Bayern-Stars schützen! Hoeneß macht mehr Druck
27.08.2007, 10:38 UhrBayern München verstärkt den Druck auf die Bundesliga-Schiedsrichter, seine teuren Fußball-Stars wie Franck Ribry mehr gegen "böse Fouls" zu schützen. Nach Trainer Ottmar Hitzfeld ging am Montag auch Manager Uli Hoeneß verbal in die Offensive und forderte im "kicker" DFB-Schiedsrichter-Boss Volker Roth zum umgehenden Handeln auf: "Herr Roth und die Schiedsrichter müssen reagieren und zur Not auch mal sieben, acht Mann einer Mannschaft vom Platz stellen." Hoeneß befürchtet ansonsten schwere Verletzungen: "Geht es so weiter, gibt es bald Kreuzbandrisse."
Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell wies einen "Artenschutz" speziell für die Münchner Top-Spieler umgehend zurück: "Der Ansatz ist falsch, wenn man das auf Bayern München reduziert. Hier geht es nicht um Ribry und Toni, sondern um das Gesamtverhalten", sagte Amerell. Der langjährige Unparteiische ist aber froh, dass bei den Verantwortlichen der Vereine offenbar ein Umdenken einsetzt: "Jahrelang hat man den Schiedsrichtern in Deutschland den Vorwurf gemacht, sie pfiffen zu kleinlich. Das war immer schon verkehrt. Bei uns in der Bundesliga laufen Spiele nicht aus dem Ruder. Es ist positiv, wenn auch von Vereinsseite jetzt gefordert wird, die Spieler zu schützen."
Druck jedoch könne niemand - auch kein Uli Hoeneß - auf die Schiedsrichter ausüben, betonte Amerell: "Der Druck hat nichts mit Ribry zu tun, der ist für die Schiedsrichter ohnehin schon in jedem Bundesligaspiel dermaßen groß, dass sie hochkonzentriert sind."
"So kann es nicht weitergehen"
Eine Woche nach dem Foul des Bremers Naldo an Miroslav Klose, bei dem der Nationalstürmer eine Knieverletzung erlitten hatte, war für Hoeneß nach den teilweise harten Attacken der Spieler von Hannover 96 am Samstag beim 3:0-Sieg des Tabellenführers das Maß voll. "Ribry wurde permanent in die Hacken getreten. Hier wird bewusst die Gesundheit der Spieler gefährdet", schimpfte der Manager und attackierte die Konkurrenz: "Sie sollen den Ball spielen, nicht die Knochen des Gegners kaputt treten. So kann es nicht weitergehen."
Hannovers Trainer Dieter Hecking, mit dem Hoeneß schon während des Spiels verbal aneinandergeraten war, wies den Vorwurf brutaler Fouls brüsk zurück. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer (Herne) hatte zudem in der Allianz Arena mit Verwarnungen durchgegriffen und 96-Profi Altin Lala nach zwei Fouls an den Bayern-Spielern Ribry und Z Roberto per "Ampelkarte" vom Platz gestellt. "Fußball ist doch kein Ballett", kommentierte Lala seine Zweikampfführung.
Das lautstarke Aufbegehren der Bayern kommt in der Liga nicht überall gut an. "Ich finde die Diskussion lächerlich", empörte sich Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Der ehemalige Teamchef der Nationalmannschaft verweist auf die sogenannte "internationale Härte" und das sonst von allen Seiten beklagte kleinliche Gepfeife in der Bundesliga. "Bei uns wird ja ohnehin alles abgepfiffen. Deshalb ist doch schon ein Riesenschutz da. Aber wenn es gegen die eigenen Spieler geht, ist plötzlich alles anders", sagte Völler.
Schwieriger Spagat
Amerell weist auf den schwierigen Spagat hin, welchen die Unparteiischen zu bewältigen haben: "Der Grat ist schmal zwischen Spiel laufen lassen und Zweikämpfe unterbinden." Die oberste Maxime des DFB sei: "Die Rücksichtslosigkeit gegen die Gesundheit der Spieler muss weg. Da ist der Schiedsrichter verantwortlich."
Problematisch ist, dass Ribry mit seiner Spielweise mit Dribblings, Tricks und Übersteigern Zweikämpfe geradezu sucht und herausfordert. Wie genervte und vorgeführte Gegenspieler dann reagieren können, verriet der ehemalige Bayern-Kapitän und heutige "Premiere"-Experte Stefan Effenberg: "Wer den Ball so lange hält wie Ribry, muss sich nicht wundern, wenn er auf die Socken kriegt."
Ribry selbst wollte nach dem Hannover-Spiel kein Öl ins Feuer gießen und auf keinen Fall jammern. Der Franzose sprach von "ein paar aggressiven Attacken", wollte dies aber nicht überbewerten. "Das habe ich auch schon in Frankreich erlebt." Er werde seine Art zu spielen beibehalten und nicht ändern, kündigte der 25 Millionen Euro teure Vize-Weltmeister an. Aber er werde künftig "immer vorsichtiger" sein, wenn es in die Zweikämpfe geht.
Quelle: ntv.de