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Neuer Darts-Star Van den Bergh "Ich muss arrogant sein im Kopf"

Dimitri Van den Bergh kletterte durch den Triumph beim World Matchplay auf Rang zwölf in der Weltrangliste.

Dimitri Van den Bergh kletterte durch den Triumph beim World Matchplay auf Rang zwölf in der Weltrangliste.

(Foto: LAWRENCE LUSTIG)

Das World Matchplay hat das sportliche Leben von Dimitri Van den Bergh auf den Kopf gestellt. Der 26-jährige Belgier gewinnt völlig überraschend das zweitwichtigste Darts-Turnier des Jahres und springt dadurch in der Weltrangliste mal eben von Platz 26 auf 12. Vor dem Turnier noch einer von vielen aufstrebenden Darts-Talenten, ist Van den Bergh in diesem Sommer plötzlich zum Spitzenspieler geworden. Im Interview mit ntv.de spricht der "Dreammaker" über das größte Turnier seines Lebens, erzählt, wie er auf dem Bauernhof des Weltmeisters gereift ist und warum er auch vor leeren Zuschauerrängen nicht auf seine Tanzeinlagen verzichtet.

ntv.de: Wie viele Anfragen und Glückwünsche haben Sie seit dem Sieg beim World Matchplay bekommen?

Dimitri Van den Bergh: Ich habe unzählige Nachrichten bekommen, mit dem Antworten bin ich immer noch nicht fertig. Mein Handy ist eine Hotline im Moment, das ist verrückt.

Haben Sie mittlerweile begreifen können, was Sie in Milton Keynes geschafft haben?

Mittlerweile fängt es an, dass ich das begreife. Aber ich habe auch schon begonnen, wieder nach vorne zu schauen. Ich bin stolz, was ich geschafft habe, aber man darf nicht nur zurückschauen, sondern man muss die Zukunft in den Blick nehmen.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie den Scheck über umgerechnet knapp 165.000 Euro überreicht bekommen haben?

Ich war total überwältigt. Ich hatte ja auch nicht erwartet, dass ich als der Sieger aus diesem starken Feld mit den 32 besten Spielern der Welt hervorgehe. Das ist Wahnsinn.

Waren Sie also selbst von Ihrer eigenen Leistung überrascht?

Auf jeden Fall. Ich war von Runde eins an in jedem Spiel Außenseiter. Aber ich habe mir jedes mal gesagt, dass ich nur auf mich selbst schauen und an mich glauben muss. Dabei hatte ich zunächst mit Nathan Aspinall und Joe Cullen zwei Gegner, die mich zuvor fast immer geschlagen haben. Als ich die dann bei diesem Turnier, auf dieser großen Bühne, beide geschlagen habe, hat mir das viel Selbstvertrauen gegeben. Ab da war meine Nervosität weg.

Warum haben Sie beim World Matchplay auf der Bühne getanzt, obwohl gar keine Zuschauer da waren?

Wenn gute Musik läuft, tanze ich einfach gerne. Mein Manager kam vor ein paar Jahren mit dem Lied "Happy" von Pharrel Williams zu mir und meinte: "Dimi, das passt gut zu dir. Du bist immer fröhlich, optimistisch, schenkst jedem ein Lächeln." Das Lied ist echt perfekt für mich und mein Manager sagte, dass es beim Publikum total gut ankommt und ich noch mehr tanzen soll. Ich unterhalte damit die Zuschauer und für mich hat es den Effekt, dass ich meinen Stress vor einem Spiel wegtanze.

Sie haben während des Corona-Lockdowns auf dem Bauernhof von Peter Wright und seiner Familie gewohnt. Wie war diese Zeit?

Es war ja zunächst einmal nicht geplant, dass ich so lange bei Peter und seiner Familie wohnen würde. Man wusste ja nicht, wie lange dieser Lockdown anhält. Ich habe meine Ruhe gefunden, konnte entspannen und häufig mit meiner Familie telefonieren. Natürlich habe ich auch Dart gespielt mit Peter, aber nicht so konzentriert. Man wusste zu dem Zeitpunkt ja auch nicht, wofür man trainiert. Es gab ja noch keinen neuen Turnierkalender.

Was haben Sie vom amtierenden Weltmeister gelernt?

Ich habe gelernt, worauf es im Training wirklich ankommt. Es geht nicht darum, nur zu spielen. Peter hat mir eine andere Art von Training beigebracht. Er hat mir gezeigt, wie ich weniger Stress an mich heranlasse und wie ich mich noch mehr auf das fokussieren kann, was ich kann. Ich war während des World Matchplay komplett im Tunnel, habe mich immer wieder darauf konzentriert, was ich gelernt habe. In wichtigen Momenten habe ich tief durchgeatmet, mit mir selbst gesprochen und mich nur auf das konzentriert, was ich schaffen kann. Die drei Monate bei Peter und seiner Familie weiß ich sehr zu schätzen, denn auf einmal bin ich World-Matchplay-Champion.

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Knapp 165.000 Euro Preisgeld sind der mit Abstand höchste Zahltag Ihrer Karriere. Wie viel Geld bleibt davon übrig?

Man zahlt Steuern auf das Preisgeld, ein kleiner Teil geht an die Spielergewerkschaft PDPA und privat habe ich natürlich auch eine Regelung mit meinem Manager getroffen, der auch einen Teil bekommt.

Wie sehen Ihre Ziele für die nächsten Monate und Jahre an?

Es geht erstmal darum, Konstanz in meine Leistungen zu bekommen. Ich werde jetzt nicht jedes Turnier gewinnen können, ich bin ja keine Maschine. Ich will natürlich in den Top 16 der Weltrangliste bleiben. Aber ich muss immer hart arbeiten, immer den Fokus behalten. Ich muss arrogant sein im Kopf, muss noch mehr an mich glauben und muss mir klarmachen, dass ich zu Recht auf den großen Bühnen stehe.

Und nächstes Jahr tanzen und spielen Sie in der Premier League?

Das wäre cool. Aber ich bleibe mit beiden Füßen auf dem Boden. In die Premier League wollen viele Spieler, aber es dürfen ja nur neun bis zehn dabei sein. Noch beschäftige ich mich mit der Premier League nicht, meine Gedanken sind erstmal bei den nächsten Turnieren in diesem Jahr.

Sie sind als Nummer 26 der Weltrangliste in das World Matchplay gestartet, haben völlig überraschend als erster belgischer Dartspieler ein Major-Turnier gewonnen. Wie lange müssen wir in Deutschland auf den Durchbruch warten?

Ich weiß, dass es in Deutschland sehr viele Spieler mit Qualität gibt. Max Hopp und Gabriel Clemens haben auf jeden Fall das Zeug dazu, große Spieler zu werden und auch mal ein großes Turnier zu gewinnen. Ich bin ein Fan von beiden und auch Nico Kurz, der Sieger der deutschen Super League, hat es in sich. Es ist eine Frage der Zeit und vor allem ist der Glaube an sich selber entscheidend. Ich habe sechs, sieben Jahre gebraucht, habe in der Zeit viel Erfahrung gesammelt und bin geduldig geblieben.

Mit Dimitri Van den Bergh sprach Kevin Schulte

Quelle: ntv.de

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