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Hertha in der tiefen Krise HSV siegt in Glasgow

Tor des Abends: Marcus Berg feiert.

Tor des Abends: Marcus Berg feiert.

(Foto: REUTERS)

Marcus Berg hat dem lange harmlosen Hamburger SV eine Blamage erspart und das Tor zur Zwischenrunde der Europa League weit aufgestoßen. Der Neun-Millionen-Mann aus Schweden erzielte im Spiel bei Celtic Glasgow in der 63. Minute das Tor des Abends. Bei Hertha BSC geht das Trauerspiel dagegen weiter - völlig verunsicherte Berliner stehen nun auch in der Europa League ganz unten. Das total aus der Spur geratene Bundesliga-Schlusslicht verlor das dritte Gruppenspiel gegen den 16. der niederländischen Ehrendivision, SC Heerenveen, mit 0:1 (0:1) und bleibt damit auf den letzten Platz der Gruppe D.

Boateng fehlt verletzt

"Euro-Berg" sorgte vor 45.000 Zuschauern im Celtic Park mit seinem 5. Europacup-Treffer zum 1:0 (0:0)-Sieg dafür, dass der Bundesliga-Zweite in der Gruppe C mit sechs Punkten zur Spitze aufschloss und am Sonntag mit neuem Selbstvertrauen zum Liga-Schlager gegen Schalke 04 fahren kann. Für die auch in der Liga schwächelnden Schotten sieht es nach nur einem Punkt aus drei Spielen finster aus.

Scott Brown und Ze Roberto kämpfen um den Ball.

Scott Brown und Ze Roberto kämpfen um den Ball.

(Foto: dpa)

Gegen das seit drei Spielen sieglose Celtic versuchte Bruno Labbadia aus der Not eine Tugend zu machen. Doch die Sturm-Misere konnte er mit seinen Umstellungen nicht entscheidend lindern. Für Piotr Trochowski brachte der HSV-Trainer Jonathan Pitroipa, der Berg zwar die erste Chance auflegte (14.), ansonsten aber wie auch Eljero Elia wenig gefährlich agierte.

Überdies fehlte der am Knie verletzte Jung-Nationalspieler Jerome Boateng, der kurz vor dem Spiel endgültig passen musste und vom Tschechen David Rozehnal ersetzt wurde. Marcell Jansen war dagegen nach wochenlanger Verletzungspause anstelle von Tolgay-Ali Arslan erstmals wieder mit von der Partie. Der Nationalspieler mühte sich ordentlich und hätte in der 30. Minute bei etwas Glück die Führung erzielen können. Sein mutiger Volleyschuss ging jedoch in die Wolken.

Mit Glück in die Halbzeitpause

Allerdings zeigte auch Jansen Schwächen in der Defensive, die schon in der 13. Minute einen gemeinschaftlichen Blackout hatte. Scott Brown kam frei zum Schuss, vergab aus fünf Metern aber leichtfertig. Kurz vor der Pause schließlich "bettelte" der HSV förmlich um das 0:1. Zunächst stand Shaun Maloney mutterselenallein vor Keeper Frank Rost, weil die Abwehr auf Abseits spekulierte. Doch der Schotte vergab ebenso kläglich wie Scott McDonald nur wenige Sekunden danach.

So konnte der HSV das torlose Unentschieden mit Glück in die Pause mitnehmen, aus der beide Teams unverändert zurückkamen. Die Gastgeber suchten nun in fünf außerordentlich starken Minuten die Entscheidung. Doch wie schon bei der torlosen Generalprobe gegen den FC Motherwell trafen die Grün-Weißen das Tor nicht. Elia allerdings auch nicht, dessen Schuss (51.) gegen die Latte krachte.

Als sich die 3000 mitgereisten Hamburger Fans schon mit einer weiteren Nullnummer abgefunden hatten, schlug Berg gnadenlos zu. Zé Roberto hatte ihn mustergültig bedient und der schon als Fehleinkauf gebrandmarkte Schwede ließ Glasgows Keeper Artur Boruc mit einem prächtigen Schuss aus 18 Metern nicht den Hauch einer Chance. Der HSV zog sich danach weitestgehend zurück und erlebte in der 80. Minute nochmals eine Schrecksekunde, als der eingewechselte Patrick McCourt nur knapp verfehlte.

Fast leeres Olympiastadion

Der letzte Pflichtspielsieg der desolaten Berliner liegt unterdessen fast zwei Monate zurück. Für eine baldige Besserung gab es auch bei der Niederlage gegen den harmlosen niederländischen Pokalsieger kaum Anzeichen. Und am Sonntag droht in der Liga zu Hause gegen den deutschen Meister VfL Wolfsburg die neunte Pleite nacheinander.

