Dank Patrick Ebert Hertha ist wieder dabei
25.04.2009, 12:08 UhrManager Dieter Hoeneß und Kapitän Josip Simunic fielen sich in die Arme, als wären sie gerade deutscher Meister geworden. Hertha BSC wittert nach dem 1:0 (1:0)-Duselsieg bei 1899 Hoffenheim im Titelrennen der Fußball-Bundesliga wieder seine Chance. "Wenn wir nächsten Sonntag in Hamburg gewinnen, dann ist alles möglich", sagte Hoeneß und rieb sich die Hände. Danach wolle er auch "eine klare Prognose abgeben, wo wir am Ende landen". Die Champions League ist für die Berliner jedenfalls deutlich näher gerückt, auch wenn sie am Freitagabend vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena nicht reif für Europa waren.
"Es ist unglaublich. Die schießen in 90 Minuten einmal aufs Tor und gewinnen das Spiel", jammerte Hoffenheims Kapitän Selim Teber, dessen Team nun seit elf Spielen ohne Sieg ist. Wenn die alte Bolzplatzregel "Drei Ecken, ein Elfer" auch bei den Profis gelten würde, dann hätte der abgestürzte Herbstmeister fünfmal zum Strafstoß antreten können. Doch selbst mit fünf Angreifern - und dem am Ende anstürmenden Torwart Timo Hildebrand - trafen die verzweifelten Gastgeber nicht. Dafür düpierte Patrick Ebert in der 40. Minute mit einem Flachschuss Hildebrand und sorgte für das Tor des Tages.
Hoeneß: "Hier wird alles hochgepoppt."
Ausgerechnet Ebert. "Patrick hat Mist gebaut, das hat er eingesehen. Er wusste, er hat was gut zu machen und hat sich heute unglaublich engagiert", meinte Hoeneß über den 22-Jährigen, der im Verdacht steht, mit Dortmunds Kevin-Prince Boateng 13 Autos und einen Motorroller demoliert zu haben und zu den Amateuren verbannt worden war. Vorbereitet hatte den Treffer Auslaufmodell Marko Pantelic, der zuletzt vehement seinen Einsatz gefordert hatte und für den gesperrten Andrej Woronin ran durfte. "Ich glaube nicht, dass diese kleinen Nebenschauplätze wichtig sind", meinte Hoeneß auch zu den Unstimmigkeiten zwischen ihm und dem Präsidium. "Das wird auch in Berlin nicht aufhören. Wir haben hier eine Medienlandschaft, wo alles hochgepoppt wird."
Das gelte auch für Torjäger Woronin, der nach Zeitungsangaben "schon die Umzugskartons bestellt hat". Da sei er falsch verstanden worden, sagte Hoeneß. "Vielleicht dauert ihm das zu lange. Fakt ist, dass er einen Vertrag in Liverpool hat. Fakt ist aber auch, dass er in Berlin bleiben will." Die Möglichkeiten, den Ukrainer doch zu halten, seien deutlich größer, wenn die Hertha die Champions League erreiche: "Da ist die letzte Messe noch nicht gelesen." Jedenfalls habe seine Mannschaft "eine großartige Chance, nächstes Jahr dabei zu sein", so Hoeneß.
Um die Europacup-Teilnahme wollen in der nächsten Saison - mit sechs, sieben Neuzugängen - auch die Hoffenheimer kämpfen. Doch im Moment wissen sie nicht einmal, wie sie noch eines der fünf restlichen Spiele gewinnen können. "Uns ist der Killerinstinkt abhandengekommen", meinte Abwehrspieler Marvin Compper. Dabei hatte sich Mäzen und Milliardär Dietmar Hopp, der die Partie zusammen mit Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn ansah, zu seinem 69. Geburtstag am (morgigen) Sonntag einen Sieg gewünscht. "Die erste Halbzeit war richtig gut", lobte Trainer Ralf Rangnick, dessen Mannschaft teilweise den Ball wieder richtig schön laufen ließ. Doch ohne Tore kein Spaßfußball - und am nächsten Samstag geht's zu Spitzenreiter VfL Wolfsburg. "Da sind wir sicher klarer Favorit", meinte Rangnick ironisch.
Quelle: ntv.de, Von Ulrike John, dpa