Breuer-Prozess IAAF lehnt Vergleich ab
14.03.2006, 19:56 UhrGrit Breuer darf sich bei ihrer Schadensersatzklage gegen den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) wenig Hoffnung auf die geforderten 300.000 Euro machen. Die IAAF lehnte am Dienstag beim Prozessauftakt am Stuttgarter Landgericht einen Vergleichsvorschlag der 17. Zivilkammer über 50.000 Euro ab. Das Urteil wird am 6. April verkündet.
Der Vorsitzende Richter Gerhard Klier deutete an, dass er den Fall möglicherweise nach Monaco, an den Sitz der IAAF, verweisen werde. "Katrin Krabbe hat viele Jahre gekämpft. So wie es aussieht, wird es wieder so gehen", sagte die frühere 400-Meter-Läuferin Breuer. 2001 hatte ihre langjährige Mitstreiterin nach der Clenbuterol-Affäre in einem Vergleich 1,5 Millionen Mark (669.000 Euro) von der IAAF erstritten.
Der Weg Breuers könnte nach Aussagen Kliers über das Oberlandesgericht Stuttgart und sogar den Bundesgerichtshof in Karlsruhe gehen, ehe vielleicht eines Tages im Fürstentum Monaco entschieden wird. "Es kommt noch ein langer und steiniger Weg auf Sie zu", sagte er zu der 33-Jährigen. Klier ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass die Sperre damals verhältnismäßig lang war: "Sie ist schlecht weggekommen, hatte mehr zu leiden als Sportler in späteren Fällen."
Die Staffel-Europameisterin von 2002 hatte wegen einer zweijährigen Sperre von 1993 bis 1995 wegen Medikamentenmissbrauchs geklagt. Ihr seien so Preis- und Sponsorengelder entgangen. Der Weltverband hatte sie sowie ihre Sprint-Kolleginnen Katrin Krabbe und Manuela Derr am 22. August 1993, dem Schlusstag der Weltmeisterschaften in Stuttgart, wegen "unsportlichen Verhaltens" für zwei weitere Jahre aus dem Verkehr gezogen. Zuvor hatte bereits der Rechtsausschuss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) eine Sperre wegen Medikamentenmissbrauchs von zwölf Monaten ausgesprochen. Im Urin des Trios waren Spuren des Kälbermastmittels Clenbuterol gefunden worden.
Breuer wurde in Stuttgart von Ren Gesse verteidigt, einem Anwalt der Kanzlei von Peter-Michael Diestel. Der letzte DDR-Innenminister Diestel vertritt derzeit auch die Interessen von Breuers Lebensgefährten Thomas Springstein in einem Aufsehen erregenden Prozess in Magdeburg: Springstein muss sich dort wegen Dopings von Minderjährigen verantworten und hat eine bundesweite Diskussion über Gen-Doping ausgelöst.
Breuer war - nachdem sie ihre Laufbahn im Dezember 2005 beendet hatte - mit ihrer Klage Krabbe gefolgt. Auf einen Vergleich will sich der Weltverband jedoch im Fall Breuer nicht mehr einlassen. "Wenn wir gewusst hätten, wie die Öffentlichkeit damals reagiert, hätten wir den Vergleich nie abgeschlossen", sagte Anwalt Harald Kahlenberg. Eine erneute Zahlung würde "ein extrem schlechtes Bild" von der IAAF zeichnen und möglichen Nachahmern den Weg ebnen. Breuer habe zudem keine so hohen Einbußen gehabt, unter anderem habe sie 1994 während ihrer Sperre 9.000 Mark Sporthilfe bekommen. Dies wies Breuer jedoch nach dem Prozess vehement zurück: "Das ist absurd. Es handelte sich dabei um frühere Zahlungen."
Am Dienstag schloss Breuer sogar eine Rückkehr auf die Laufbahn nicht aus. "Ein Comeback ist nie ausgeschlossen", sagte die 34-Jährige: "Schließlich findet 2009 eine WM in Berlin statt."
Quelle: ntv.de