Dritte Finalpleite für Medwedew 22-jähriger Sinner dreht 0:2-Rückstand im Australian-Open-Finale
28.01.2024, 13:31 Uhr
Sinner ist der erste italienische Grand-Slam-Champion seit 1976.
(Foto: REUTERS)
Die Australian Open haben einen neuen Champion: Jannik Sinner triumphiert nach seinem Halbfinal-Coup gegen Rekordchampion Novak Djokovic auch im Endspiel gegen Daniil Medwedew. Dabei liegt der Italiener zwischenzeitlich mit 0:2 Sätzen zurück.
Jannik Sinner strubbelte sich fassungslos durch die rot-blonden Haare, klopfte auf sein großes Kämpfer-Herz und ließ sich mit erhobenen Armen vom Publikum feiern: Der Südtiroler ist am Ziel seiner Träume angekommen und hat erstmals einen Grand-Slam-Titel gewonnen. Der 22 Jahre alte Shootingstar setzte sich in einem packenden Endspiel von Melbourne nach einem furiosen Comeback mit 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 6:3 gegen den Russen Daniil Medwedew durch und versetzte sein Heimatland Italien durch den ersten Major-Titel seit 48 Jahren in Ekstase.
Für Sinner ist es nach dem Davis-Cup-Triumph im November das nächste große Highlight seiner jungen Karriere, nie zuvor hatte er in einem Grand-Slam-Finale gestanden. Der Weltranglistenvierte, der im Halbfinale Serien-Champion Novak Djokovic mit einer sensationellen Leistung ausgeschaltet hatte, kann sich über rund 1,9 Millionen Euro und den Norman Brookes Challenge Cup freuen.
Medwedew hingegen verlor auch sein drittes Finale in Melbourne, bereits 2021 (gegen Djokovic) und 2022 (gegen Rafael Nadal) war er leer ausgegangen - auch gegen Nadal hatte er eine 2:0-Satzführung verspielt. Der Russe, der im Halbfinale Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev nach 0:2-Satzrückstand in einem Fünfsatz-Krimi besiegt hatte, muss damit nach seinem Triumph bei den US Open 2021 weiter auf seinen zweiten Grand-Slam-Titel warten.
Kein Breakball gegen Djokovic - jetzt drei Breaks in zwei Sätzen
Es war das erste Männer-Finale am Yarra River seit 2005, das ohne die Beteiligung von Djokovic, Roger Federer oder Rafael Nadal über die Bühne ging. Sinner ging als leichter Favorit in die Partie, nachdem er sich im Turnierverlauf in herausragender Form präsentiert hatte. Medwedew hingegen hatte in sechs Spielen dreimal über fünf Sätze gehen müssen.
Sinner war die Nervosität im bislang wichtigsten Spiel seiner Karriere deutlich anzumerken. Der Italiener kassierte ein frühes Break und leistete sich ungewöhnlich viele leichte Fehler. Medwedew drückte zwei Tage nach seinem Marathon-Match gegen Zverev dagegen aufs Tempo. Der Russe hatte im vorherigen Turnierverlauf gut sechs Stunden länger dem Platz gestanden als Sinner, der nur im Halbfinale gegen Djokovic einen Satz abgegeben hatte. Medwedew war deshalb daran interessiert, schnelle Punkte zu machen und den Druck auf Sinner hochzuhalten.
Das gelang ihm zwei Sätze lang auf eindrucksvolle Art und Weise. Den ersten Durchgang holte er sich nach gerade einmal 36 Minuten. Auch im zweiten Satz nahm er Sinner zweimal den Aufschlag ab und zog schnell auf 5:1 davon. Gegen Djokovic hatte Sinner im gesamten Spiel keinen einzigen Breakball zugelassen. Nun hatte er in zwei Sätzen bereits drei Breaks kassiert und schaute verzweifelt zu einem Trainer Darren Cahill auf die Tribüne.
Becker sieht Medwedews Kräfte schwinden
Der erfahrene Coach versuchte, Sinner zu beruhigen und ihm Mut zuzusprechen. Und in der Tat fing der 22-Jährige endlich an, seine Form zu finden. Sinner verkürzte auf 3:5, wehrte einen Satzball von Medwedew ab und hatte selbst einen Breakball. Doch Medwedew überstand die kritische Phase und holte sich auch den zweiten Satz. Sinner war nun aber endlich im Finale angekommen. Er leistete sich weniger Fehler und agierte deutlich druckvoller. Zugleich waren Medwedew die Strapazen der vergangenen Spiele anzumerken. Sinner bestimmte fortan die Ballwechsel und holte sich unter dem Jubel der Zuschauer den dritten Satz.
"Man merkt, Medwedew ist nicht mehr ganz so spritzig", sagte Boris Becker bei Eurosport und erinnerte an das Endspiel vor zwei Jahren gegen Nadal: "Natürlich geht dir dieses Gespenst durch den Kopf."
Der Italiener blieb am Drücker und erspielte sich zu Beginn des vierten Durchgangs einige Breakchancen. Doch Medwedew hielt dagegen und fand immer noch einen Weg, sein Service zu halten. Bis zum 4:5 - dann schaffte Sinner das Break und erzwang einen Entscheidungssatz. Dort war Medwedew dann komplett am Ende seiner Kräfte. Sinner schaffte das Break zum 4:2 und holte sich wenig später den Titel.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa