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Großwallstadt und Gummersbach am Abgrund Handballdinos kämpfen gegen Abstieg

 "Die Zuschauer sind enorm wichtig, sie können und werden uns helfen, wenn es eng werden sollte": Emir Kurtagic, Trainer des VfL Gummersbach.

"Die Zuschauer sind enorm wichtig, sie können und werden uns helfen, wenn es eng werden sollte": Emir Kurtagic, Trainer des VfL Gummersbach.

(Foto: picture alliance / dpa)

TV Großwallstadt oder VfL Gummersbach: Ein Traditionsklub steigt heute definitiv aus der Bundesliga ab. Die beiden Handball-Dinos liefern sich ein Fernduell um den Klassenerhalt. Dabei haben die Gummersbacher die mutmaßlich einfachere Aufgabe zu lösen.

Traditionsteams am Abgrund: Für die beiden großen deutschen Handball-Schwergewichte früherer Jahre geht es ums nackte Überleben. Während der VfL Gummersbach im Heimspiel gegen Absteiger TV Neuhausen alle Trümpfe selbst in der Hand hat, erwartet den TV Großwallstadt zum Saisonfinale mit Meister Kiel die vermeintlich schwerste aller Aufgaben.

"Wir wollen nichts unversucht lassen", verspricht Großwallstadts Sportdirektor Peter Meisinger vor dem Duell mit dem Branchenprimus in der heimischen Unterfrankenhalle heute ab 16.30 Uhr. Das Spiel gegen den THW soll das letzte große Aufbäumen des längst am Boden liegenden Giganten von einst sein. Für Großwallstadt wäre es nach 44 Jahren der erste Abstieg aus der Bundesliga.

Dass die "Wällster" als Tabellen-16. überhaupt noch von der Rettung am letzten Spieltag träumen dürfen, liegt an der jüngsten Serie von drei Siegen aus fünf Partien. In den 28 Spielen zuvor hatte es die Mannschaft von Trainer Peter David fertiggebracht, von 56 möglichen Punkten gerade einmal lausige neun zu holen. Die Auswirkungen des sportlichen Absturzes sind beim ehemaligen deutschen Vorzeigeklub, der mit Spielern wie Kurt Klühspies, Martin Schwalb oder Uli Roth in den 1980er Jahren Titel zuhauf gewann, noch nicht abzusehen.

"Eine Art Weltuntergang"

Weltmeister Klühspies, der heute im TVG-Beirat sitzt, bezeichnete das Abstiegsszenario als "eine Art Weltuntergang für den Verein, sein Umfeld und die handballbegeisterte Region". Für ihn kommt der Abstieg jedoch nicht überraschend. "Ich habe schon zu Beginn der Saison gesagt, dass es vom Spielermaterial her nicht langt. Da wurde ich belächelt", erzählt er. "Das Problem in der Region ist, dass sich viele große Unternehmen nicht im Handball engagieren. Dabei gibt es am Untermain nichts anderes." Angesichts des einen Punkt Rückstands wären die Mainfranken selbst bei einem Sensationssieg gegen Kiel auf fremde Hilfe angewiesen. Dann müsste das bereits abgestiegene Neuhausen mindestens einen Zähler aus Gummersbach entführen. Die Hoffnung stirbt auch in Großwallstadt zuletzt.

Auf etwaige Rechenspiele will sich bei den Oberbergischen dagegen keiner verlassen. "Wir werden unseren Job erledigen, sind hoch motiviert und verfügen über genügend Erfahrung, um dieses Endspiel für uns entscheiden zu können", sagte Gummersbachs Trainer Emir Kurtagic. Gedanken an ein mögliches Scheitern macht sich beim VfL keiner. "Mit einem Spiel können wir eine schlechte Saison vergessen machen. Wir wollen die Klasse aus eigener Kraft halten", sagte Kreisläufer Jörg Lützelberger.

Der zwölfmalige deutsche Meister setzt im Schicksalsspiel auf seine Fans. Unter dem Motto "(H)alle in blau-weiß" ruft der Klub dazu auf, am letzten Spieltag in den Vereinsfarben gekleidet zu kommen und der Mannschaft auch optisch volle Rückendeckung zu geben. Das Spiel ist seit Wochen ausverkauft. "Die Zuschauer sind enorm wichtig, sie können und werden uns helfen, wenn es eng werden sollte", sagte Kurtagic. Eine historische Dimension bekommt das "Abstiegsfinale" auf jeden Fall. Das Spiel ist nämlich die letzte Partie in der alt-ehrwürdigen Eugen-Haas-Sporthalle - nach 40 Jahren zieht der frühere Rekordmeister in der kommenden Saison in die neue Schwalbe-Arena um.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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