"Wie stehts bei Tommy?" Haas sorgt für einen Mini-Boom
02.04.2013, 12:29 Uhr
"Wenn ich den Schläger wirklich an die Wand gehängt habe und darüber nachdenke, was ich alles erreicht habe, werden meine Comebacks sicher ein Punkt sein, der mich mit dem meisten Stolz erfüllt": Thomas Haas.
(Foto: AP)
Mit 35 Jahren ist Thomas Haas wahrscheinlich so gut und sicherlich so beliebt wie nie zuvor in seiner Karriere. Der Tennis-Oldie hat sich noch einmal neu erfunden. Und feiert den x-ten Frühling seiner Karriere. Das macht selbst Boris Becker nervös.
Im malerischen Kitzbühl wurde Boris Becker langsam nervös. Der Fernsehempfang war gestört. "Wie stehts bei Tommy?" Sein Twitter-Eintrag las sich wie ein Hilferuf: "Ich bin in den Bergen ... kein TV!" Es musste schon einiges passiert sein, wenn sich der rote Baron im Familienurlaub für deutsches Tennis interessiert. Und tatsächlich hatte Thomas Haas mit seinem Erfolgslauf in Miami für einen Mini-Boom gesorgt. Am Mittwoch wird er 35 Jahre alt, und die Tennisfans auf der ganzen Welt huldigen ihm. Zum Titel unter der Sonne Floridas reichte es zwar nicht, weil David Ferrer im Halbfinale zu stark war, die Anerkennung der Szene hatte sich Haas da jedoch längst erspielt. "Schade", twitterte Becker stellvertretend für die deutschen Fans, die auf eine Fortsetzung des Märchens gehofft hatten.
In den Tagen von Miami hat sich Haas im x-ten Frühling seiner Karriere noch einmal neu erfunden. Der gebürtige Hamburger, mit seiner Verlobten Sara Foster und Tochter Valentina längst in Los Angeles heimisch geworden, prägte einen Slogan, der ihn auch wieder auf die Plakatwände der großen Unternehmen bringen kann. "Age is nothing but a number" - frei übersetzt: "Du bist nur so alt, wie du dich fühlst." Und Haas fühlt sich endlich wieder jung. Mit 13 Jahren war Thomas Mario Haas einst in die Tennis-Akademie des Gurus Nick Bollettieri nach Bradenton/Florida gekommen. Er war ein Projekt, finanziert von einem Sponsorenpool, der später einmal an seinen Preisgeldern beteiligt sein sollte. Er war ein Versprechen auf weitere Grand-Slam-Titel für das verwöhnte Tennis-Deutschland. 17 Jahre nach seinem Profidebüt sagte Haas kürzlich im Spox-Interview: "Wenn ich den Schläger wirklich an die Wand gehängt habe und darüber nachdenke, was ich alles erreicht habe, werden meine Comebacks sicher ein Punkt sein, der mich mit dem meisten Stolz erfüllt."
"Das Alter ist nur eine Nummer"
Ein Sieg bei einem der vier Grand-Slam-Turniere blieb ihm bislang versagt, und es gibt nicht wenige Fachleute, die Haas als den besten Spieler ohne Major-Titel bezeichnen. Unzählige Verletzungen warfen ihn oft kurz vor dem sportlichen Höhepunkt zurück, Haas besitzt eine Krankenakte, die für zwei Leben auf der Tour reicht.
Den Grand-Slam-Titel hat er mittlerweile abgehakt, seine Erfolge sprechen trotzdem für sich. Weltranglistenzweiter war er, die olympische Silbermedaille in Sydney hat er gewonnen und die ganz Großen geschlagen. Haas bezwang Pete Sampras, Andre Agassi, Roger Federer und zuletzt in Miami auch Novak Djokovic. 13 Titel feierte auf der ATP-Tour, seinen bislang letzten im vergangenen Jahr im westfälischen Halle. Er verbindet das schöne Spiel, Leichtfüßigkeit und Eleganz mit unbändigem Willen. Größer als alle seine Siege ist dennoch der Triumph, sich in die Herzen der deutschen Fans gespielt zu haben, nachdem sich Haas zu Beginn seiner Karriere den Vorwurf gefallen lassen musste, ein verwöhnter Schnösel zu sein. Becker wurde geliebt, Haas lange Zeit nur belächelt.
In den USA war er stets ein Star, die Amerikaner mögen ja diese Geschichten. Junger, aufstrebender Sonnyboy, der tief fällt, wieder aufsteht und den nächsten Rückschlag erleidet. Sie lieben Happy Ends, und Haas ist auf dem besten Weg dorthin. Doch wer spricht hier von Karriereende? Alle, nur Haas nicht. Tennis mit 40 Jahren? "Ach, das wird schwer. Das ist ein langer Weg, und die Jungen kommen nach", sagte Haas der "Bild"-Zeitung: "Meine Pläne reichen jedenfalls nicht bis 40. Andererseits: Das Alter ist nur eine Nummer, und ich habe immer noch den gleichen Ehrgeiz wie früher."
Quelle: ntv.de, Cai-Simon Preuten, sid