"Nestbeschmutzer" abgewählt IHF schließt die Reihen
06.06.2009, 13:47 UhrDer Handball-Weltverband IHF geht weiter konsequent gegen Kritiker in den eigenen Reihen vor. Der Wiederwahl des umstrittenen Präsidenten Hassan Moustafa folgte die Abwahl von Generalsekretär Peter Mühlematter. Der hatte Moustafas zahlreiche Verfehlungen öffentlich kritisiert und damit nach Meinung der Delegierten dem Verband geschadet.
Peter Mühlematter ist als Generalsekretär des Internationalen Handball-Verbandes IHF abgewählt worden. Der Schweizer, der das Amt seit Dezember 2004 innehatte, unterlag am späten Freitagabend in Kairo bei einer Kampfabstimmung dem Franzosen Joël Delplanque klar. "Die Wahl gegen mich war schon vor dem Kongress eingefädelt und abgesprochen. Das hatte sich bald gezeigt. Das Votum des Präsidenten gegen meine Person zu Beginn des Kongresses erinnerte an ein Tribunal. Da hatte ich nicht den Hauch einer fairen Chance", sagte Mühlematter der Sportinformation Zürich.
Der Berner, ein entschiedener Kritiker des umstrittenen IHF-Präsidenten Hassan Moustafa, war bereits am Freitagvormittag zum Rücktritt aufgefordert worden, blieb aber im Amt. Die Kongress-Delegierten forderten Mühlematter wegen angeblich verbandsschädigenden Verhaltens mit 103 zu neun Stimmen zur sofortigen Demission auf. Dies war allerdings nach Einschätzung von Anwälten nach dem gültigen Schweizer Vereinsrecht - die IHF hat ihren Sitz in Basel - keine Abwahl, sondern nur eine "Abfrage" der Kongressmeinung gewesen.
Kritik absolut unerwünscht
Der Unmut der Delegierten über Mühlematter rührt aus dessen offener Kritik am zwielichtigen Gebaren von Verbandspräsident Hassan Moustafa. Anfang des Jahres machte Mühlematter öffentlich, dass gegen den Ägypter wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ermittelt wird. Moustafa hat unter anderem 600.000 Schweizer Franken an Reisespesen abgerechnet, ohne dafür Belege vorzulegen.
Zudem wurde Moustafa von Christer Ahl, bislang Chef der IHF-Schiedsrichterkommission, offen beschuldigt, die Spielmanipulationen in Asien gedeckt zu haben und unangekündigte Dopingkontrollen zu verhindern. Dennoch wurde der Ägypter gestern mit großer Mehrheit wiedergewählt. Moustafa erhielt 115 Stimmen, der von Ahl und Mühlematter unterstützte Gegenkandidat Jeannot Kaiser lediglich 25.
Der Luxemburger erwägt nun, sich aus dem Handball zurückzuziehen. Der "Berliner Zeitung" sagte er mit Blick auf die europäischen Verbände, die Moustafas Machenschaften decken: "Ich bin mir zu schade, für diese Idioten noch die Kastanien aus dem Feuer zu holen."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa