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Chaos-Halbzeit gegen Kroatien Handballer zittern um Olympia, Gislason um seinen Job

Juri Knorr und die deutschen Handballer kassierten eine schmerzhafte Niederlage gegen Kroatien.

Juri Knorr und die deutschen Handballer kassierten eine schmerzhafte Niederlage gegen Kroatien.

(Foto: dpa)

Deutschlands Handballer erleiden im Kampf um ihr Olympia-Ticket einen herben Rückschlag. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason verliert beim Qualifikationsturnier in Hannover gegen Kroatien und steht damit vor dem letzten Duell gegen Österreich unter Zugzwang.

Kalte Dusche gegen Kroatien: Deutschlands Handballer müssen um das Olympia-Ticket bangen. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason verlor beim Qualifikationsturnier in Hannover gegen den kroatischen EM-Elften mit 30:33 (10:16) und steht damit unter Zugzwang. Und der Coach weiter vor einer ungewissen Zukunft. Denn nur wenn sich die Mannschaft für die Sommerspiele qualifiziert, darf er im Amt bleiben. Nach dem 41:29-Erfolg zum Auftakt gegen Algerien steht das deutsche Team nun bei 2:2 Punkten.

Verliert die Auswahl des Deutschen Handballbundes am morgigen Sonntag (14.10 Uhr/ARD und Dyn) gegen Österreich, finden die Olympischen Sommerspiele im Sommer wohl ohne deutsches Männerteam statt. Bester deutscher Werfer am Samstagnachmittag vor 10.099 Zuschauern war erneut Renars Uscins mit acht Treffern. Sebastian Heymann sah sieben Minuten vor Schluss wegen groben Foulspiels die Rote Karte.

Ausschlaggebend für die Niederlage war eine ganz schwache erste Halbzeit. Das deutsche Team wachte erst nach dem Seitenwechsel auf und kam angetrieben vom starken Uscins bis auf zwei Tore heran. Die Aufholjagd kam aber zu spät. Dichter als auf 24:26 (51.) kam Deutschland nicht mehr heran. "Wir fangen erst in der zweiten Halbzeit an zu kämpfen", klagte Uscins im ZDF: "Wir sind nicht gut ins Spiel reingekommen und haben in der ersten Hälfte den Kopf hängen lassen." Mit Blick auf das "Endspiel" am Sonntag meinte der U21-Weltmeister: "Jetzt geht's richtig in den Kampf."

"Wir haben ein bisschen was gut zu machen"

Die Kroaten, die seit einigen Wochen vom früheren Bundestrainer Dagur Sigurdsson betreut werden, haben die Olympia-Teilnahme mit nunmehr 4:0 Punkten so gut wie sicher. Den zweiten Spieltag des Quali-Turniers beschließen Österreich und Algerien (beide 0:2 Punkte). Nur die besten zwei Teams sind in Paris dabei.

Knapp zwei Monate nach der 24:30-Niederlage gegen Kroatien bei der Heim-EM hatten sich die deutschen Handballer einiges vorgenommen. Coach Gislason, dessen Vertrag bis 2027 nur bei einer erfolgreichen Olympia-Qualifikation gilt, sprach von "Revanche". Und auch Linkshänder Christoph Steinert meinte: "Wir haben ein bisschen was gut zu machen. Ist doch gut, dass wir mit ein bisschen Wut im Bauch spielen."

Doch das DHB-Team startete sehr nervös und verzweifelte wie schon bei der Europameisterschaft vor ein paar Wochen reihenweise an Kroatiens herausragendem Keeper Dominik Kuzmanovic. Verworfene Siebenmeter und unzählige technische Fehler führten zu einfachen Ballverlusten, die der EM-Elfte schnell zur 5:1- und später zur 16:9-Führung nutzte. Einzig Torhüter Andi Wolff zeigte eine ordentliche Leistung.

Spielmacher Knorr nicht in Form

Beim 24. Geburtstag von Rückraum-Ass Julian Köster fehlte es der deutschen Mannschaft an Körperlichkeit und Emotionalität. Die Abwehr leistete kaum Widerstand, die schwache Bundesliga-Form von Spielmacher Juri Knorr spiegelte sich auch in der Nationalmannschaft wider. Die Chancenverwertung blieb bis zur Pause katastrophal. Das war bisweilen reichlich chaotisch. "Wir waren sehr enttäuscht mit der ersten Halbzeit", sagte Gislason später verstimmt im ZDF. Seine Mannschaft habe sich das Leben mit schlechten Würfen selbst unglaublich schwer und den Kroaten leicht gemacht. Überhastet und kopflos habe sein Team in den ersten 30 Minuten agiert.

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Angeheizt vom Heim-Publikum trat das DHB-Team nach dem Wechsel deutlich engagierter auf. Die Zweikämpfe führten Spielmacher Marian Michalczik und Co. nun intensiver und der Rückstand schrumpfte auf drei Tore (17:20). Der eingewechselte Sebastian Heymann mit seinen knallharten Würfen und Uscins in seiner Heimhalle belebten das Offensivspiel.

Deutschland war jetzt im Spiel und plötzlich wackelte Kroatien. Mit seinem Treffer zum 21:23 versetzte Jannik Kohlbacher die Fans Mitte der zweiten Hälfte in Ekstase. Auch wenn jeder Wurf des U21-Weltmeisters Uscins in dieser Phase im Tor landete, berappelte sich Kroatien wieder. In der Schlussphase wurde es intensiver und Heymann sah nach einem Foul die Rote Karte. Acht Minuten vor Spielende gingen die Gäste wieder mit vier Toren in Führung - und hielten den Vorsprung bis zum Schluss. Gegen Österreich braucht Deutschland dringend eine Leistungssteigerung und einen Sieg.

Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa

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