Tennis-Eklat im Davis Cup Haas weist jede Schuld von sich
09.02.2014, 13:01 Uhr
Florian Mayer, Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber ließen die letzte Partie gegen Spanien sausen.
(Foto: dpa)
Wer ist dafür verantwortlich, dass das deutsche Davis-Cup-Team gegen Spanien im letzten Match nicht mehr antritt und die Zuschauer enttäuscht? Tommy Haas lehnt jede Verantwortung ab - und zeigt mit dem Finger auf einen anderen.
Eine Woche nach dem Eklat im Davis Cup hat Tommy Haas jegliche Schuld von sich gewiesen und Teamchef Carsten Arriens in die Verantwortung genommen. "Im Zuge des gemeinsamen Teamdinners am Samstag wurde eine klare Übereinstimmung gefunden und von Arriens entschieden, welche zwei Spieler am Sonntag zu den zwei bedeutungslosen Einzelmatches antreten werden", schrieb Haas in einer persönlichen Erklärung: "Warum es dann am Sonntag nicht dazu gekommen ist, kann nur der Davis-Cup-Captain selbst beantworten."
Die deutsche Mannschaft hatte durch den 4:1-Erfolg gegen Spanien zwar erstmals seit 2011 das Viertelfinale erreicht, doch die Absage des dritten Einzels sorgte bei den 5000 Zuschauern in Frankfurt für großen Unmut. Haas sowie Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer hatten sich wegen Verletzungen beziehungsweise Erschöpfung nicht in der Lage gesehen, zum bedeutungslosen Match gegen Feliciano Lopez anzutreten.
Auf dem offiziellen ITF-Spielplan war Kohlschreiber für den Einsatz vorgesehen. Der 30-Jährige erhielt aber wegen Problemen mit dem Ellbogen ebenso wie auch Haas und Mayer (beide Schulterprobleme) am Sonntagmorgen ein Attest vom ITF-Arzt. Die Fans hatten die Absage des dritten Matches mit einem Pfeifkonzert quittiert. Arriens hatte die Hiobsbotschaft auf dem Court und mit einem Mikrofon in der Hand überbringen müssen.
Haas "stolz" auf Sieg gegen Spanien
Ex-Profi Nicolas Kiefer hatte gefordert, die "Verweigerer" Haas und Kohlschreiber nicht für das Viertelfinale gegen Gastgeber Nancy in Frankreich Anfang April zu nominieren und einen Neustart mit Nachwuchskräften zu starten. Dies ist aber wohl vorerst nicht geplant.
Der Weltranglisten-13. Haas wehrte sich auch gegen Vorwürfe, er habe noch am Sonntagabend nach dem Eklat mit seinem Coach Alexander Waske eine Übungseinheit in Offenbach absolviert. "Ich hatte erst am Montag, dem 3. Februar, ein 45-minütiges lockeres Schlagtraining und habe mich am Dienstag entschieden, zum ATP-Turnier nach Zagreb zu reisen", erklärte der 35-jährige Haas, der dort am Sonntagnachmittag das Finale gegen den Kroaten Marin Cilic mit 3:6, 4:6 verlor - das entspricht vier Einzeln an vier aufeinanderfolgenden Tagen, hinzu kam ein Doppel am Mittwoch.
Haas betonte, dass er die Verärgerung der Zuschauer in Frankfurt verstehen könne, dennoch: "Wir haben beim Sieg über Spanien mit viel Kampf, Leidenschaft, Teamgeist und der Unterstützung der Fans ein tolles und sportlich erfolgreiches Wochenende hingelegt - darauf bin ich sehr stolz!"
Fans bekommen Gratis-Schaukampf
DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard kann sich auch in Zukunft ein Team mit Arriens als Kapitän und den Spielern Haas und Kohlschreiber vorstellen. "Sie waren verletzt und konnten nicht auf den Platz gehen", meinte Eberhard am Rande des Fed-Cup-Erstrundenspiels der deutschen Frauen in der Slowakei.
In der kommenden Woche wird ein Gespräch zwischen Arriens, Co-Trainer Michael Kohlmann sowie Eberhard und Vertretern des DTB-Präsidiums stattfinden. "Dort werden wir die Dinge besprechen", sagte Eberhard, der Bemühungen des DTB bestätigte, die verärgerten Zuschauer von Frankfurt zu versöhnen: "Wir haben einige gute Ideen, wie wir auf die Leute zugehen, um das Bild vom vergangenen Wochenende wieder geradezurücken. Wir wollen den sportlichen Erfolg und das harmonische Auftreten der Mannschaft an den ersten beiden Tagen in den Vordergrund rücken."
DTB-Präsident Karl Altenburg, der von den Landesverbänden zu einer Aufarbeitung der Ereignisse aufgefordert wurde, hatte bereits angekündigt, im Juli einen Showkampf in Frankfurt auszurichten. Zu diesem sollen die Besucher des so skandalös verlaufenen Davis-Cup-Sonntags freien Eintritt erhalten.
Quelle: ntv.de, Ulrike Weinrich, sid