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"Katastrophe für deutschen Handball" HSV Hamburg steht vor Scherbenhaufen

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(Foto: dpa)

Handball-Bundesligist HSV Hamburg steht vor dem Abgrund: Nach der erneuten Lizenzverweigerung durch die Handball-Bundesliga steht der Champions-League-Sieger vor dem Sturz in Liga 3. Nur das Schiedsgericht kann den HSV noch retten.

Insolvenz, Zwangsabstieg oder doch noch die Rettung in letzter Sekunde? Genau ein Jahr und einen Tag nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte stehen die HSV-Handballer vor dem Sturz ins Bodenlose. Nachdem der finanziell schwer angeschlagene Spitzenklub HSV Hamburg auch im zweiten Anlauf keine Lizenz für die kommende Saison 2014/15 erhalten hat, bleibt dem Champions-League-Sieger von 2013 als allerletzter Strohhalm nur noch der Gang vor das unabhängige Schiedsgericht der Handball-Bundesliga (HBL). Die HSV-Bosse zogen sich umgehend zu intensiven Beratungen zurück.

"Wir haben die Entscheidung der HBL zur Kenntnis genommen. Wir werden uns nun intern abstimmen und dann darauf reagieren", sagte Geschäftsführer Holger Liekefet. Eine Woche bleibt dem deutschen Meister von 2011 nun, das Horrorszenario noch abzuwenden und Einspruch gegen das Urteil einzulegen.

Wohin die Reise für den HSV Hamburg und seine Fans geht, ist völlig offen. Bei einem Zwangsabstieg in Liga 3 droht die Insolvenz.

Wohin die Reise für den HSV Hamburg und seine Fans geht, ist völlig offen. Bei einem Zwangsabstieg in Liga 3 droht die Insolvenz.

(Foto: dpa)

Denn sollte das Schiedsgericht die Entscheidung des Liga-Präsidiums bestätigen, steht die Star-Truppe um Kapitän Pascal Hens als Zwangsabsteiger aus der Bundesliga fest. Da kein vorsorglicher Lizenzantrag für die 2. Liga gestellt wurde, bliebe dem HSV nur die Möglichkeit, in der 3. Liga anzutreten. Doch dies erscheint an der Elbe nahezu ausgeschlossen, wahrscheinlicher wäre in diesem Falle die Beantragung der Insolvenz.

Am fatalen Tropf des Mäzens

"Das Ende des HSV in der ersten Bundesliga ist eine Katastrophe für den deutschen Handball. Der Handball muss in die Großstädte, und dies ist in Hamburg durch unseriöse Refinanzierung leider einmal mehr gescheitert", sagte Präsident Frank Steffel vom Pokalsieger Füchse Berlin. Alle Vereine müssten endlich begreifen, dass die "Abhängigkeit von Mäzenatentum und Erfolg durch überhöhte Spielergehälter der falsche Weg sind".

Mäzen Andreas Rudolph war am 8. Mai überraschend als HSV-Präsident zurückgetreten und hatte den Verein damit in eine existenzielle Krise gestürzt. Der Medizintechnik-Unternehmer, der in den vergangenen zehn Jahren über 25 Millionen Euro in den Klub gepumpt hatte, schloss weitere finanzielle Hilfen aus, so dass allein im Etat der gerade abgelaufenen Spielzeit rund 2,7 Millionen Euro fehlten.

In erster Instanz war den Hamburgern daraufhin am 15. Mai die Spielerlaubnis für die kommende Saison wegen mangelnder wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verweigert worden. Daraufhin legte der Klub Einspruch ein und reichte neue Unterlagen ein. Doch selbst der von 8,1 auf 5,5 Millionen Euro abgespeckte Etat konnte den Gutachterausschuss und die Lizenzierungskommission nicht überzeugen.

HSV-Team vor dem Zerfall

Was aus der Mannschaft um Nationalkeeper Johannes Bitter wird, ist derzeit völlig unklar. Fest steht nur, dass Welthandballer Domagoj Duvnjak und EM-Torschützenkönig Joan Canellas (beide zum THW Kiel) den Verein verlassen. Kreisläufer Andreas Nilsson wird mit dem ungarischen Spitzenklub MKB Veszprem in Verbindung gebracht, Bitter steht angeblich ebenfalls vor einem Wechsel nach Kiel.

Für die Liga hätte ein Zwangsabstieg der Hamburger Folgen: Der Tabellen-16. der abgelaufenen Saison, die HBW Balingen-Weilstetten, würde die Eliteklasse halten. Und die MT Melsungen, Sechster der abgelaufenen Spielzeit, wäre statt der Hanseaten zur Teilnahme am EHF-Cup berechtigt.

Quelle: ntv.de, sid

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