Pfeifkonzert im Nord-Derby Hamburg spielt nur remis
04.04.2010, 19:40 UhrZum Abschluss des 29. Spieltages in der Fußball-Bundesliga ermauert sich Hannover 96 im Nord-Derby beim Hamburger SV mit einem Mann weniger einen Punkt. Dabei kommen die stark abstiegsbedrohten "Roten" kaum über die Mittellinie. Am Ende gibt es ein gellendes Pfeifkonzert - und HSV-Stürmer Paolo Guerrero attackiert einen Fan.
Mit einem unüberwindlichen Abwehr-Bollwerk hat sich Hannover 96 in der Fußball-Bundesliga einen Punkt beim Hamburger SV ermauert und schöpft neuen Mut im Kampf gegen den Abstieg. Bei den Hanseaten lagen nach dem 0:0 im 44. Nord-Derby hingegen die Nerven blank. Die Fans pfiffen gnadenlos und Paolo Guerrero leistete sich einen schlimmen Aussetzer. Beim Gang in die Kabine schleuderte der Stürmer seine Trinkflasche gezielt ins Publikum und traf einen Zuschauer im Gesicht. Diese Aktion dürfte für den Peruaner Konsequenzen haben.
Hannover stach die Hanseaten mit grundsolider Taktik aus. Der HSV konnte erneut nicht überzeugen und musste beim 0:0 einen Rückschlag für seine Europapokal-Ambitionen hinnehmen. Bei nun drei Punkten Rückstand auf Platz fünf und einem Trio aus Stuttgart, Frankfurt und Wolfsburg im Nacken setzte sich der Abwärtstrend der Hamburger auch vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League bei Standard Lüttich am Donnerstag fort.
Hannover selbstbewusst
Hannover 96 zeigte sich nach einem Trainingslager vor 57.000 Zuschauern deutlich formverbessert und hat als Vorletzter bei 24 Punkten noch einen Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz. Auch in Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte für Jiri Stajner (59.) ließ sich Hannover nicht aus dem Konzept bringen. Erstmals im Jahr 2010 blieb die schlechteste Bundesliga-Abwehr ohne Gegentreffer.
Der Schwede Marcus Berg durfte beim HSV für den angeschlagenen Mladen Petric ran und prüfte 96-Schlussmann Florian Fromlowitz in der 6. Minute mit einem Kopfball. Nach einer guten Viertelstunde bedenklichen Leerlaufs war Fromlowitz bei einem Berg-Schuss (23.) erneut wachsam. Kurz darauf hätte der Schlussmann bei einem Lattenkracher von Dennis Aogo (26.) keine Chance gehabt. Die kurze HSV-Drangphase überstand Hannover unbeschadet.
Die Niedersachsen wirkten nach ihrem Fünf-Tage-Trip ins Karl-May-Städtchen Bad Segeberg deutlich selbstbewusster als beim desaströsen 1:4 gegen Köln in der Vorwoche. Einzige Chance des ersten Durchgangs war ein Konter über Jiri Stajner und Manuel Schmiedbach (36.), der den Vorzug vor Jan Schlaudraff erhalten hatte. Jerome Boateng und Zé Roberto konnten Ungemach für das HSV-Tor mit vereinten Kräften verhindern.
Stajner zu ungestüm
Den Fans reichte nicht, was die HSV-Profis gegen das robuste 96-Bollwerk im ersten Abschnitt boten. Pfiffe begleiteten die Hanseaten in die Kabine. Genauso unerfreut reagierte der Anhang auf die Auswechslung von Ruud van Nistelrooy zum Seitenwechsel. Als Ersatzmann Paolo Guerrero (49.) im Strafraum zu Boden ging und Hannovers Mario Eggimann der Ball an den Ellenbogen sprang, forderten die Hamburger Strafstoß - Schiedsrichter Peter Sippel war anderer Meinung.
Auch als Stajner wegen wiederholten Foulspiels vom Platz musste, konnte der Hamburger SV seine Überzahl nicht nutzen. Immerhin bekamen die Hamburger eine gute Lehrstunde, wie sie am kommenden Donnerstag im Rückspiel der Europa-League bei Standard Lüttich agieren könnten. Dann würde ein 0:0 zum Halbfinaleinzug reichen - und die bitter enttäuschten HSV-Fans versöhnen.
Quelle: ntv.de, Franko Koitzsch, dpa