Interview mit Wladimir Klitschko "Ich spiele kein Schach, sondern ich boxe"
06.10.2013, 12:47 Uhr
Wladimir Klitschko bleibt der weltweit beste Boxer im Schwergewicht.
(Foto: dpa)
Wladimir Klitschko bleibt das Nonplusultra im Schwergewichtsboxen. Den "Machtkampf in Moskau" gegen Alexander Powetkin dominiert er nach Belieben. Im Interview erklärt Klitschko, warum ihm der Kampf trotzdem nicht ganz leicht fiel, und warum er in Moskau ein wenig Angst hatte.
Wladimir Klitschko, Sie bleiben nach dem souveränen Sieg gegen Alexander Powetkin überlegener Box-Weltmeister im Schwergewicht. Wie hat es sich für Sie angefühlt?
Wladimir Klitschko: Es war ein Kampf gegen einen Gegner, der vorher nie verloren hat und auch dieses Mal in seiner Heimat unbedingt gewinnen wollte. Das war der Kampf seines Lebens - und es war nicht leicht. Er ist trotz der vielen Treffer auf den Beinen geblieben und ist immer weiter marschiert, das war nicht einfach für mich. Er hat bis zum Schluss sogar noch versucht, den Lucky Punch zu landen. Ich musste mich schinden, aber es hat sich gelohnt.
Hat es Sie geärgert, dass Powetkin in der siebten Runde nicht K.o. gegangen ist?
Ja, ein bisschen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich ihn noch sauberer treffen könnte. Aber das konnte ich leider nicht, obwohl ich in der siebten und achten Runde sehr gut dabei war. Ich habe da aber schon gewusst, dass ich den Kampf eindeutig gewinnen werde. Es ist trotzdem immer ein Traum von mir, dass ich die Kämpfe so dominiere, dass der Gegner keine Chance hat, mich zu treffen - und ich ihn ausknocke.
Durch die Kampfbörse von 12,88 Millionen Euro, die höchste Ihres Lebens, sind Sie jetzt der Reichere der beiden Klitschkos. Wie geht Ihr Bruder Vitali damit um?
Ich habe mich nur auf den sportlichen Erfolg konzentriert. Ich mache das seit 17 Jahren, habe mich nie nur um Geld gekümmert und auch nicht mit Vitali darüber gesprochen. Meine Motivation war, den Kampf zu gewinnen. Das habe ich geschafft.
Viele der 14.000 Fans in der Moskauer Olympiahalle waren gegen Sie, aber es gab einige Anhänger aus der Ukraine. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Es war wie in einem Fußballstadion. Es gab Fans von Powetkin, und es gab Fans von mir - das war gut so. Am Ende wurde es laut und emotional, wie das im Sport eben sein soll. Es gab keine schlimmen Auseinandersetzungen, das war wegen der politischen Situation vor dem Kampf ein bisschen meine Angst. Aber zum Glück ist alles friedlich geblieben.
Wie lange machen Sie jetzt eine Pause vom Boxen?
Keine Ahnung. Ich war gerade acht Wochen im Trainingslager und habe mich auf diesen Kampf vorbereitet, jetzt möchte ich mich einfach entspannen. Ich mache keinen Urlaub, aber suche etwas Abwechslung von der Arbeit. Ich freue mich sehr auf diese Zeit.
Sie haben nur eine kleine Verletzung unter dem linken Auge. Hat Sie Powetkin da hart getroffen?
Ich habe etwas abgekriegt, weiß es nicht genau, wie das passiert ist. Aber gut, ich spiele ja auch nicht Schach, sondern ich boxe.
Die Fragen stellte Thomas Wolfer, sid
Quelle: ntv.de, sid