Zwielichtiger Beratungsvertrag IHF-Boss in der Kritik
25.01.2010, 19:33 UhrSo sehr man bei der Handball-Europameisterschaft auch bemüht ist, die Skandale um Korruption und verschobene Spiele vergessen zu machen: Der Sport wird die Negativschlagzeilen einfach nicht los, weil er eine konsequente Aufarbeitung scheut. Nun steht wieder einmal Weltverbands-Präsident Hassan Moustafa im Ruch, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.

Umstritten: Hassan Moustafa, Präsident des Handball-Weltverbandes IHF.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Hassan Moustafa, Präsident des Handball-Weltverbandes IHF, ist erneut wegen fragwürdiger Geschäfte in die Kritik geraten. Der Ägypter hat nach einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" als Berater des ehemaligen IHF-Sport- und Fernsehrechte-Vermarkters Sportfive 602.000 Euro erhalten. Das in Hamburg ansässige Unternehmen räumte die Existenz entsprechender Verträge ein. "Wir bestätigen die Existenz der zwei Verträge, die unter der alten Geschäftsführung abgeschlossen und verhandelt worden sind. Unter dem neuen Management gibt es derzeit eine Prüfung des Sachverhaltes, die noch nicht abgeschlossen ist", erklärte Sportfive-Sprecherin Astrid Wiedemeyer.
Sportfive war bis zum 31. Dezember 2009 Vermarkter für die Fernsehrechte der IHF. Seit Beginn dieses Jahres liegen die Rechte bis 2013 beim Sportfive-Kontrahenten Ufa Sports. Die Tochter der RTL Group hatte sich in einem Bieterverfahren gegen Sportfive durchgesetzt und auf dem IHF-Kongress in Juni 2009 für rund 60 Millionen Schweizer Franken (rund 40,7 Millionen Euro) den Zuschlag erhalten. Einer der Geschäftsführer von Sportfive, der die Beraterverträge mit Moustafa ausgehandelt hatte, war Robert Müller von Vultejus, der Ende 2007 das Unternehmen verlassen hatte und zur 2008 neugegründeten Ufa Sports gewechselt war.
Hochbezahlter Lobbyist
Moustafa hatte laut "Spiegel" seit Oktober 2007 über seine nahe Kairo ansässige Firma Sport Group einen Vertrag als "Consultant" mit Sportfive, der einen Vorgänger-Kontrakt "geringfügig modifiziert" ablöste. Darin war festgeschrieben, dass der 65-jährige Ägypter "mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns" seine "guten Beziehungen zu Sportorganisationen und ihren Entscheidungsträgern" nutzen sollte. Zudem sollte Moustafa das Unternehmen "nach besten Kräften in seiner Anstrengung unterstützen, sich die Vermarktungsrechte an bedeutenden Veranstaltungen zu sichern".
Als Lobbyist für Sportfive hatte Moustafa die Summe in zwei Raten von 300 000 Euro und 302.000 Euro jeweils brutto erhalten. Die zweite Summe wurde nach Vertragsunterzeichnung im Oktober 2007 fällig. "Mindestens die Hälfte des Honorars floss auf ein Privatkonto Moustafas bei einer Filiale der Bank BNP Parisbas in Dokki, einem Stadtteil Gizehs", schreibt der "Spiegel". Dies sei ein ganz normaler Geschäftsvorgang und "Lebenswirklichkeit in meinem Heimatland", erklärte der Ägypter laut dem Nachrichtenmagazin. Auch habe er die Verträge der Ethik-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vorgelegt, die keine Einwände gehabt hätte. Nach Auskunft des Gremiums sei dies jedoch erst 2008 geschehen.
Quelle: ntv.de, dpa