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"Nordamerika-Tour eine Pleite" Italien rätselt über Ferrari-Krise

Ferrari bläst in der Formel 1 zum Gegenangriff. Bei den Tests in Silverstone arbeitet die gebeutelte Scuderia fieberhaft an ihrem Comeback beim Großen Preis von Frankreich am übernächsten Wochenende. Mit einem neuen Aerodynamik-Paket sollen die roten Renner zu den davon eilenden McLaren-Mercedes von WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton (58 Punkte) und Titelverteidiger Fernando Alonso (48) aufschließen.

"Die Nordamerika-Tour war eine Pleite", urteilte die "La Gazzetta dello Sport" und auch Ferrari-Sportdirektor Stefano Domenicali gab offen zu: "Das war eine Ohrfeige für uns". Ferrari ist auf Talfahrt, die Trendwende bitter nötig. Felipe Massa (39) trennen nun schon 19 Punkte von Spitzenreiter Hamilton, von Kimi Raikkönen (32) gar schon 26. In der Konstrukteurswertung liegt Ferrari (71) schon 35 Punkte hinter McLaren-Mercedes (106) zurück.

Während die Ingenieure nach Auswegen aus der Krise suchen, betreiben die enttäuschten Fans und die entsetzten Experten in Italien Ursachenforschung. Ferraris Vorsprung bei den Reifen sei aufgebraucht und das Auto einfach langsamer als das des WM-Rivalen McLaren-Mercedes, analysierte die "La Gazzetta dello Sport". Mittlerweile hätte sich McLaren, das im vergangenen Jahr noch mit Michelin-Pneus fuhr, auf die neuen Bridgestone-Reifen eingestellt.

Vor allem im Windschatten hätte Ferrari große Probleme. Deshalb arbeitet die "Scuderia" auch so fieberhaft an der Aerodynamik. Fahren die "Roten" im Rennen hinter anderen Autos, bringen sie die Motorleistung nicht effizient genug auf die Piste. Auch die Rennstrategen an der Box und die Piloten werden in Italien kritisiert, vor allem Raikkönen. "Die Hoffnung, dass er bald schon Michael Schumachers Erbe antreten könne, verflüchtigt sich immer mehr", klagt die "La Gazzetta dello Sport".

Die "Tifosi" vermissen den Deutschen sehr. Seine unerreichten Fähigkeiten bei der Weiterentwicklung des Rennwagens genauso wie seine oft kompromisslos aggressiven Starts. "Außer in Australien hat Kimi nie brilliert", kritisiert die "Gazzetta". Dass Raikkönen die Starts verschlafe, stimme jedoch nicht, verteidigt Ferrari den Finnen. "Wir zweifeln nicht an seiner Reaktionszeit", sagte Renn-Ingenieur Luca Baldisseri. Auch Sportdirektor Domenicali nahm den Piloten in Schutz: "Seine Leistungen während des Rennens machen uns zuversichtlich", sagte der Ferrari-Ingenieur.

Anders als der weniger kritisierte Massa habe Raikkönen aber sehr wohl noch Probleme mit den für ihn neuen Bridgestone-Reifen. Er fühle sich noch nicht hundertprozentig sicher darauf, meinen Experten. "Iceman" Raikkönen bleibt trotz der wachsenden Kritik gewohnt cool. Sobald der Ferrari wieder schnell genug für die Pole-Position sei, würden sie auch wieder gewinnen, meint der Finne. Für ihn scheinen also zunächst die Ingenieure gefragt.

Bernhard Krieger, dpa

Quelle: ntv.de

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