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Grand Prix am Fuße des Fuji Hamilton geht leer aus

Unfall, Strafe und null Punkte: Ein Crash mit WM-Verfolger Felipe Massa und ein waghalsiges Start-Manöver haben Lewis Hamilton im dramatischen drittletzten Lauf der Formel-1-Saison jäh aus der Erfolgsspur geworfen. Während Sieger Fernando Alonso beim Großen Preis von Japan erneut die Gunst der Stunde nutzte und BMW-Sauber-Pilot Robert Kubica als Zweiter seine Mini- Chance auf den Titel wahrte, ging Hamilton als Zwölfter leer aus.

Der Vorsprung auf Massa schmolz am Fuße des Fuji-Vulkans auf fünf Punkte, weil der Brasilianer wegen einer nachträglichen Strafe gegen Toro- Rosso-Pilot Sebastien Bourdais auf Rang sieben vorrückte. Wie vor einem Jahr könnte sich Hamilton dennoch in einer Woche in Shanghai zum jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte küren lassen. "Den Tag heute werde ich vergessen und nach vorne schauen", meinte der 23- Jährige, der in China sechs Punkte mehr im Rennen braucht als Massa.

Erinnerungen an 2007

Frust bei Silber - in Heikki Kovalainen schied der zweite Pilot mit Motorschaden vorzeitig aus - und "eine bittersüße" Bilanz bei Ferrari mit Rang sieben für Massa und Platz drei für den endgültig entthronten Weltmeister Kimi Räikkönen. Freude pur herrschte dagegen bei BMW-Sauber. Kubica (72) verkürzte als Dritter seinen Rückstand auf Hamilton (84) auf zwölf Zähler, Massa liegt mit 79 dazwischen.

"Er ist noch bei der Musik und wir haben vergangenes Jahr gesehen, was passieren kann", meinte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. 2007 hatten Hamilton und sein Team in China und Brasilien einen 17- Punkte-Vorsprung noch aus der Hand gegeben. "Alles ist möglich", betonte Kubica selbst.

Deutsche Rasselbande nicht zu sehen

Zwei Wochen nach dem furiosen Auftritt der deutschen Piloten mit einem Quartett unter den besten Sechs kamen die Starter mit dem Kennzeichen D diesmal nicht so in Fahrt. Als bester Deutscher fuhr der Heppenheimer Sebastian Vettel im Toro Rosso auf Rang sechs. Er profitierte ebenfalls von der 25-Sekunden-Zeitstrafe gegen seinen Teamkollegen Bourdais, der in der 51. Runde Massas Wagen gerammt hatte. Auch Nick Heidfeld rückte einen Rang nach vorne, mehr als der neunte Platz sprang für den Mönchengladbacher sechs Tage nach Verkündung der Vertragsverlängerung bei BMW-Sauber aber nicht heraus. Der Singapur-Zweite Nico Rosberg wurde im Williams Elfter, Timo Glock schied beim Heimspiel seines Toyota-Rennstalls ebenso wegen eines Defekts vorzeitig aus wie Adrian Sutil im Force India.

Hamilton ist verärgert

"Ein Rennen zum Vergessen", klagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, sprach aber auch davon, dass man "mit einem blauen Auge davon gekommen" sei. Unverständnis und Verärgerung herrschte über die Durchfahrtstrafe gegen Hamilton nach einer harten Start-Attacke gegen Räikkönen. "Ich weiß nicht, wofür ich die Strafe bekommen habe", meinte der Brite. Angesäuert stapfte er direkt nach dem Rennen in Richtung Ausgang, setzte sich wütend in einen Wagen und kehrte erst auf Zureden von Vater Anthony zurück zu den wartenden Medien.

Vor dem Rennen hatte er bekundet, von seinen Fehlern gelernt zu haben und im Saisonfinale nicht um jeden Preis um den Sieg fahren zu wollen. Auf dem Asphalt ging der "Racer" mit ihm offenbar doch wieder durch. "Aber man muss es einem Fahrer auch zugestehen, der zu solchen Spitzenleistungen fähig ist. Er hat sich selbst geschadet und wird dadurch sicher auch lernen. Er hat sich nach dem Start vielleicht aus dem Konzept bringen lassen, aber das werden wir üben", sagte Haug. Und Hamilton versprach bereits: "Ich werde es wieder gutmachen."

Rempler mit Folgen

Entscheidend für den Rennverlauf war jedoch der Rempler von Massa. Der Brasilianer habe Hamiltons Auto ruiniert, schimpfte Haug. Als Hamiltons Silberpfeil in Gegenrichtung stehen blieb und die Rennwagen allesamt an ihm vorbeizogen, brach in der Ferrari-Box Jubel aus. Letztlich sprach aber auch die Scuderia trotz eines nach Meinung von Teamchef Stefano Domenicali "beeindruckenden" Auftritts von Massa von einem "bittersüßen Geschmack nach dem Rennen von Fuji." Man habe das Potenzial nicht richtig ausschöpfen können.

Das gelang dank taktischer Finesse dem französischen Renault-Team. "Fantastisch, bravo", rief Teamchef Flavio Briatore via Boxenfunk Alonso zu, der zwei Wochen nach seinem Sieg in Singapur abermals die Konkurrenz düpierte. "Ich kann es nicht begreifen", meinte Alonso, der nach 67 Runden auf dem 4,563 Kilometer langen Kurs in 1:30:21,892 Stunden über die Ziellinie gefahren war.

Dramatische Anfangsphase

Begonnen hatte das Rennen dramatisch. Räikkönen kam bei ungewöhnlich kühlen 16 Grad besser weg als Hamilton und setzte sich sofort vor den Briten. Doch der Brite konterte noch vor der ersten Kurve: Mit rauchenden Reifen bremste er den finnischen Champion aus, rutschte dabei aber neben die Strecke. Kurz darauf gerieten die Hamilton und Massa direkt aneinander, als der Silberpfeil-Star den Brasilianer attackierte und vorbeizog. Massa verbremste sich, kürzte eine Schikane ab und fuhr Hamilton ins Auto. Der WM-Spitzenreiter drehte sich und musste das gesamte Feld passieren lassen. "Damit war das Rennen für Lewis gelaufen", urteilte Haug.

Nutznießer des chaotischen Auftakts waren Kubica und Alonso, die nach der ersten Kurve das Rennen anführten. Schon wenige Runden später griffen die Rennkommissare einmal mehr in den Titelkampf ein. Hamilton wurde für sein hartes Startmanöver gegen Räikkönen bestraft, Massa erhielt für seine Kollision mit dem WM-Führenden ebenfalls eine Durchfahrtstrafe. Für McLaren-Mercedes war es bereits die achte schwerwiegende Strafe dieser Saison.

Quelle: ntv.de

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