Franz Beckenbauer hat seine Mannschaft nach der Champions-League-Pleite gegen Olympique Lyon in die Pflicht genommen und erwartet im Bundesliga-Schlager gegen Borussia Dortmund eine Trotzreaktion. "Was wir jetzt brauchen, sind ganze Kerle. Spieler, die mit Leidenschaft und Kampfeswille auf den Platz gehen", schrieb der Präsident des FC Bayern München in seiner Kolumne in der "Bild"-Zeitung.

Im Duell mit den Borussen am Sonntagabend im Olympiastadion werde man feststellen können, ob die Mannschaft Charakter hat, so Beckenbauer weiter. "In dieser Situation, wo das Aus in der Champions League und das Niemandsland in der Bundesliga drohen, brauchen wir keine Eier, wir brauchen schon gar keine Weicheier." Der Aufsichtsratschef forderte Spieler, die Anforderungen an sich selbst stellen. "Einsatz bis zum Umfallen - das wollen die Zuschauer sehen."

Keine Spielfreude

Beckenbauer zeigte kein Verständnis dafür, dass sich eine Klasse-Mannschaft, die zu den besten Europas zählt, sich durch ein, zwei Spiele so aus dem Rhythmus bringen lasse und erinnerte an den November des vergangenen Jahres, als die Bayern in einer ähnlichen Krise steckten. Der 58-Jährige vermisst in der Mannschaft "den Spaß, die Spielfreude, die Bewegung ohne Ball. Da läuft alles nur noch in Zeitlupe ab".

Der Reinigungsprozess müsse jetzt von den Spielern selbst ausgehen, so der ehemalige Teamchef. Als nervend empfindet Beckenbauer "das ständige Gerede vom Chef. Michael Ballack ist noch kein Chef - er ist auf dem Weg dahin, und da muss man ihm Zeit lassen. Außerdem. Wieso nur ein Chef? In dieser Mannschaft, vollgestopft mit Nationalspielern, müssen elf Chefs stehen. Das muss jeder Verantwortung übernehmen können."