Zehnte Etappe der Tour de France Kämna verpasst Gelbes Trikot um elf Sekunden
12.07.2022, 17:31 Uhr
In Gelb fährt Kämna zwar nicht, ist jetzt aber erster Verfolger von Dominator Tadej Pogacar.
(Foto: IMAGO/Sirotti)
Auf den letzten Kilometern fängt das große Rechnen an, im Ziel der 10. Etappe der Tour de France muss Lennard Kämna neun lange Minuten warten. Dann erreicht der bisherige Gesamtführende Tadej Pogacar das Ziel - und es wird klar, dass Kämna nur ein Hauch zum ersten Platz und zum Gelben Trikot fehlt.
Lennard Kämna stieg völlig abgekämpft von seinem Rad, dann blickte er mit bangem Blick die Landebahn des Flugplatzes in Megeve hinunter. Die entscheidende Frage beim Schlussakt des Dramas: Wo ist Tadej Pogacar? Reicht es für die Eroberung des Gelben Trikots? Die ernüchternde Antwort: Nein! Elf Sekunden fehlten Kämna, um als 15. deutscher Radprofi ins Maillot jaune zu schlüpfen.
Die Gründe für den verpassten Gelb-Coup und den auf Rang zehn am Ende deutlich verfehlten zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere hatte Kämna jedenfalls schnell parat. "Es lief halt überhaupt nicht. Ich hatte heute das Gefühl, dass jeder gegen mich fährt in der Spitzengruppe", sagte der Profi von Bora-hansgrohe, der im Gesamtklassement auf Rang zwei kletterte, in der ARD: "Es hat echt gar keinen Spaß gemacht den letzten Berg hoch. Am Ende habe ich alles gefahren, was ich hatte."
Sein Sportdirektor Torsten Schmidt zeigte sich trotz des verpassten Überraschungscoups trotzdem sehr zufrieden mit seinem Schützling: "Das Ziel war, mit Lenny die Etappe zu gewinnen. Aber als die Lücke so groß war, hatten wir die Chance auf Gelb. Es ist schade, dass es so knapp nicht geklappt hat."
Ein Trikot bleibt aber in deutscher Hand: Denn parallel verteidigte Landsmann Simon Geschke sein am Sonntag erobertes Bergtrikot auf den 148,1 Kilometern. Titelverteidiger Pogacar muss sich trotz der knapp verteidigten Gesamtführung nach dem zweiten Coronafall, der in seinem UAE-Team vor der Etappe bekannt wurde, aber weiter große Sorgen machen. Der Tagessieg ging an den Dänen Magnus Cort Nielsen. Georg Zimmermann belegte als bester Deutscher den sechsten Rang.
Im Finale schwinden die Kräfte
Im August 2020 hatte Kämna beim Criterium du Dauphine oben auf dem Flugplatz von Megeve seinen ersten Profisieg gefeiert, einen Monat später bejubelte er in Villard-de-Lans mit einem beeindruckenden Soloritt auf der 16. Etappe seinen ersten Tour-Erfolg. Am ersten "echten" Ruhetag am Montag hatte Kämna seine Ambitionen nach dem nur knapp verpassten Sieg am Freitag untermauert. "Es gibt noch ein paar schöne Bergetappen, ich werde es auf jeden Fall noch probieren. Die Chance wird sich noch ergeben", sagte der deutsche Zeitfahrmeister.
Nach einer erwartet unruhigen Anfangsphase dauerte es knappe 65 Kilometer, bis sich eine Fluchtgruppe bildete. Und die ließ sich Kämna nicht entgehen. Ebenfalls mit in der 25 Fahrer starken Gruppe war Georg Zimmermann. Die Gruppe fuhr in der Spitze über neun Minuten auf das Hauptfeld um Dominator Pogacar heraus. Auch ein kurzzeitiger Klimastreik brachte Kämna und Co. zunächst nicht aus dem Konzept.
Im packenden, über 21 Kilometer langen Anstieg hinauf nach Megeve schwanden bei Kämna sichtlich die Kräfte, das spannende Finale der Ausreißergruppe, das Magnus Cort im Fotofinish für sich entschied, verfolgte er nur noch aus der Distanz. Dann begann das Warten auf Pogacar. Doch der Slowene war dann doch elf Sekunden zu schnell.
Quelle: ntv.de, tsi/sid