen Sportmanager Stefan Matschiner sowie einen Wiener Kinderarzt, sie mehrere Male mit Dopingsubstanzen und Hilfsmitteln ausgestattet zu haben.

Nachdem sie 2008 positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet wurde, war die heute 25-Jährige zunächst mit einer zweijährigen Sperre belegt worden. Anschließend hatte Hütthaler versucht, eine Mitarbeiterin des Dopinglabors in Seibersdorf vor der Öffnung ihrer B-Probe mit 20.000 Euro zu bestechen. Daher wurde die Sanktion auf sechs Jahre ausgeweitet. Sollte ein Strafprozess folgen, drohen ihr bis zu fünf Jahre Haft.

Neuer Verdacht gegen Humanplasma

Derweil rückt die Wiener Blutbank Humanplasma im Zuge der österreichischen Doping-Affäre zunehmend in den Mittelpunkt. Nachdem Radprofi Bernhard Kohl gebeichtet hatte, dreimal zum Blutdoping bei Humanplasma gewesen zu sein, sorgt ein Bericht des Gesundheitsministeriums für weiteren Zündstoff.

Nach einem Bericht der ARD-Sportschau legt das Papier den Verdacht nahe, dass bei Humanplasma umfassend Blutdoping betrieben wurde. In dem Schriftstück vom März 2008 heißt es: "Es besteht der dringende Verdacht, dass in den Räumen der Firma Humanplasma zwischen Herbst 2003 und Frühjahr 2006 Erythrozytenkonzentrate (Blutkonserven, Anm. d. Red.) in der Größenordnung von maximal 300 Stück hergestellt wurden."

Lauter Fragezeichen

Die Leitung von Humanplasma habe keinen detaillierten Überblick über alle in den Räumlichkeiten durchgeführten Aktivitäten. Laut des Berichts sei der Verbleib von 90 Prozent der für die Herstellung dieser 300 Blutkonserven notwendigen Chemikalien nicht nachvollziehbar. Eine Aufzeichnung der Ergebnisse oder eine Verrechnung der Analysen erfolgte nicht. Humanplasma, für das die Unschuldsvermutung gilt, bestreitet eine Verwicklung des Unternehmens.

Nach diversen Medienberichten sollen außerhalb der normalen Öffnungszeiten Sportler nach Wien gekommen sein. Eine "Nachtschicht" soll laut der österreichischen Tageszeitung "Kurier" 2000 Euro gekostet haben. Dutzende Athleten aus dem In- und Ausland sollen bei der Blutbank aufgetaucht sein.

Spitze des Eisbergs

Österreichs Ermittler und Behörden wollen nun massiv gegen das Doping-Treiben vorgehen. "Wir wissen, dass die Netzwerke, die in Wien zusammenlaufen, offensichtlich gespeist sind aus Osteuropa. Es ist die Spitze des Eisberges", sagte Sportminister Norbert Darabos: "Wir haben ein Neuntel über dem Wasser und acht Neuntel unter dem Wasser und wir werden jetzt auch nicht zurückschrecken."

Der langjährige Chefmedizinier des Ski-Weltverbandes, Bengt Saltin, glaubt unterdessen nicht an eine schnelle Aufklärung und hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) kritisiert. "Polizei und Staatsanwaltschaft brauchen kenntnisreiche Leute im Sportlerfeld und die Welt-Anti-Doping-Agentur könnte sie damit beliefern. Doch ich bin nicht sehr optimistisch im Moment. Für mich sieht es so aus, als ob die WADA den Fall nicht ernst genug nimmt", sagte Saltin der "Welt".

Quelle: ntv.de

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