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Parche starb in Pflegeheim Attentäter von Monica Seles ist tot

Dieses Bild schockte am 30. April 1993 die Welt.

Dieses Bild schockte am 30. April 1993 die Welt.

(Foto: dpa)

Sie war das Wunderkind der 1990er: Monica Seles gewinnt acht Grand-Slam-Turniere, zieht in der Weltrangliste an Steffi Graf vorbei - und ist noch keine 20. Dann der Schock: Bei einem Turnier in Hamburg wird sie Opfer eine Messerattacke. Nun ist der Attentäter gestorben.

Der Mann, der vor 30 Jahren mit einem Messer auf Tennisstar Monica Seles einstach, ist nach Informationen der "Bild"-Zeitung bereits seit dem vergangenen Jahr tot. Günter Parche sei im August 2022 im Alter von 68 Jahren in einem Pflegeheim im thüringischen Nordhausen gestorben, wo er die letzten 14 Jahren seines Lebens verbracht habe, berichtete die Zeitung.

Parche im Jahr 1995.

Parche im Jahr 1995.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Am 30. April 1993 hatte Parche auf dem Center Court am Hamburger Rothenbaum mit einem Messer auf die damalige Weltranglistenerste Seles eingestochen. Parche, ein Verehrer von Tennisstar Steffi Graf, konnte es damals nicht ertragen, dass Seles Graf von der Spitze der Weltrangliste verdrängt hatte. Vor Gericht erhielt Parche eine Bewährungsstrafe, weil ihm Gutachter eine psychische Störung attestierten. Im Gefängnis saß er nur die Monate zwischen Tat und Verurteilung am 13. Oktober 1993. Danach kam er frei.

Was war damals genau geschehen? Die Anzeigetafel am Hamburger Rothenbaum zeigte einen Stand von 6:4, 4:3. Seles fehlten noch acht Punkte, um dem Traumfinale gegen Dauerrivalin Graf ein Stück näherzukommen. Nach dem Seitenwechsel setzte sie sich auf die weiße Bank neben dem Schiedsrichterstuhl, trank einen Schluck Wasser, wischte sich den Schweiß von der Stirn und überlegte, wie sie "ein bisschen Tempo aus der Partie" nehmen kann - da geschah das Unfassbare.

Von Steffi Graf besessen

Hinter Seles tauchte ein Mann mit einer Baseball-Mütze auf und stach ihr ein 22 Zentimeter langes Küchenmesser rund zwei Zentimeter tief in den Rücken. Seles wankte in Richtung Netz, brach aber nach wenigen Metern zusammen und lag nun in der roten Asche. "Ich bin ein Fan von Steffi", wird der Angreifer mit der Baseball-Mütze später aussagen. Günter Parche, arbeitsloser Dreher aus Thüringen, schwor, dass er Seles nichts Böses antun, sondern sie nur eine Zeitlang außer Gefecht setzen wollte. Um die Weltrangliste zu korrigieren. Aus Liebe.

Steffi Graf war das Objekt seiner Besessenheit. An ihren Geburtstagen schickte er der deutschen Tenniskönigin oft Geld. Wenn sie verlor, brach für ihn eine Welt zusammen. Als Graf bei den German Open 1990 gegen Seles unterlag, trug Parche sich angeblich mit Suizidgedanken, und als die Frau seiner Träume 1991 den Thron als Weltbeste an die Nebenbuhlerin verlor, schlug seine Depression in Aggression um. Monatelang schmiedete der psychisch kranke Parche Rachepläne, bis er sie schließlich in die Tat umsetzte.

Seles' körperliche Verletzungen sind harmloser, als der Schaden, den ihre Seele nimmt. Nach dem Attentat hat sie jahrelang mit psychischen Problemen zu kämpfen, wird auf dem Court nie mehr die Alte, obwohl sie noch ein Grand-Slam-Turnier gewinnt. 2008 beendet sie ihre Karriere.

Quelle: ntv.de, tno/AFP

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