Sport

Jahreshauptversammlung Hoeneß der Star des Abends

Uli Hoeneß war so glücklich, dass ihn auch die Buhrufe und Pfiffe gegen Jürgen Klinsmann nicht störten. "Das ist nur eine kleine Gruppe, von denen bin ich nichts anderes gewohnt", sagte der Manager von Bayern München über die Trainer-Kritiker, die sich auf der Jahreshauptversammlung des Fußballmeisters am Freitag mit den anderen Mitgliedern in einem Punkt einig waren: Hoeneß muss bleiben! Und der Liebling der Fans ließ sich ein Jahr vor seinem geplanten Wechsel ins Präsidentenamt sogar ein Hintertürchen offen.

"Ich nehme das alles in mich auf, dann sehen wir mal", sagte Hoeneß über die außergewöhnliche Zuneigung der Anhänger, die ihn mit "Uli"-Sprechchören feierten. Ein Jahr, nachdem Hoeneß so manchen Fan mit seiner mittlerweile legendären Wutrede ("Wer glaubt ihr, dass ihr seid?") vergrätzt hatte, gipfelte die Sympathie für den Bayern-Macher in der Liebeserklärung eines Klubmitglieds: "Uli Hoeneß, ich liebe Sie!"

"Die Seele des FC Bayern"

"Diese Zuneigung hat mich sehr gefreut", gestand Hoeneß hernach sichtlich gerührt. Die Sorge der Fans, dass er Ende 2009 nach seinem Abschied als Manager zu einem Frühstücksdirektor verkommen könnte, wies er zurück. "Ich werde dem Verein nicht verloren gehen. Meine Handschrift wird weiter zu sehen sein", sagte der Star des Abends, "die Seele des FC Bayern" (Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge).

Hoeneß hatte eine "langweilige" Versammlung angekündigt; und er hielt seinen Vorsatz ein, den "Bayern-Parteitag" nicht wieder wie im Vorjahr per Wutausbruch zu sprengen. "Wir waren klug genug, auf die ein oder andere Provokation nicht zu antworten. Und wir mussten uns schon sehr zusammenreißen", sagte er. Schmeicheleien statt verbaler Hiebe war das Motto - auch beim Thema Klinsmann.

Neue Philosophie greift

Klubchef Rummenigge nahm den Trainer gegen die Schmähungen aus den hinteren Reihen im Festsaal auf dem Nockherberg ("Du kannst nach Hause gehen!") demonstrativ in Schutz. "Wir sind überzeugt, dass Jürgen der richtige Trainer für den FC Bayern ist. Dass es Geduld braucht, war allen klar", sagte er.

Die jüngste Erfolgsserie gebe dem Coach recht. "Man sieht immer mehr, dass seine Philosophie greift. Wir blicken optimistisch in die Zukunft", meinte Rummenigge. Auch Präsident Franz Beckenbauer sprang Klinsmann im Laufe seiner gewohnt launigen Reden ("Interessiert Euch des?") bei. "Was ist denn passiert? Man ist Dritter - das kann man korrigieren. Wir sind durchaus dran. Bei aller Kritik muss man auch Verständnis haben für die Situation", sagte der "Kaiser".

Mehr Umsatz, weniger Gewinn

Während die Bayern im sportlichen Bereich noch Luft nach oben haben, setzen sie wirtschaftlich weiter Maßstäbe. Stolz präsentierte Rummenigge "Fabelzahlen" und einen Rekordumsatz von 286,8 Millionen Euro. Dass der Gewinn nach Steuern im Vergleich zum Vorjahr um 16,8 Millionen Euro auf nur noch 2,1 Millionen Euro fiel, störte keines der 1695 anwesenden Mitglieder.

Für die stand ohnehin das Geschehen auf dem Rasen im Fokus. Und Rummenigge bediente das Interesse mit den üblichen Kampfansagen. "Es ist an der Zeit, dass wir den Druck auf die Mannschaften, die vor uns stehen, erhöhen", sagte er. Die Herbstmeisterschaft und dann am Ende natürlich der Titel sollten es bitteschön sein, forderte er von Klinsmann und dem ebenfalls anwesenden Kapitän Mark van Bommel.

Kämpfen, beißen, gewinnen - für Uli

Auch international wollen die Münchner angreifen. Wie beim bis dato letzten Coup in der Champions League 2001 sei man "nicht der große Favorit", meinte Rummenigge, die Aussichten aber "exzellent". Die Sehnsucht nach dem fünften Triumph ist groß an der Isar, und so schloss Rummenigge mit einem "Appell an Mark und Jürgen", in dem er den Trophäen-Hunger und die Liebe der Fans zu Uli Hoeneß geschickt vermengte.

"Kämpft, beißt und gewinnt, damit wir Uli einen würdigen Abschied geben können! Schenkt ihm viele Titel!"

Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid

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