Artur Wichniarek sucht den Ball, Heerenveens Torhüter Brian Vandenbussche hat ihn bereits gefunden.

Artur Wichniarek sucht den Ball, Heerenveens Torhüter Brian Vandenbussche hat ihn bereits gefunden.

(Foto: dpa)

Hernan Losada traf vor der Mini-Kulisse von 13.134 Zuschauern in der 36. Minute für den Gast, der fast die gesamte letzte Viertelstunde nach Rot für den kurz zuvor eingewechselten Daryl Janmaat in Unterzahl bestritt. In der Nachspielzeit verlor Hertha zudem noch Patrick Ebert nach Gelb-Rot wegen einer Unsportlichkeit. Bereits im Rückspiel am 5. November in Heerenveen könnte Berlin bereits in der Gruppenphase der Europa League vor dem Aus stehen. Die Quittung des Publikums für die bisherige Pleiten-Saison erhielt die Hertha bereits vor dem Anpfiff durch das fast leere Olympiastadion. Erinnerungen an längst überwunden geglaubte Zweitliga-Zeiten wurden wach.

Gelb-Rot in der Nachspielzeit

Die Hertha begann engagiert, doch nach der ersten Chance durch Adrian Ramos (4.) kam nicht mehr viel. Keinem Herthaner war das Bemühen abzusprechen, aber als Mannschaft trat die Elf auf dem Platz nicht auf. Der einzig gute Spielzug der biederen Gäste - seit acht europäischen Spielen sieglos - führte zum 0:1. Nemanja Pejcinovic verschätzte sich völlig bei einer Heerenveener Flanke, Losada konnte nach Zuspiel von Gäste-Kapitän Michel Breuer völlig unbedrängt einschieben. Cicero (43./45.+1) hatte kurz vor der Pause gleich zweimal den Ausgleich auf dem Fuß. Ebert war mit durchdachten Pässen der einzige Berliner Aktivposten.

Bezeichnend für die Hertha-Misere war Angreifer Artur Wichniarek, dem übermotiviert zunehmend weniger gelang und dessen Auswechslung in der Pause von den Berliner Fans mit Applaus begleitet wurde. Ein Pfostenschuss von Michal Papadopulos (55.) hätte fast die Vorentscheidung gebracht. Die Gäste begnügten sich, den Vorsprung zu verwalten. Berlin stemmte sich gegen die Niederlage, doch Möglichkeiten durch Ebert (70.), Lustenberger (76.), Ramos (81.) und Raffael (86.) blieben ungenutzt. Heerenveen brachte den Sieg auch nach Rot für Janmaat wegen groben Foulspiels nach Hause. In der Nachspielzeit sah Herthas Ebert nach einer Unsportlichkeit Gelb-Rot.

Celtic Glasgow - Hamburger SV 0:1 (0:0)

Glasgow: Boruc - Wilson, Caldwell, McManus, Naylor - Brown, N'Guemo - McGeady, Robson, Maloney (77. McGinn) - McDonald (60. Samaras). - Trainer: Mowbray
Hamburg: Rost - Demel, Rozehnal, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Ze Roberto - Pitroipa (89. Tesche), Jansen (77. Trochowski) - Berg, Elia. - Trainer: Labbadia
Schiedsrichter: Gianluca Rocchi (Italien)
Tore: 0:1 Berg (63.)
Zuschauer: 45.000
Beste Spieler: Brown, McGeady - Demel, Berg
Gelbe Karten: McManus, Naylor – Trochowski

Hertha BSC Berlin - SC Heerenveen 0:1 (0:1)

Berlin: Burchert - Stein, Friedrich, von Bergen, Pejcinovic - Ebert, Lustenberger, Cicero (61. Kacar), Bigalke (69. Raffael) - Ramos, Wichniarek (46. Domowtschiski). - Trainer: Funkel
Heerenveen: Vandenbussche - Breuer, Bak Nielsen, Dingsdag, Popov - Losada, Elm, Grindheim (73. Janmaat), Assaidi (83. Henrique) - Papadopulos, Sibon (66. Svec). - Trainer: de Jonge
Schiedsrichter: Costas Kapitanis (Zypern)
Tore: 0:1 Losada (36.)
Zuschauer: 13.134
Beste Spieler: Cicero - Elm, Losada
Rote Karten: Janmaat (Heerenveen) wegen groben Foulspiels (76.)
Gelb-Rote Karte: Ebert wegen unsportlichen Verhaltens (90.+4)
Gelbe Karten: Friedrich, Lustenberger, Ebert - Bak Nielsen, Assaidi

Quelle: ntv.de, Von Britta Körber und Jens Mende, dpa

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